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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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es keinen Strom, und auch wenn wir erst Anfang September hatten, fühlte es sich an wie Dezember. Ich schnupperte. Irgendwie roch es nach Schimmel und ein bisschen so wie damals, als meine Mom eine tote Maus hinter der Wandverkleidung unserer alten Wohnung gefunden hatte. Dick mochte ja der Ansicht sein, die Bude wäre mit ein paar kleineren Renovierungsarbeiten bald wieder in Schuss. Für mich sah es jedoch ganz so aus, als wären in diesem Teil des Gebäudes ein paar größere Eingriffe dringend nötig.
    Der Flur war ziemlich breit, an den Wänden hingen alle paar Meter Gemälde, die hinter Laken verborgen waren. Das musste die sogenannte Galerie sein. Ich hatte jedenfalls sofort das Gefühl, mich in einem Gang des Louvre verirrt zu haben.
    Ich dachte eigentlich, Dick hätte einen Scherz gemacht, was die Sache mit dem Ballsaal anging. Doch offensichtlich nicht. Das nächste Zimmer war riesig und auf einer Seite mit großen Fenstern ausgestattet. Die Vorhänge aus himmelblauem Samt wirkten prächtig, auch wenn unten am Stoff Flecken zu erkennen waren, vermutlich Schimmel. Ich blickte nach oben. Die Decke war irgendwann mal weiß gestrichen gewesen, doch nun waren überall gelbe Flecken von Feuchtigkeit zu erkennen, sodass es fast aussah wie eine fiese Akne. Am anderen Ende des Saals, gleich neben dem Piano, befand sich ein Podest, auf dem früher aller Wahrscheinlichkeit nach ein Orchester gespielt hatte. In der Ecke des Zimmers standen ein paar Möbel, die von staubigen Laken verhüllt waren.
    Ich nahm schlitternd Anlauf und sprang hoch auf die Bühne. Von dort aus ließ ich den Blick über den leeren Saal schweifen. Es war zu verlockend. Ich begann laut loszuträllern und begleitete meinen Song mit ein paar echt krassen Hüftschwüngen.
    Als ich fertig war mit Singen, warf ich die Arme hoch und verbeugte mich tief: »Vielen Dank, Seattle!«
    Ich tanzte über das Parkett zurück und ließ mich mit Schwung ausgleiten bis hinaus in die Galerie. In dem Moment hörte ich das Klatschen.
    Ach du Scheiße.
    Auf der anderen Seite des Flurs stand eine Tür offen. Ich ging ein paar Schritte weiter und lugte hinein. Im Gegensatz zum restlichen Teil dieses Gebäudeflügels wirkte der Raum bewohnt. Das musste die Bibliothek sein. Sie ging über zwei Stockwerke und war mit raumhohen Bücherregalen und den dazugehörigen Leitern ausgestattet, die sich über eine Schiene an der Wand verschieben ließen. Hier und da standen ein paar lederne Armsessel. Von dort aus, wo Nathaniel saß, hatte man durch die Tür einen guten Einblick in den Ballsaal. Er klatschte langsam in seine Hände. Mein Gesicht lief knallrot an, und mit einem Mal kam es mir hier überhaupt nicht mehr kalt vor, im Gegenteil. Es fühlte sich ganz so an, als würden meine Ohren jeden Moment Feuer fangen.
    Â»Es ist unhöflich, Leuten heimlich hinterherzuspionieren. Warum hast du dich nicht bemerkbar gemacht?« Meine Stimme klang ein bisschen hysterisch.
    Â»Du hättest mich eh nicht gehört, so laut hast du gesungen. Ich muss schon sagen, das, was dir an Talent fehlt, machst du locker mit deinem Eifer wett.« Er grinste.
    Â»Ich dachte, es wäre keiner zu Hause«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Â»Hab ich mir schon gedacht.« Er sah mich an und stand dann auf. »Sei nicht sauer. Ich verspreche dir, dass ich mich nicht über dich lustig mache.«
    Â»Echt jetzt?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief, damit ihm der Sarkasmus in meiner Stimme auch ja nicht entging. Ich mochte zwar keine allzu begnadete Sängerin sein, aber wenn sich jemand über mich lustig machte, dann roch ich das kilometerweit.
    Â»Okay, schon gut. Die Sache ist dir peinlich, und ich hab es nur noch schlimmer gemacht. Soll ich auch was Peinliches anstellen, damit wir wieder quitt sind? Soll ich ebenfalls singen?«
    Meinte der das ernst? Irgendwie fand ich die Vorstellung, er würde mir was vorsingen, tatsächlich verlockend. Es sei denn, das war wieder einer seiner Tricks, und er hatte irgendwas vor, um meine Schande nur noch schlimmer zu machen. »Tust du jetzt so, als wärst du ein ganz mieser Sänger, und am Ende bist du darin total gut und ich fühle mich gleich noch um einiges elender?«, fragte ich.
    Er musste meinen skeptischen Ton mitbekommen haben, denn er grinste mich schief an. »Ich

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