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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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wir alle zusammen in einer besseren Welt vereint sein werden. Bitte verzeih mir, dass ich nicht den Mut hatte, dir schon eher zu helfen. Ich werde dich immer lieben.
    Auf ewig die Deine
Claire
    Als Tom zu Ende gelesen hatte, liefen Benny die Tränen über die Wangen. Er wandte sich ab, schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte.
    Tom ging zu ihm, nahm ihn in die Arme und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann gab er ihn frei, holte tief Luft und zog ein weiteres Messer aus seinem Stiefel – sein Lieblingsmesser, ein zweischneidiger schwarzer Dolch mit geriffeltem Heft und einer 15 Zentimeter langen Klinge.
    Benny glaubte zunächst nicht, sich das Ganze ansehen zu können, doch nach einem Moment hob er den Kopf und sah zu, wie Tom den Brief vor Harold Simmons auf den Tisch legte und glatt strich. Dann trat er hinter den Zombie, drückte ihm sanft den Kopf nach vorne und setzte die Spitze des Messers in die Vertiefung an der Schädelbasis.
    Â»Wenn du willst, kannst du wegschauen, Benny«, sagte er.
    Benny wollte zwar nicht zuschauen, wandte sich aber auch nicht ab.
    Tom nickte. Erneut holte er Luft und stieß dem Zombie die Klinge tief in den Nacken. Fast mühelos glitt das Messer in denSpalt zwischen Rückgrat und Schädel und die rasiermesserscharfe Schneide durchtrennte den Hirnstamm.
    Im nächsten Moment zappelte Harold Simmons nicht länger. Sein Körper zuckte nicht und er wand sich auch nicht in Todeskrämpfen. Er sackte einfach nur nach vorne gegen die Seidenschnüre und blieb reglos sitzen. Ganz gleich, welche Macht ihn beherrscht hatte, welcher Erreger, welche Strahlung oder was auch immer den Mann hinweggerafft und in einen Zombie verwandelt hatte – diese Macht war nun gebrochen.
    Tom schnitt die Schnüre durch, die Simmons Arme hielten, nahm beide Hände nach vorne und legte sie auf den Tisch, sodass die Handflächen des Toten den Brief hielten. »Friede sei mit dir, Bruder«, sagte Tom, wischte das Messer ab und trat zurück. Dann schaute er Benny an, der hemmungslos schluchzte.
    Â»Jetzt weißt du, was ich hier draußen tue, Benny.«

TEIL ZWEI
ZOMBIEKARTEN
SAMMLE DAS GANZE SET!
    J eder trägt seine eigenen Monster mit sich.
    Richard Pryor

Nach ihrer Rückkehr unternahm Benny fünf Tage lang gar nichts. Morgens setzte er sich in den Hinterhof, unsichtbar im kühlen Schatten des Hauses, während die Sonne im Osten aufging. Wenn die Sonne am Himmel stand, ging Benny hinein, setzte sich in sein Zimmer und starrte aus dem Fenster. Bei Sonnenuntergang trottete er nach unten und hockte sich auf die oberste Stufe der Veranda. Er sprach kaum mehr als ein Dutzend Worte. Tom bereitete die Mahlzeiten zu und tischte sie auf; manchmal aß Benny etwas und manchmal nicht.
    Tom unternahm keinen Versuch, ein Gespräch zu erzwingen. Jeden Abend drückte er Benny und erklärte: »Wir können morgen reden … wenn du möchtest.«
    Am dritten Tag kam Nix vorbei. Als Benny sie auf der anderen Seite des Gartentors stehen sah, nickte er ihr nur kurz zu. Sie kam trotzdem herein und setzte sich neben ihn.
    Â»Ich wusste gar nicht, dass ihr wieder zurück seid«, sagte sie.
    Benny schwieg.
    Â»Alles in Ordnung mit dir?«
    Benny zuckte die Achseln, schwieg aber weiterhin.
    Nix blieb fünf Stunden neben ihm sitzen und ging dann nach Hause. Als Chong und Morgie mit Baseballhandschuhen und einem Ball kamen, fing Tom sie am Gartentor ab.
    Â»Was ist denn mit Benny los?«, fragte Chong.
    Tom nippte an einem Glas Wasser und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die sonnentrunkenen Bienen, die träge über der Hecke schwebten. »Er braucht ein bisschen Zeit, das ist alles.«
    Â»Zeit wofür?«, hakte Morgie nach.
    Doch Tom gab keine Antwort. Die drei schauten zur Treppe, wo Benny auf die Grashalme starrte, die sich über die Ränder seiner Turnschuhe bogen.
    Â»Er braucht einfach etwas Zeit«, wiederholte Tom.
    Also zogen Chong und Morgie schweigend ab.
    Nix kam am nächsten Tag wieder. Und am übernächsten. Am Morgen des sechsten Tages brachte sie in einem Flechtkorb ofenwarme Heidelbeermuffins. Benny nahm sich einen Muffin, schnupperte daran und aß ihn kommentarlos. Zwei Krähen landeten auf dem Zaun, woraufhin Benny und Nix sie fast eine Stunde lang beobachteten.
    Â»Ich hasse sie«, sagte Benny.
    Nix nickte. Sie wusste, dass sich die Bemerkung weder auf die Krähen noch

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