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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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von Nix.
    Strunks Stellvertreter, ein untersetzter Navajo-Indianer, trat hinter ihn und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. »Sieht aus, als hätte deine Freundin Nix ziemlichen Widerstand geleistet«, bemerkte Deputy Gorman.
    Benny schluckte und nickte. »Garantiert.«
    Â»Ist sie ein toughes Mädchen?«
    Â»Kann man wohl sagen.«
    Â»Das wird sie auch sein müssen«, bestätigte Gorman, bevor er sich abwandte. »Sieht aus, als hätten sie sie entführt.«
    Obwohl Benny genau dasselbe vermutet hatte, trafen ihn die Worte wie eine Kugel ins Herz. Als er das Zimmer verlassen wollte, fiel sein Blick auf die Ecke eines vertrauten Buchs, das unter den Trümmern ihres Schreibtischs hervorragte. Benny bückte sich und hob es auf. Es war Nix’ Tagebuch. Niedergeschlagen presste er es sich an die Brust. »Nix«, flüsterte er.
    Â»Captain, hier drüben!«, rief in diesem Augenblick jemand und als Benny aus Nix’ Zimmer lief, sah er, dass sich die Wachleute um den Eingang von Jessie Rileys Zimmer geschart hatten. Benny drängte sich durch die Menge, doch Strunk packte ihn an der Schulter.
    Â»Da willst du nicht rein, Junge.«
    Â»Lassen Sie mich los. Tom!« Mit einer ruckartigen Bewegung entzog er sich Strunks Griff und stürmte in den Raum. Und blieb abrupt stehen.
    Es handelte sich um ein kleines Zimmer. Als Nix und er noch Kinder gewesen waren, hatten sie in diesem Haus Verstecken gespielt und das Zimmer von Nix’ Mutter war immer viel zu ordentlich und zu karg gewesen, um gute Versteckmöglichkeiten zu bieten. Doch nun sah es aus wie ein Trümmerfeld. Jemand hatte die schäbige Kommode in Stücke getreten und Mrs Rileys gesamte Kleidung – Hosen und Blusen, Strümpfe und Unterwäsche – lag verstreut auf dem Boden, von schweren Schuhen zertrampelt und mit Blut bespritzt.
    Tom saß auf einer Ecke des zusammengebrochenen Betts, seine Pistole neben sich auf dem Fußboden. Jessie Riley lehnte zusammengekrümmt an seiner Brust. Benny erkannte, dass ihr einst freundliches und hübsches Gesicht nun eine nicht wiederzuerkennende Masse aus Blutergüssen und Fleischwunden bildete. Ein Auge war zugeschwollen, das andere blickte blank und glasig vor Entsetzen. Sie klammerte sich an Tom, hielt sich an Brust und Ärmeln fest, als wäre dies alles, was sie noch mit dieser Welt verband. Ihre Fingerknöchel waren rot und aufgerissen. Wie Nix hatte auch sie Widerstand geleistet und einen heftigen Kampf geliefert.
    Â»Mrs Riley«, sagte Benny, doch die Frau gab durch nichts zu verstehen, dass sie ihn gehört hatte.
    Â»Nicht jetzt, Benny«, murmelte Tom. »Sie muss schlafen.«
    Â»Wird sie wieder in Ordnung kommen?«, fragte Benny leise.
    Tom hob langsam den Kopf und der verlorene, gebrochene Ausdruck in seinen Augen verriet Benny, dass nichts jemalswieder in Ordnung kommen würde … dass die Zeit sich nicht zurückdrehen ließ, weil brutale, herzlose Männer in dieses Haus eingedrungen waren.
    Â»Wir haben Sanitäter dabei, Tom«, sagte der Captain.
    Tom schüttelte den Kopf. »Gebt mir einen Pflock.«
    Einen Pflock. Ein einfaches Wort, und doch klang es für Benny so grässlich, dass er hätte schreien wollen. Tom bat um ein 15 Zentimeter langes Stück poliertes Metall, an einem Ende abgeflacht zum Hineindrücken, am anderen scharf und spitz zum Hineinstechen. Jedes Mitglied der Stadtwache führte ein ganzes Bündel dieser Metallstifte mit sich, während Tom immer nur den Dolch mit der schwarzen Klinge verwendete – den Dolch, den er in seinem Stiefel trug, jetzt jedoch nicht benutzen wollte. Nicht hierfür.
    Â»Nein, nicht …«, protestierte Benny, als Captain Strunk einen Pflock aus seinem Revolvergürtel zog und Tom reichte.
    Tom nickte und warf dann einen demonstrativen Blick zur Tür. Strunk verstand sofort, machte auf dem Absatz kehrt und drängte alle anderen aus dem Zimmer.
    Nur Benny blieb, wo er war, und sagte leise: »Vielleicht erholt sie sich wieder, Tom. Vielleicht irrst du dich.«
    Â»Nein«, erwiderte Tom mit rauer Stimme. »Sie ist schon von uns gegangen.«
    In diesem Augenblick erkannte Benny, dass Tom recht hatte: Mrs Rileys Hände hatten sich in die Falten seines Hemds verkrallt, aber die Arme sackten bereits unter ihrem eigenen Gewicht durch. Stumm drückte Tom Nix’ Mutter noch fester an sich

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