Lost Land
sollte Charlie sich für Lilah interessieren? Er kannte sie doch nicht einmal.« Benny schwieg einen Moment und starrte Tom an. »Oder vielleicht doch?«
»Oh doch, er kennt das Mädchen«, erwiderte Tom. »Und wenn man bedenkt, wie eng verwandt Charlie mit Big Zak und deinem Freund Zak Junior ist, dann hat Charlie sie wahrscheinlich darauf angesetzt, ihm davon zu berichten, wann immer das Verlorene Mädchen erwähnt wird. Sogar bei etwas so Harmlosemwie ihrem Bild auf einer Zombiekarte. Ich kann mir vorstellen, dass es Charlie ganz schön aufgerüttelt hat, als er erfuhr, dass mein kleiner Bruder ein Porträt von Lilah in seinem Zombiekartenspiel gefunden hat.« Tom warf einen Blick auf den Leichnam, hob den Kopf und lauschte konzentriert. »Der Regen hat fast aufgehört. Hör zu, Benny. Ich will beim Morgengrauen aufbrechen und ich will, dass du mitkommst.«
»Aufbrechen? Wohin denn?«
»Ins Leichenland, Kleiner.«
»Aber ⦠warum?«
»Weil wir das Verlorene Mädchen vor Rotaugen-Charlie und dem Motor City Hammer beschützen müssen«, erklärte Tom. »Und bete lieber, dass wir nicht schon zu spät sind.«
Aber die Nacht hielt für die Brüder Imura noch weitere Ãberraschungen bereit.
Zunächst mussten sie den Leichnam des Künstlers aus dem Haus schaffen und der Stadtwache übergeben. Zwei Männer kamen mit einem Pferdegespann, um die Leiche abzuholen. Begleitet wurden sie von Captain Strunk, der von den nächtlichen Geschehnissen mitgenommen und erschöpft wirkte. Strunk war einst Schauspiellehrer und Regisseur gewesen, doch während der chaotischen Ereignisse der Ersten Nacht hatte er seinen Mann gestanden und die Verteidigung einer Schule übernommen, die während einer abendlichen Probe für ein neues Stück von Zombies angegriffen wurde. Die Schüler hielten drei Wochen gegen die lebenden Toten stand, immer in der Hoffnung, dass bald Hilfe kommen würde â doch die traf nie ein. Am Ende wurden die Zombies jedoch von anderen Geschehnissen abgelenkt â Menschen auf der Flucht, Tiere, die durch die Kleinstadt streiften. Als sich nur noch ein knappes Dutzend der Toten auf dem Schulhof aufhielten, kleidete Strunk seine Schüler in schwere Mäntel und Chorroben, bewaffnete sie mitGolfschlägern, Hockeystöcken und Baseballschlägern aus der Sporthalle und führte seine improvisierte Armee aus der Gefahrenzone heraus. Von den ursprünglich 37 Kindern und vier Erwachsenen, die das Gebäude mit ihm verlieÃen, lebten noch 28 Kinder und zwei Erwachsene, als sie schlieÃlich auf eine andere Flüchtlingsgruppe stieÃen, die eine eingezäunte Siedlung in Mittelkalifornien ansteuerte. Strunk half dabei, die Verteidigungsanlagen der Stadt aufzubauen und diente als ihr erster Bürgermeister. Nun befehligte er die Patrouillen am Zaun und die Stadtwache. Und obwohl er und Tom in vielen Dingen ähnlicher Meinung waren, verspürte Strunk nicht den geringsten Wunsch, die Stadt zu erweitern oder die Welt zurückzuerobern â das Bild jener Kinder, die er nicht hatte retten können, suchte ihn Nacht für Nacht heim.
Jetzt sah Strunk zu, wie seine Gehilfen den Leichnam des Künstlers auf den Karren luden, und hörte sich Toms Bericht der Ereignisse an. Kurz darauf kam auch Bürgermeister Kirsch aus seinem Haus nebenan und gesellte sich zu ihnen.
»Und du glaubst, das hier war das Werk von Charlie und dem Hammer?«, fragte Strunk und fuhr sich mit den Fingern durch seine dichten, grauen Locken.
»Ja, Keith, davon bin ich überzeugt.«
Bürgermeister Kirsch seufzte. »Ich weià nicht recht, Tom. Du hast nur Indizien und selbst die sind ziemlich dürftig. Spekulationen sind keine Beweise.«
»Ich weià «, räumte Tom ein. »Aber was mich angeht, passen die Teile zusammen.«
»Und was soll ich deiner Meinung nach unternehmen?«, fragte Strunk.
»Wie wäre es damit, die beiden zu verhaften?«, warf Benny ein.
»Und welche Anklage soll gegen sie erhoben werden?«
»Mord. Folter. Was müssen die beiden denn noch tun, damit Sie etwas unternehmen?«
»Sei still, Ben«, mahnte Tom und wandte sich an Strunk und Kirsch: »Mir ist klar, dass ihr aufgrund meiner Behauptungen nicht viel tun könnt, aber ich muss etwas unternehmen.«
»Nun mal langsam, Tom, wir wollen nichts überstürzen«,
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