Lost Land
die Schulter und drückte sie kurz und fest. »Lass uns gehen.«
Zunächst gingen sie nur auf den Zaun zu, doch schon nach dem ersten StraÃenzug liefen beide los.
TEIL DREI
DAS VERLORENE MÃDCHEN
D er Mensch kann etwa 40 Tage ohne Nahrung leben, etwa drei Tage ohne Wasser, etwa acht Minuten ohne Luft, aber nur eine Sekunde ohne Hoffnung.
Unbekannter Verfasser
Eine hoch aufgeschossene, schmächtige Gestalt stellte sich den Brüdern in den Weg, doch als Tom und Benny an dem Jungen vorbeiliefen, wirbelte dieser herum und schloss sich ihnen an. Sie rannten die Main Street entlang und kürzten dann zur Roten Zone ab, jenem breiten, flachen Streifen Land, der sich zwischen der eigentlichen Stadt und dem Zaun erstreckte.
»Ich hab davon gehört«, schnaufte Chong, während sie weiterliefen, und die Bedeutung seiner Worte versetzte den Brüdern erneut einen Stich ins Herz. »Ich war gerade im Krankenhaus. Morgies Zustand ist nicht gerade gut, aber Doc Gurijala meint, er kommt durch.«
»Gott sei Dank«, stieà Benny hervor und ein Teil der nervösen Anspannung, die ihm die Brust zugeschnürt hatte, fiel von ihm ab. »Wenn du ihn das nächste Mal siehst, sag ihm, dass wir Nix zurückholen werden.«
»Mach ich. Das wird ihm guttun.«
Trotz der frühen Stunde â oder gerade aufgrund der Ereignisse der Nacht â wimmelte es auf den StraÃen vor Menschen. Je weiter sich die Brüder der Roten Zone näherten, desto dichter wurdedie Menge. SchlieÃlich kamen sie nur noch im Schritttempo voran. Eine ganze Reihe von Leuten sprach Tom ihr Beileid aus, während sich ein paar von Bennys Schulfreunden nach Morgie erkundigten. Doch Tom sagte nur wenig und ging mit harter, grimmiger Miene weiter. Und jeder, der gesunden Menschenverstand besaà und den Ausdruck in seinen Augen sah, trat zurück und machte ihm Platz.
Als die Brüder die Rote Zone betraten, lichtete sich die Menschenmenge abrupt und plötzlich wurde Benny etwas bewusst: Er hatte immer angenommen, die Leute würden die Rote Zone aus Furcht vor den Zombies meiden. Doch nun begriff er zum ersten Mal in seinem Leben, dass sie sich vom Zaun fernhielten, weil man sich dann in der Stadt leichter einbilden konnte, es gäbe dort drauÃen kein Ãdland mit Zombies. Diese Erkenntnis stimmte ihn traurig und wütend zugleich.
»Mein Dad hat mit Captain Strunk und Deputy Gorman gesprochen«, sagte Chong, als sie die anderen Stadtbewohner hinter sich gelassen hatten. »Ich hab gehört, wie sie sich wegen der Münze gestritten haben, die in Nixâ Haus gefunden wurde. Die, die Vin ständig hochwirft und wieder auffängt.«
Vin Trang war einer der beiden Männer, die als die Mekong-Brüder bezeichnet wurden. Der andere, der nicht einmal mit Vin verwandt war, hieà Joey Duk. Trotz ihrer eindeutig vietnamesischen Abstammung waren beide in Los Angeles aufgewachsen und ihre engste Verbindung zu Vietnam hatte darin bestanden, dass sie vor der Ersten Nacht auf dem Campus der Universität von ihrem Imbisswagen aus phỠund bánh cuỡn verkauft hatten.
»Der Captain meinte, Vin und Joey wären diejenigen, dieNix und ihre Mom überfallen haben. Und diesen Künstler wohl auch.« Chong schaute fragend zu Benny. »Hat Morgie irgendwas gesagt?«
»Nein«, erwiderte Benny. »Nur, dass sie Nix mitgenommen haben. Aber Namen hat er keine genannt.«
Chong wandte sich wieder an Tom. »Hat ⦠hat Mrs Riley irgendwas gesagt?«
Tom hielt den Blick unverwandt auf den Zaun gerichtet, während sie die Rote Zone durchquerten. »Sie hatte nur noch Kraft für ein paar wenige Worte â¦Â«, erklärte er, schwieg dann aber so lange, dass die Jungen schon glaubten, er würde nicht fortfahren. SchlieÃlich sagte er leise: »Rette meine Kleine. Rette Nix.«
»Ich kann das alles einfach nicht fassen.« Chong wischte sich die Tränen aus den Augen. »Mein Vater meinte, die Mekong-Brüder arbeiten manchmal mit Charlie Matthias zusammen.«
»Ich weië, erwiderte Tom.
»Dad hat Captain Strunk aufgefordert, Leroy Williams zu holen und einen Blick auf die FuÃspuren werfen zu lassen, die ihr entdeckt habt. Ich glaube, der Captain war einverstanden.«
Tom nickte.
»Was soll Williams denn schon tun können?«, fragte Benny. Er kannte Williams als Landwirt, der bei einem Autounfall einen Arm
Weitere Kostenlose Bücher