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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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auf sonst etwas bezog, das sie beide sehen konnten. Wen Benny meinte, wusste sie nicht, aber sie verstand, was Hass war. Ihre Mutter war förmlich gelähmt vor Hass. Nix konnte sich an keinen einzigen Tag erinnern, an dem ihre Mutter keinen Grund fand, Rotaugen-Charlie zu verfluchen und ihn in die Hölle zu wünschen.
    Benny beugte sich vor und hob einen Stein auf und einenAugenblick betrachtete er die Krähen, als wollte er den Stein nach ihnen werfen, so wie Morgie und er es immer taten. Nicht, um die Vögel zu verletzen, sondern um ihnen einen erschreckten Laut zu entlocken. Benny wog den Stein in seiner Hand, öffnete dann aber die Finger und ließ ihn ins Gras fallen.
    Â»Was ist da draußen passiert?«, stellte Nix die Frage, die seit einer Woche in der Luft gelegen hatte.
    Benny benötigte zehn Minuten, um ihr vom Leichenland zu berichten. Aber er erzählte nicht nur von den Zombies, sondern auch von drei Kopfgeldjägern auf einer Landzunge an einem Wasserlauf in den Bergen. Seine Stimme klang emotionslos, fast monoton, doch Nix weinte bereits, lange bevor er geendet hatte. Bennys Augen blickten hart und trocken, als hätte der Anblick in den Bergen sämtliche Tränen versiegen lassen. Nix legte ihre Hand auf Bennys und so saßen sie noch eine geschlagene Stunde nebeneinander und sahen zu, wie der Tag verstrich.
    Während der ganzen Zeit wartete Nix darauf, dass Benny seine Hand drehen würde, ihre Hand in seine nehmen, seine Finger um ihre legen oder mit ihren verschränken würde. Nie zuvor hatte sie sich ihm näher gefühlt und an die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft geglaubt als in diesem Moment. Doch die Stunde zerrann und Benny erwiderte ihren Griff nicht, sondern duldete ihn lediglich.
    Als die abendlichen Grillen zu zirpen begannen, stand Nix auf und ging durch das Gartentor hinaus. Seit Benny seinen Bericht beendet hatte, hatte er kein einziges Wort mehr gesagt. Nix war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt mitbekommen hatte, dass sie seine Hand gehalten hatte. Oder dass sie gegangen war.
    Während des gesamten Nachhausewegs weinte sie. Leise undohne jede Theatralik. Nicht weil sie Benny verloren hatte, sondern weil sie nun wusste, dass er ihr nie gehört hatte. Sie weinte wegen des Schmerzes, den er in sich trug – ein Schmerz, den sie niemals würde lindern können.
    Benny blieb auf der Veranda sitzen, bis es stockdunkel war. Zweimal schaute er zum Gartentor, erinnerte sich, wie Nix es leise geöffnet und hinter sich wieder geschlossen hatte. Es schmerzte ihn – nicht weil sie gegangen war, sondern weil sie sich nach ihm sehnte und er dies nun spüren konnte. Er hatte immer geahnt, dass da etwas gewesen war, aber nun konnte er es aus einem unerklärlichen Grund irgendwie spüren. Und er wusste, dass er sie auch wollte. Er wollte seinen Eid mit Chong brechen und vergessen, dass sie nur Freunde waren und …
    Er wollte eine Menge Dinge. Aber die Welt hatte sich verändert und als er die Chance gehabt hatte, ihre Hand zu nehmen, hatte er die Gelegenheit verstreichen lassen.
    Warum eigentlich?
    Er wusste, dass es nichts mit dem Eid zu tun gehabt hatte oder mit Freundschaft. So viel wusste er – aber alles andere waren nur schemenhafte Gedanken, die er nicht fassen konnte. Nichts ergab mehr einen Sinn. Obwohl er sie schon nicht mehr sehen konnte, spürte er noch die Wärme ihrer Berührung auf seiner Hand.
    Â»Nix«, sagte er. Aber sie war fort und er hatte sie gehen lassen. Langsam stand er auf und schlug sich den Staub von der Jeans. Dann schaute er zu dem gelben Mond hoch, der jenseits des Gartenzauns am Himmel hing. Es war derselbe Mond wie zuvor, doch er sah jetzt anders aus. Und Benny wusste, dass er ihn von nun an immer mit anderen Augen betrachten würde.

Der darauffolgende Morgen war ziemlich kühl für Anfang September. Benny lag im Bett und starrte aus dem Fenster, hinauf zu den dichten weißen Wolken, die sich hoch über den Bergen auftürmten. Die feuchte Luft kündigte baldigen Regen an.
    Benny war schon länger als eine Stunde wach, als er bemerkte, dass es ihm besser ging. Nicht vollständig. Vielleicht nicht einmal besonders viel besser. Eben einfach … besser.
    Es war die letzte Woche der Sommerferien. Am nächsten Montag würde die Schule wieder beginnen, auch wenn er sie – in Anbetracht seines neuen Jobs – nur halbtags

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