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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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der Boden wäre nicht aus Marmor. Am liebsten hätte ich sofort ein Loch gegraben und mich darin verkrochen. Nathaniel starrte mich an. Sein Kiefer wirkte angespannt und ich sah, wie er schluckte. Es wirkte fast so, als müsse er sich zusammenreißen, nicht loszuheulen. »Ignorier mich am besten einfach. Ich bin voll die Drama-Queen. Frag meine Mom«, erklärte ich.
    Â»Ach, egal.« Nathaniel kickte die Schwingtür zur Küche auf und verschwand wieder.
    Das war’s dann wohl mit den ganzen Fortschritten, die wir in unserer Beziehung gemacht hatten. Vermutlich würde es mehr als ein gemeinsames Mittagessen und ein paar Weihnachtslieder brauchen, bis er darüber hinweg war, dass ich ihm zugetraut hatte, seine Familie zu ermorden. Ich folgte ihm in die Küche. Nathaniel räumte gerade sauberes Geschirr in den Schrank.
    Â»Hör zu, es tut mir leid«, sagte ich.
    Â»Du nimmst dich besser in acht, ich hab hier eine Schöpfkelle in der Hand. Man weiß nie, was ein abgebrühter Mörder mit harmlos wirkenden Küchenutensilien so alles anzufangen weiß.«
    Â»Ich halte dich nicht für einen abgebrühten Mörder.«
    Â»Ach, dann sollte ich wohl beleidigt sein, dass du mich für einen Amateur-Killer hältst?« Damit zog er einen weiteren Gegenstand aus der Spülmaschine. »Oh-oh. Ein Eisportionierer. Du verschwindest besser, ehe ich noch auf die Idee komme, ihn zu benutzen.«
    Â»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du es einem wirklich nicht leicht machst, sich zu entschuldigen?«
    Â»Nein, ich hab nämlich keine Freunde, die mich über so etwas in Kenntnis setzen könnten. Denk dran, ich als Rudolph darf normalerweise nicht mitspielen bei den ganzen Rentier-Spielen.«
    Â»Du hättest mich vorwarnen und mir sagen können, was die Leute hier so denken. Du musst doch gewusst haben, dass es mir früher oder später irgendjemand erzählt.«
    Nathaniel stellte mit lautem Poltern einen Topf auf dem Tresen ab. »Na klar. Hey Isobel, willkommen in unserer Familie. Ach, übrigens, eins sollst du wissen. Die Leute hier denken, dass ich meine Mom und meine Schwester umgebracht habe. Weil ich nämlich, als sie starben, nicht daran gedacht habe, mir ein Alibi zu verschaffen. Das gleiche gilt auch für meinen Dad, und der hatte sogar ein Motiv, weil er das Geld für die Lebensversicherung abgesahnt hat. Klar, kann natürlich auch ein Unfall gewesen sein, aber dann hätten die Leute ja nichts zu reden, nicht wahr? Aber lass dich davon nicht stören, fühl dich einfach wie zu Hause. Einen schönen Tag in der Schule wünsche ich dir.« Nathaniel zog eine Pfanne aus der Spülmaschine und hätte sie fast in den Schrank geschleudert. »Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das kein allzu grandioser Einstieg gewesen wäre.«
    Da war schon was dran, aber trotzdem. »Irgendwie hättest du es mir schon verklickern können.«
    Er wandte mir den Rücken zu und räumte weiter Geschirr ein. »Vielleicht liegen meine Talente nicht im Kommunizieren, schon richtig, aber mir ist einfach nichts eingefallen, wie man so was beschönigend rüberbringt.« In seiner Stimme schwang unüberhörbar ein gereizter Unterton mit.
    Ich lehnte mich gegen den Tresen und beobachtete ihn. »Wahrscheinlich hast du recht«, pflichtete ich ihm bei und hoffte, dass meine schreckhafte Reaktion von vorhin nicht alles zerstört hatte. Denn in einem Punkt war ich mir sicher, ich wollte die zarten Bande nicht zerreißen, die wir angefangen hatten zu knüpfen. »Wenn du dich damit besser fühlst, könnte ich dir ja im Gegenzug irgendwas Peinliches über meine Familie erzählen«, schlug ich vor.
    Er dachte nach, als würde er seine Antwort genauestens abwägen. »Du willst doch nicht wieder singen oder so? Ich bin eigentlich schon genügend traumatisiert.« Dieses Mal klang er schon etwas entspannter.
    Ich schlug mit einem Geschirrtuch nach ihm. »Ich mein’s ernst. Ich will das wieder wettmachen.«
    Â»Okay.« Nathaniel schwang seinen Hintern auf den Holztresen und ließ die Beine baumeln. »Dann raus mit der Sprache.«
    Plötzlich war mir total übel. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, so etwas vorzuschlagen? In meiner Familie gab es im Grunde nur ein großes Geheimnis, und abgesehen von Anita hatte ich nie irgendwem von der Sache mit meinem Dad erzählt. Es wäre

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