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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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zurück in den Müll rieseln, um sie dann jedoch gleich noch mal neu rauszufischen. Ich schob sie zu einem Haufen zusammen und steckte sie hinten in eins meiner Harry-Potter -Bücher. Dann leckte ich mir über die Finger und wischte mir den Grafitstaub an der Jogginghose ab. Ha, und Nathaniel dachte, ich würde überwiegend schwarze Sachen tragen, weil ich damit irgendetwas ausdrücken wollte. Wenn der wüsste, dass das vor allem nützlich war, um die Spuren meiner Faulheit zu verbergen.
    Es war dunkel draußen. Ich konnte nichts erkennen, doch die Wellen waren immer noch deutlich zu hören. Ich beschloss, den Fensterriegel noch einmal zu überprüfen, nur um sicherzugehen. Dabei trat ich in eine kalte Pfütze, weshalb ich erschrocken zurücksprang. Ich beugte mich runter und fuhr mit dem Finger durch das Wasser. Der Wind musste ein wenig von dem Regen hereingeweht haben. Ich legte den Finger an die Lippen, das Wasser schmeckte salzig. Meerwasser. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Regenwasser ist doch eigentlich nicht salzig, oder? Wieder berührte ich die Pfütze und spürte etwas Glitschiges. Ich hob die Hand. Ein winziges Stück Seetang klebte an meinem Zeigefinger.
    Als ich mich wenig später ins Bett legte, ließ ich sicherheitshalber die Nachttischlampe brennen.

6
    A m nächsten Morgen sah alles gleich ganz anders aus. Irgendwie sicherer und nicht mehr so gruselig. Als ich aufstand, herrschte Stille im Haus. Ich blickte hinaus aufs Wasser und in den wolkenlos blauen Himmel. Meine Ängste von gestern Nacht kamen mir mit einem Mal total übertrieben vor. Ich hatte einen Albtraum gehabt, nichts weiter. Ich hasste es ja zuzugeben, dass Dick womöglich recht gehabt hatte, doch in diesem Fall war es tatsächlich so. Es war ein aufregender Tag gewesen – die Hochzeit, der Umzug in das Haus, der Streit mit Nathaniel wegen des Zimmers. Ich war aufgewacht, als der Sturm getobt hatte, hatte gesehen, wie der Vorhang sich im Luftzug aufblähte, und mein Gehirn hatte sich dann den Rest zusammenfantasiert. Die Wasserpfütze war mittlerweile getrocknet. Den salzigen Geschmack hatte ich mir entweder nur eingebildet, oder die Tatsache, dass wir so nahe am Meer wohnten, machte das Regenwasser salzig. War ich etwa ein Meteorologe? Woher sollte ich wissen, wie der Regen hier zu schmecken hatte? Ich holte tief Luft und rüttelte noch einmal am Fenster, um mich zu vergewissern, dass es tatsächlich fest verschlossen war.
    Dann ging ich nach unten. In der Küche lag ein Zettel von meiner Mom. Sie und Dick waren in die Stadt gefahren, um Lebensmittel einzukaufen. Ich möchte wetten, dass dieses ganze »Wir machen alles gemeinsam«-Getue, als wären die beiden so was wie ein Paar auf Noahs Arche, ein Ende hatte, sobald Dick wieder anfing zu arbeiten. Dick wirkte auf mich wie jemand, der einen eisgekühlten Martini und seine Hausschuhe auf einem Silbertablett erwartete, sobald er nach Hause kam. Natürlich arbeitete er von zu Hause aus, daher würde es ihm auch nicht schwerfallen, Mom herumzukommandieren, wenn ihm was nicht passte. Ich sah mich auf dem Tresen um. Kein Zettel von Nathaniel. Ich hatte aber auch nicht ernsthaft erwartet, dass er mich gleich mal in diesem Schuppen herumführen würde, bloß weil er so weit aufgetaut war, dass wir wie normale Menschen miteinander sprechen konnten.
    Die Küche war geräumig und sah so aus, als wäre sie das letzte Mal in den 1920er Jahren renoviert worden. Es gab keine Spülmaschine und der Herd war so ein riesiges, metallenes Ungetüm. Es hätte mich nicht weiter gewundert, wenn man Kohle benötigt hätte, um damit zu kochen. Ich suchte ein wenig herum, bis ich in einem Brotkasten auf einen Bagel stieß. Ich beschloss, ihn einfach kalt zu essen, da ich mich gar nicht erst mit der Suche nach einem Toaster aufhalten wollte. Bei meinem Pech gab es hier wahrscheinlich noch nicht mal einen Toaster und ich hätte den Bagel über einer offenen Flamme rösten müssen, an einem Kamin oder so.
    Ich ging rüber in die Speisekammer, während ich an dem Bagel knabberte. Die Holztür war voller Schrammen. Außerdem waren Namen und Datumsangaben darin eingekerbt. Ich glitt mit dem Finger über die Narben im Holz. Die Daten gingen zurück bis in die 1940er Jahre. Ich fand auch eine Kerbe mit Nathaniels Namen daneben. Sah so aus, als wäre er schon in jungen Jahren recht groß

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