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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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ich nicht der Mensch war, der allzu schnell aufgab. Resigniert stand er auf und räusperte sich. Wenn mich nicht alles täuschte, wurde er sogar ein wenig rot. »Nun gut, aber denk dran, du hast es so gewollt.«
    Â»Jetzt spar dir deine Ausreden und fang an zu singen.« Ich warf mich in meinem Sessel zurück und sah ihn erwartungsvoll an. »Sing einfach, wonach dir der Sinn steht.«
    Er stellte sich also in die Mitte des Zimmers und dachte einen kurzen Moment nach, bevor er losdonnerte: » Rudolph the red-nosed reindeer, had a very shiny nose …«
    Ich kicherte los. Er hatte recht, das war nicht einfach nur irgendwie mittelmäßig, sondern richtig, richtig mies. Seine Stimme klang wackelig und überschlug sich immer wieder mal. Es klang wie bei einem Vorsingen für eine Talentshow, und zwar eine von der ganz üblen Sorte. Wenigstens gab er alles. Als er am Ende des Liedes angekommen war, sank er auf ein Knie runter, um sich noch mal so richtig ins Zeug zu legen.
    Â» Rudolph the red-nosed reindeer, you’ll go down in hissstooorrrrry!«
    Dafür erhielt er von mir stehende Ovationen.
    Â»Sehr gut. Ich hab so richtig gemerkt, wie du in dem Lied aufgegangen bist.« Ich verschränkte meine Hände ineinander, um das Einswerden plastisch zu machen.
    Â»Ich glaube, das liegt daran, dass ich mich so richtig in Rudolphs Außenseitertum reinversetzen kann.«
    Â»Aha, aber vergiss nicht das Wesentliche. Am Ende steht Rudolph als Held da. Er ist nämlich derjenige, der allen den Weg erhellt.«
    Nathaniel schnaubte verächtlich. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich zum Helden geboren bin, aber das reicht jetzt, oder? Wir fangen noch mal ganz von vorne an und sind quitt, ja?«
    Â»Okay, wir sind quitt.« Wir reichten uns die Hände. Sobald wir uns berührten, fühlte es sich an, als wäre ein Stromschlag hindurchgegangen. Mein Herzschlag beschleunigte sich und unsere Blicke trafen sich. Nathaniel räusperte sich, und mir wurde klar, dass er eigentlich gern seine Hand zurückgezogen hätte, aber ich hielt sie fest umklammert. Da ließ ich sie fallen wie eine heiße Kartoffel. Oh Gott, jetzt machte ich mich also tatsächlich an meinen Stiefbruder ran. Kaum war er mal nett zu mir, hing ich auch schon wie eine Klette an ihm. Er war vermutlich mehr als dankbar, dass ich mich ihm nicht gleich an den Hals geworfen und ihm die Zunge in den Rachen geschoben hatte.
    Verzweifelt sah ich mich um auf der Suche nach etwas, worauf ich das Thema lenken konnte. Dann sah ich es, ein riesiges Teleskop aus Kupfer, das Richtung Fenster zeigte. »Ein Teleskop! Ich liebe diese Dinger«, stieß ich hervor. Und schon rannte ich darauf zu und spähte durch den Sucher. Überrascht keuchte ich auf, als vor meinen Augen das Meer auftauchte. Gerade kam eine Fähre angetuckert, und ich konnte sogar einzelne Leute erkennen, die an Deck standen. »Wow. Ist ja fast so, als wäre ich ein Pirat. Ich fühle mich wie Captain Hook.«
    Â»Dann solltest du mal Ausschau halten nach Buckelwalen. Um diese Jahreszeit ziehen sie vorbei auf ihrem Weg von Alaska in den Süden. Manchmal sieht man sie von hier aus.«
    Â»Im Ernst? Das ist ja voll cool. Aber irgendwie fies, sie so ins Visier zu nehmen und zu begaffen, findest du nicht?« Ich zog eine Braue hoch. »Oder bist du irgendwie scharf auf Wale?«
    Â»Ich hab mich bisher eigentlich nie als Wal-Stalker gesehen. Aber ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich sie von jetzt an nie wieder belästigen werde. Von den Honigbienen lass ich trotzdem nicht die Finger.« Nathaniel warf sich wieder in den Sessel und schlug das Buch auf. »Bitte, bedien dich, nimm dir ein Buch und einen Keks.«
    Auf einem der Regale entdeckte ich eine Ausgabe von Jahrmarkt der Eitelkeit und zog den Roman heraus. Nathaniel reichte mir die Tüte mit den Keksen und ich griff zu. Dann legte er seine Beine über die Armlehne und fing an zu lesen. Ich tat es ihm gleich und gab mich total entspannt, dabei konnte ich nicht vergessen, wie sich die Berührung seiner Hand angefühlt hatte.
    Ich sah von meinem Buch hoch. Es bestand kein Zweifel. Ich stand auf meinen Stiefbruder. Wenn das so weiterging, dann saß ich früher oder später in einer dieser Nachmittags-Talkshows mit einer Reihe von anderen Leuten, die eine widernatürliche Liebe zu einem Verwandten empfanden. Doch im Moment fühlte es sich gut an. Wir

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