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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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ansah, hatte ich fast das Gefühl, sie würde das mit meinem Dad wissen. Doch im gleichen Moment war mir auch schon klar, wie paranoid das war. Wenn ich so weitermachte, glaubte ich sicher auch bald, die Regierung würde mein Handy anzapfen. Und als Nächstes würde ich mir Alufolie um den Kopf wickeln, um die Gammastrahlen von Außerirdischen abzuwehren. Da spürte ich, wie mein Handy vibrierte.
    Â»Ich sollte langsam aufbrechen.« Schnell packte ich meine Sachen zusammen und stopfte sie in meinen Rucksack. Plötzlich wollte ich, nein, vielmehr musste ich auf der Stelle die Bücherei verlassen.
    Â»Schau bald mal wieder vorbei!«, rief die Angestellte mir hinterher und ihre Armreifen klimperten, als sie mir nachwinkte.
    Ich machte mich auf den Weg zum Ausgang. Die ältere Bibliothekarin stand in der Nähe der Tür, wobei sie die Hände hin und her drehte. Sie wirkte überrascht, als sie mich erblickte, fast schon ein bisschen verängstigt.
    Â»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich.
    Mir war klar, dass sie damit meinte, ob mit mir alles in Ordnung war. Natürlich entging ihr nicht, dass etwas nicht stimmte. Ich hatte keine Lust zu lügen, also sagte ich: »Nein.« Ich schlängelte mich an ihr vorbei und trat hinaus in die Nacht.

13
    M eine Mom und ich haben uns nie besonders nahegestanden. Wir sind nie bis spät in die Nacht wachgeblieben, um uns zusammen im Pyjama irgendwelche Frauenfilme anzusehen und uns dabei gegenseitig die Hände zu maniküren. Wir haben noch nie irgendwelche intimen Gespräche geführt, bei denen sie mir peinliche Kindheitserinnerungen verriet, damit ich daraus etwas für mich mitnehmen oder mir darüber klarwerden konnte, was ich aus meinem Leben machen sollte. Doch wenn man es positiv sehen wollte, hassten wir uns auch nicht. Selten schlugen wir wutentbrannt mit Türen und wir schrien uns auch so gut wie nie an oder brüllten uns Dinge zu wie »Ich hasse dich!«. Keine von uns hat je den anderen geohrfeigt oder mit etwas geworfen. Ich wusste, dass sie mich liebte, doch ich wusste auch, ohne dass sie es direkt aussprechen musste, dass sie glaubte, ihr Leben wäre ohne mich leichter gewesen. Mom und ich waren eher so was wie Mitbewohnerinnen in einer WG . Wir mochten uns zwar prinzipiell recht gern, doch zogen wir es beide vor, ein wenig Abstand zu halten. Mom hatte nie etwas gesagt, das meinen Verdacht bestätigt hätte, doch war ich mir ziemlich sicher, dass ich ganz und gar nicht der Tochter entsprach, die sie sich gewünscht hatte. Sie hätte vermutlich den temperamentvollen Cheerleadertyp bevorzugt, ein Mädchen, mit dem sie shoppen gehen und Schönheitstipps austauschen konnte. Wir hatten unterschiedliche Geschmäcker. Sie verstand meine Sicht auf die Welt nicht und ich hatte keinen Schimmer, was manchmal in ihr vorging.
    Nehmen wir doch einfach mal die jetzige Situation. Ich würde annehmen, dass die meisten Leute gern gewusst hätten, ob sie nun in einem Haus lebten, in dem es spukte, oder das zumindest vom Unglück verfolgt war. Meiner Mom ging es nicht so.
    Â»Soll das ein Witz sein?« Sie verschränkte die Arme und funkelte mich von der Wohnzimmertür aus wütend an. Ich verstaute meine Beine auf dem Sofa unter meinen Hintern.
    Â»Ã„h. Nein.« Was hatte sie denn für eine Vorstellung von meinem Humor?
    Â»Ich glaube dir nicht, Isobel.«
    Â»Mom, so etwas würde ich doch niemals erfinden. Die Dokumente befinden sich in der Stadtbücherei. Sie können von der Öffentlichkeit jederzeit eingesehen werden. Im Ernst. Du kannst selbst nachgucken.«
    Â»Das habe ich nicht gemeint. Ich meinte damit, dass ich nicht fassen kann, dass du so tief sinken würdest.«
    Â»Tief sinken? Seit wann sind Bibliotheksrecherchen denn etwas Schlechtes?«
    Â»Ich verbitte mir diesen Ton.«
    Um nichts weiter zu erwidern, presste ich die Lippen aufeinander. Großartig, wenn dir eine andere Meinung zu der deiner Eltern gleich als freches Benehmen ausgelegt wird.
    Â»Was weißt du überhaupt über diese Leute?«, fragte ich.
    Â»Diese Leute? Diese Leute sind jetzt unsere Familie!«
    Â»Meine Familie sind sie ganz sicher nicht! Dick ist bloß der Typ, den du geheiratet hast, und Nathaniel ist sein Sohn, nichts weiter. Du kannst mich jetzt ruhig engstirnig nennen, aber ich bin nicht so schnell darin, wildfremde Leute als meine Familie zu akzeptieren. Du hast

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