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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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tatsächlich vorhatte, so was wie eine international anerkannte Geisterjägerin zu werden, dann würde ich noch ein wenig Übung brauchen. Ich machte die Tür wieder auf, dieses Mal mit ein bisschen weniger Energie und Elan.
    Â»Zeige dich«, befahl ich.
    Es handelte sich um einen Wintergarten. Der Boden war mit Schieferplatten gefliest und die raumhohen Fenster gingen auf eine Terrasse hinaus. Möbliert war der Raum mit Korbmöbeln mit weißen Kissen, die so aussahen, als hätten sie ihre besten Zeiten hinter sich, so vergilbt waren sie. Es roch dezent nach Schimmel, ein bisschen wie feuchte Handtücher, die man in der Waschmaschine vergessen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass das der Lieblingsraum von Dicks erster Frau gewesen war. Da sie nicht mehr lebte, schien ihn jetzt keiner mehr zu benutzen.
    Dann hörte ich das Lachen wieder. Ich wirbelte herum, bereit, mich dem Geist zu stellen. Direkt vor dem Fenster war ein Windspiel angebracht, so ein Ding aus buntem Glas und Muscheln. Das hatte also das Geräusch verursacht. Na toll. Ich hatte versucht, mit einem Dekoobjekt in Kontakt zu treten. Das Windspiel ließ ein weiteres Klirren ertönen, wie um noch einmal zu verdeutlichen, wie dämlich ich gewesen war.
    Ich nagte weiter an meinem Bagel. Ich musste mir einiger Dinge klarwerden:
    (a) Ich war entweder nachts vom Geist meiner toten Stiefschwester heimgesucht worden.
    (b) Ich drehte allmählich durch (oder auch schon seit Längerem).
    (c) Die ganze Aufregung und die Veränderungen der letzten paar Monate holten mich allmählich ein, was dazu führte, dass ich schlecht träumte und Wahnvorstellungen hatte. Aber jetzt, da mir das klargeworden war, würde alles wieder normal werden. Nichts weiter als ein schlichter Albtraum, der auf drastische Umstellungen zurückzuführen war und nicht auf zu viel Zucker.
    Anita glaubte an das Jenseits. Horrorfilme hielt sie meistens für Dokumentationen, aber ich war da immer etwas skeptischer gewesen. Wenn es nach mir ging, galt das Motto: Tot ist tot. Doch selbst wenn ich an die Existenz von Geistern glaubte und daran, dass meine Stiefschwester ein solcher war, warum hätte Evelyn dann ausgerechnet mir erscheinen sollen? Warum zeigte sie sich nicht ihrem Dad oder ihrem Bruder?
    Und was das Durchdrehen betraf, weigerte ich mich zu glauben, dass ich – gestern noch halbwegs normal – über Nacht zu einem Fall für die Klapse geworden sein sollte, selbst wenn in genetischer Hinsicht dafür die Weichen gestellt waren. Nach einigem Überlegen kam ich zu dem Schluss, dass meine Gedanken ganz normal waren, keine Spur von Verrücktheit weit und breit. Ich hielt mich nicht für Napoleon und dachte auch nicht, mein Bagel sei ein Alien. Außerdem hörte ich keine Stimmen, die mich vor irgendwelchen terroristischen Verschwörungen warnten. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich noch alle beisammen hatte. Zugegeben, das würden auch die meisten Verrückten behaupten. Aber wenn ich selbst das noch in meine Überlegungen mit einbezog, konnte ich doch unmöglich irre sein. Ich atmete tief durch und war schon fast hundert Prozent überzeugt.
    Ich aß meinen Bagel auf und wischte mir die Hände ab. Dann beschloss ich, dass Variante (c) am wahrscheinlichsten war. Die letzten paar Wochen waren echt heftig gewesen, mit all den krassen Veränderungen: Meine Mom hatte mir verkündet, dass sie heiraten wolle. Dann hatte ich Dick kennengelernt, musste mit Nathaniels unverhohlener Verachtung klarkommen und schließlich auch noch umziehen. Kein Wunder, dass ich allmählich durchdrehte. Wenn ich es mir recht überlegte, machte es einen stutzig, dass ich nicht schon viel früher von Visionen von Geistern oder tanzenden Nilpferden heimgesucht worden war. Das war doch praktisch der Beweis dafür, wie widerstandsfähig mein Geist war. Ich nickte dem Windspiel steif zu und zog die Tür des Wintergartens ins Schloss. Damit ließ ich auch sämtliche Gedanken an Geister hinter mir.

7
    I ch ging zurück durch das Wohnzimmer und blieb in der Eingangshalle stehen. An der Tür, die in den westlichen Flügel führte, legte ich die Hand auf den Knauf. Er fühlte sich eiskalt an. Erst dachte ich, es wäre abgeschlossen, doch der Knauf ließ sich mühelos umdrehen. Die Tür hatte lediglich geklemmt. Als ich mich dagegenstemmte, sprang sie auf und ich trat ein.
    In diesem Gebäudeteil gab

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