Lost Land
offenbar konnte er sich eher mit der Vorstellung anfreunden, dass die Mekong-Brüder die Morde begangen hatten, weil sie in Mountainside lediglich ein Zimmer gemietet hatten. Eigentlich lebten sie in einer kleineren, raueren Stadt 100 Meilen weiter südlich. Dagegen war Charlie hier in Mountainside ansässig. Falls er sich als schuldig erwies, musste Strunk einen Suchtrupp zusammentrommeln, um ihn im Leichenland aufzuspüren. Wieder einmal sorgte Angst dafür, dass Rotaugen-Charlie und der Motor City Hammer möglicherweise ungeschoren davonkamen, dachte Benny bitter.
Tom legte dem Landwirt eine Hand auf die gesunde Schulter. »Danke, Leroy.«
Auf dem Gesicht des groÃen Mannes spiegelten sich Schmerz und Trauer. »Ich wünschte, ich könnte euch Jungs begleiten.«
»Ich weiÃ, Leroy. Aber tu mir einen Gefallen.«
»Was immer du willst â¦Â«
»Du kannst doch noch schieÃen, oder?«
»Klar, zwar nur mit einer Pistole, aber im Allgemeinen treffe ich noch immer alles, worauf ich ziele.«
»Falls Charlie jemals hierher zurückkommt und wir nicht â¦Â« Tom lieà den Rest in der Luft hängen.
»Keine Sorge, Junge, darum brauchst du mich nicht mal zu bitten. Wenn dieser rotäugige Gangster noch einmal einen Fuà in diese Stadt setzt, ist er ein toter Mann.«
»Warte mal«, unterbrach Strunk ihn. »Augenblick mal â¦Â«
Leroy trat so nah vor ihn, dass Strunk Williams breite Brust direkt vor der Nase hatte. »Haben Sie etwas zu sagen, Captain? «, fragte er und legte Gift und Galle in dieses letzte Wort.
»Ja, das habe ich«, entgegnete Strunk, äuÃerlich nicht im Geringsten beeindruckt von der Wand aus Brustmuskeln, die sich vor ihm aufbaute. »Wenn Rotaugen-Charlie oder der Hammer nach Mountainside zurückkehren, werden meine Männer und ich sie festnehmen. Sie werden ordnungsgemäà wegen Mordverdacht, Entführung und noch ein paar Hundert anderen Punkten, die ich noch zusammenstellen muss, angeklagt werden. Und dann werden sie sich vor einem ordentlichen Gericht verantworten.« Bevor jemand etwas darauf erwidern konnte, fügte Strunk hinzu: »Das Problem ist nur, dass es verteufelt schwer sein dürfte, eine Jury von zwölf völlig unvoreingenommenen Stadtbewohnern zusammenzubekommen. Jessie Riley hatte hier in der Stadt weitaus mehr Freunde als Charlie in seinem ganzen Leben. AuÃerdem gibt es nur zwei Verbrechen, auf die noch immer die Todesstrafe steht: Mord und Entführung.«
Die Bedeutung, die in seinen Worten mitschwang, stand deutlich im Raum. Tom und Leroy musterten Strunk; Benny undChong tauschten skeptische Blicke und Chong fuhr sich mit dem Daumen quer über die Kehle.
»Ich denke, wir haben für heute genug geredet«, sagte Tom schlieÃlich. »Wir müssen noch viele Meilen zurücklegen und die beiden haben einen ziemlichen Vorsprung.«
»Okay ⦠allerdings bin ich für Chancengleichheit«, erwiderte Strunk und schnippte mit den Fingern, worauf Gorman die beiden Pferde an den Zügeln herbeiführte.
Benny sah nun, dass beide Pferde â ein Appaloosa und ein Falbe â lange Decken trugen, die aus strapazierfähigem, aber leichtem Material gefertigt waren. Ãber den Sattelknäufen hingen Reithosen aus kräftigem Teppich.
Strunk nahm die Zügel und reichte einen Tom und den anderen Benny. »Der Appaloosa heiÃt Chief und der Falbe hört auf den Namen Apache. Sie sind ausgeruht, gefüttert und schnell«, erklärte er. »Bringt dieses Mädchen nach Hause.«
Tom musterte Strunks Gesicht drei lange Sekunden und nickte dann.
Im Osten deutete sich schwach die Morgendämmerung an. Am Tor nahmen zwei Dutzend Wachmänner mit Schrotflinten und Fackeln die Brüder in Empfang.
»Meine Jungs werden euch so weit wie möglich begleiten«, sagte Strunk. »Wir können euch helfen, unbemerkt rauszukommen, indem wir die Zombies ablenken.«
»Danke, Keith.« Dann wandte Tom sich an Benny: »Bist du fertig?«
»Schon, aber ich hab das Gefühl, als würde uns die Zeit davonrasen.«
Zum ersten Mal in dieser Nacht brachte Tom den Anflug einesLächelns zustande. »Sie sind zu Fuà unterwegs.« Er schwang sich in den Sattel des Appaloosas. »Also haben wir jetzt eine echte Chance.«
Auch Benny kletterte in den Sattel, aber ungelenk und weniger elegant als sein
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