Lost Land
entlang. Der Himmel über ihnen hatte aufgeklart und es ging ein überraschend kalter Wind.
Benny wartete, bis sie sich auÃer Hörweite der anderen befanden. »Tom ⦠es tut mir leid wegen Mrs Riley.«
Falls Tom ihn gehört hatte, lieà er es sich nicht anmerken.
»Werden wir Nix finden?«
»Wir werden es versuchen.«
»Sie haben Mr Sacchetto und Mrs Riley getötet, um Informationen über das Verlorene Mädchen zu bekommen. Warum haben sie Morgie verletzt?«
»Du hast ihn gesehen. Er war gut gekleidet, hielt einen Blumenstrauà in der Hand. Der arme Kerl wollte Nix besuchen und ist zur falschen Zeit am falschen Ort aufgetaucht.«
»Und warum haben sie Nix entführt?«
Toms freudloser Ausdruck reichte ihm als Antwort. Nix würde entweder getötet werden ⦠oder nach Gameland verschleppt.
Ein Mitglied der Stadtwache holte sie ein und brachte sein Pferd neben ihnen zum Stehen. »Tom«, sagte er, »nach Angaben der Torwachen haben Charlie und der Hammer die Stadt vor fast drei Stunden verlassen.«
»Was ist mit Nix?«
»Charlie und der Hammer sind unmittelbar nach dem ganzen Chaos durch das Tor«, erklärte der Wachmann. »Der Hammer hatte seine groÃe Ausrüstungstasche bei sich â die aus dickem Segeltuch. Er hatte sie sich über die Schulter gehängt und sie sah schwer aus, doch der Wachmann kam gar nicht auf die Idee, ihn nach dem Inhalt zu fragen. Er vermutete, dass die Tasche Schusswaffen und Ãhnliches enthielt â Kopfgeldjägerausrüstung eben â und nahm an, dass Charlie und der Hammer aufgrund der Ereignisse gerade einen Auftrag erhalten hatten.«
»Verstehe«, sagte Tom knapp. »Was ist mit den Mekong-Brüdern?«
»Die sind ein paar Minuten später raus. Sie hatten ihre Seesäcke über den Sattel ihres hässlichen Esels geworfen. Du weiÃt schon, der, den sie âºUncle Samâ¹ nennen.«
Tom hatte für den Humor der Mekong-Brüder noch nie viel übriggehabt und nickte nur. »Danke, Billy.«
»Wirst du ⦠wirst du da drauÃen ihre Verfolgung aufnehmen?«
»Ja. Benny und ich.«
Billy lehnte sich aus dem Sattel. »Hör zu, es steht mir nicht zu, dir zu sagen, wie du deinen Job zu machen hast, Tom. Aber wenn Charlie und der Hammer tatsächlich hierfür verantwortlich sind, dann werden sie damit rechnen, dass ihnen jemand folgt. Wenn du ihnen zu schnell folgst, werden sie dich im Dunkeln töten. Du wirst sie gar nicht kommen sehen. Und mit Fackeln da drauÃen in den Bergen suchen ⦠oh Mann, die würden jeden Zombie im Umkreis von 100 Meilen anlocken.«
»Dann brechen wir erst in der Morgendämmerung auf.«
»Warte«, warf Benny ein, »was ist mit Nix?«
»Billy hat recht: Wenn wir tot sind, können wir sie nicht mehr finden.«
Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. In dieser Nacht schliefen sie überhaupt nicht. Sie wuschen sich, aÃen eine eiweiÃreiche Mahlzeit aus Fleisch und Eiern und zogen strapazierfähige Wanderkleidung an. Allerdings packten sie nur die Vorräte ein, die sie unbedingt brauchten, darunter mehrere Flaschen Kadaverin und zwei robuste, aber leichte Teppichmäntel. Dafür nahmen sie jede Menge Waffen mit, denn schlieÃlich war das hier kein harmloser Jagdausflug, sondern eine Rettungsmission. Im Grunde war es sogar noch mehr als das: Die Imura-Brüder zogen in den Krieg.
Als sie eine Stunde vor dem Morgengrauen auf die Veranda hinaustraten, drehte Benny sich um und warf einen Blick auf das Haus. Ein Schauer lief ihm über den Rücken und er bekam eine Gänsehaut: Er hatte die düstere Ahnung, dass er ihr Haus und vielleicht sogar die Stadt Mountainside nie Wiedersehen würde.Das Gefühl hielt einen Moment an und verschwand dann so abrupt, wie es gekommen war. An seine Stelle trat eine Klarheit des Geistes, die er nie zuvor empfunden hatte und die weder mit dem Haus noch mit der Stadt zusammenhing. Seine Welt hatte sich erneut verändert. Dieses Mal ging es nicht darum, dass sich der Schleier vor seinen naiven Augen gelichtet hatte, das wusste Benny ganz sicher. Nein, dieses Mal hatte er das Gefühl, als hätte man einen Teil aus ihm herausgemeiÃelt, mit Gewalt genommen und dann weggeworfen. Obwohl er selbst nicht gequält worden war wie Mr Sacchetto, Mrs Riley und Morgie, hatte er doch eine tiefe Wunde
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