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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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einfacher für mich gewesen, jemandem zu gestehen, mein Dad habe Lepra gehabt oder sei ein Terrorist gewesen, statt zuzugeben, dass er geisteskrank war. Wenn jemand erst mal vom Zustand meines Dads wusste, war es nicht mehr weit, bis man sich fragte, wie viel von meinem Dad wohl in mir steckte. Und das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war, dass jemand, besonders Nathaniel, mich für verrückt hielt.
    Â»Ach, vergiss es.«
    Â»Ich soll es vergessen? Du hast versprochen, mir ein peinliches Geheimnis zu verraten. Was ist jetzt mit deinem Gerede, dass du die Sache von vorhin wettmachen willst?«
    Â»Ich hab’s mir eben anders überlegt.« Damit schnappte ich mir meinen Rucksack und wollte mich gerade umdrehen. Doch Nathaniel sprang vom Tresen runter und hielt mich am Ellbogen fest.
    Â»Warte mal.« Er trat vor mich hin, um mir den Weg zu verstellen. »Du kannst jetzt nicht einfach einen Rückzieher machen.«
    Â»Klar kann ich das. Siehst du doch, ich hab’s soeben getan.« Ich gab mir alle Mühe, möglichst cool zu klingen, doch mein Herz schlug schnell und total heftig. Ich versuchte, mich an ihm vorbeizudrängen, doch statt mich gehen zu lassen, senkte er den Kopf, um mir direkt in die Augen zu sehen.
    Â»Was ist los, hast du Schiss?«
    Ich weigerte mich wegzuschauen oder auch nur zu blinzeln, damit er das nicht als Zeichen meiner Schwäche werten und damit auf mich losgehen konnte. »Vielleicht hab ich einfach keine Lust, dir meine Geheimnisse anzuvertrauen. Ist ja nicht so, als hättest du mir deine verraten. Das war Nicole.«
    Â»Jetzt sei nicht sauer auf mich. Du hast doch mit der ganzen Sache angefangen.«
    Â»Und jetzt will ich damit aufhören.«
    Â»Du hast Schiss«, sagte er wieder, diesmal voller Überzeugung, und er verschränkte die Arme vor der Brust.
    Â»Nein, hab ich nicht.«
    Â»Doch, und ob. Du kannst sagen, was du willst; aber ich weiß genau, dass ich niemanden umgebracht habe. Es gibt nichts, weswegen ich mich schämen müsste. Doch du hast offensichtlich was zu verbergen.«
    Â»Ich hab nichts Peinliches zu verbergen.«
    Nathaniel zog die Augenbrauen hoch. »Ja, klar.«
    Â»Wirklich.« Ich presste die Lippen aufeinander. Aus genau dem Grund war ich nie darüber traurig gewesen, keine Geschwister zu haben. Jetzt hatte ich seit weniger als einer Woche einen Stiefbruder, und schon stritten wir uns. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.« Das wollte ich eigentlich mit fester Stimme vorbringen, doch es klang eher wie ein verängstigtes Flüstern.
    Nathaniel sah mich eine Weile an, dann zuckte er mit den Schultern. »Okay, jetzt hast du es mir aber gezeigt. War echt nett, diese offene Aussprache. Wenn du mich nun bitte entschuldigen würdest, ich hab noch Hausaufgaben zu erledigen.« Damit wandte er sich ab und verschwand aus der Küche. Ich stand da und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Ich hörte, wie er die Treppe hocheilte. Mit einem Mal fühlten meine Beine sich ganz schwach an und ich lehnte mich gegen den Türrahmen. Ich konnte die Kerben in dem Holz spüren, dort, wo Generationen von Wickham-Sprösslingen ihre Größe festgehalten hatten.
    Ich musste gar nicht erst hinsehen, um zu wissen, dass ich mit ihnen nicht mithalten konnte.

12
    M an fragte sich schon, warum es auf Morrigan zwar einen Ballsaal, aber kein drahtloses Internet gab. Ich meine, wo lagen denn hier die Prioritäten? Die einzige Internetverbindung im Haus war die am Computer in Dicks Büro. Abgesehen davon, dass ich echt nicht scharf drauf war, meine Zeit in einem Raum voll ausgestopfter Tierköpfe zu verbringen, bestand auch noch die recht reelle Chance, dass Dick es herausfand, wenn ich in seinen Familienangelegenheiten herumschnüffelte. Ich könnte wetten, dass es dann vorbei gewesen wäre mit seinem »Wir sind jetzt eine große glückliche Familie«-Gehabe. Wenn ich hier Detektivin spielen wollte, musste ich sehr clever vorgehen. Da Nathaniel nicht mit mir redete, konnte ich ihn schlecht bitten, mich zur Bücherei in die Stadt zu fahren, und Nicole wusste bereits zu viel, daher war sie auch keine Option. In Augenblicken wie diesen wurde mir wieder klar, wie nützlich ein Führerschein doch war.
    Als wir noch in der Stadt wohnten, war es mir immer nervig vorgekommen, selbst Auto zu fahren. Der Verkehr war total übel, und wenn man dann doch mal sein Ziel erreicht

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