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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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saßen den ganzen Nachmittag zusammen und lasen und aßen Kekse. Es ist schon cool, wenn man jemanden zum Reden hat, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viel schwerer ist, jemanden zu finden, mit dem man auch schweigen kann. Vielleicht würde das kommende Jahr gar nicht mal so übel werden.

8
    I ch war ja irgendwie davon ausgegangen, dass es nicht ganz leicht werden würde, das letzte Schuljahr an einer neuen Schule zu beginnen. Doch wie beschissen es tatsächlich sein würde, hatte ich vollkommen unterschätzt.
    Zwanzig Minuten, nachdem ich das Schulgebäude betreten hatte, war mir klar, dass sich alle hier schon von Geburt an kannten. Vermutlich hatten bereits ihre Großeltern vor zig Millionen von Jahren gemeinsam die Schulbank gedrückt, und zwar kurz nach ihrer Ankunft auf der Mayflower . Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Konzepte ›neuer Schüler‹ und ›jemanden willkommen heißen‹ noch nicht bis hierher durchgedrungen waren.
    Als ich zur ersten Stunde das Klassenzimmer betrat, starrten mich alle an, bevor sie anfingen, aufgeregt zu tuscheln. Dann wandten sie sich wieder mir zu und starrten erneut, als würden sie darauf warten, dass ich gleich eine Missbildung zur Schau stellte oder irgendein skandalöses Verhalten an den Tag legte. Ich ging ganze zwei Mal zur Toilette, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht aus Versehen mit meinem Kugelschreiber angemalt hatte. Ich fühlte mich, als wäre ich von der Lepra-High hierher gewechselt, infiziert mit einem unkontrollierbaren Ebola-Virus. Ich musste mich regelrecht zusammenreißen, nicht wild schreiend und mit fuchtelnden Armen durch die Flure zu rennen, nur um ihnen einen handfesten Grund für ihre schiefen Blicke zu liefern.
    Als ich in die Mittagspause ging, rief ich Anita auf dem Handy an.
    Â»Es ist echt tausendmal schlimmer, als ich dachte«, sagte ich, ehe sie mich überhaupt begrüßt hatte.
    Â»Ach was, das ist nur die Aufregung, weil es dein erster Tag ist.«
    Â»Ich bin nicht aufgeregt. Ich fühle mich miserabel.«
    Â»Tja, du warst schon immer eher jemand, für den das Glas nur halb voll ist«, meinte sie. »Ein echter Sonnenschein eben.«
    Â»Du hast leicht reden, du steckst ja nicht in meiner Haut. Du kannst dir nicht vorstellen, wie manche Leute hier so sind. In meinem Mathekurs ist ein Typ, der …« Als mir klar wurde, dass Anita sich im Hintergrund mit jemand anderem unterhielt, verstummte ich.
    Â»Tut mir leid, was hast du gesagt?«, erkundigte sie sich, als ihre Aufmerksamkeit wieder mir galt.
    Â»Ich wollte dir gerade von diesem Typen erzählen, der …«
    Â»Hör auf damit!«, brüllte Anita da, doch sie kicherte. Im Hintergrund lachte noch jemand mit. »Sharon benimmt sich voll albern«, erklärte mir Anita.
    Â»Aha.« Ich war mir nicht sicher, was ich darauf erwidern sollte. Sharon ging in unsere Klasse. Sie war wohl so etwas wie der Klassenclown. Sie machte aus allem immer einen Witz. Wenn sie im Mittelalter gelebt hätte, wäre sie mit Sicherheit ein Hofnarr gewesen, mit Glöckchen an der Kappe und mit riesigen, spitz zulaufenden Latschen, die sich vorne bis zu den Knien hochbogen. Anita fand sie früher immer voll nervtötend, aber offensichtlich war das jetzt nicht mehr der Fall. »Klingt ja ganz so, als hättet ihr viel Spaß«, murmelte ich missmutig.
    Â»Ist aber echt nicht mehr das Gleiche ohne dich«, versicherte mir Anita. Ich hörte, wie ein paar Leute lachten und dann wild durcheinanderredeten. Auch wenn es nicht mehr das Gleiche war, schlecht schien es ja nicht unbedingt zu laufen. »Ich sollte dich nicht länger aufhalten. Geh und such dir ein paar Freunde. Wir telefonieren später, okay?« Damit legte Anita auch schon auf, ehe ich ihr noch irgendwas erzählen konnte.
    Ich folgte der Horde an Schülern in die Cafeteria, während ich mein Handy zurück in die Tasche stopfte. Ich weiß echt nicht, warum ich es überhaupt mitgenommen hatte. Sah ja nicht so aus, als würde sich überhaupt irgendwer mit mir unterhalten wollen.
    Meine Mom hatte mir angeboten, mir ein Pausenbrot einzupacken, doch stattdessen hatte ich lieber ein bisschen Geld mitgenommen, um mir was zu kaufen. Das entpuppte sich jetzt als großer Fehler. In meiner alten Schule hatte es immer mindestens drei Gerichte zur Auswahl gegeben, die allesamt essbar waren.

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