Lost on Nairne Island
ichâs dir schon gesagt.«
»Aber du musst schon zugeben, dass es wahrscheinlicher ist, dass ich durchdrehe, als dass mir ein Geist irgendwelche Botschaften schickt.«
»Nein. Du denkst nur, dass es wahrscheinlicher ist, weil du so eine Skeptikerin bist. AuÃerdem, nur weil dein Dad durchgedreht ist, heiÃt das noch lange nicht, dass du in seine FuÃstapfen treten wirst.«
»Aber möglich wäre es.« Ich holte tief Luft. »Zum Glück kommst du mich am Wochenende besuchen. Ich hab voll viel geplant. Dann können wir gemeinsam überlegen, was ich mit den Muscheln machen soll, okay?«
Anita erwiderte nichts darauf. Oh-oh. Sie war eigentlich normalerweise nicht so der schweigsame Typ.
»Du kommst doch am Wochenende, oder?« Wir hatten schon angefangen, ihren Besuch zu planen, noch bevor ich überhaupt weggezogen war. Es wäre nicht übertrieben zu behaupten, dass ich die Minuten einzeln gezählt hatte.
»Da wäre nur diese eine Sache.«
»Sache?« Mein Magen sackte gen Boden.
»Kat schmeiÃt am Samstag eine Party.«
»Kat schmeiÃt doch jede Woche eine Party.«
»Klar, aber ihre Eltern sind nicht daheim und sie hat so ein Strandmotto ausgerufen. Alle kommen. Sogar Ryan. Er hat mich extra gefragt, ob ich auch da bin.«
Anita stand total auf Ryan. Sie war schon seit der achten Klasse in ihn verknallt. Eigentlich konnte ihr kaum jemand was anhaben, aber Ryan war so was wie ihr Kryptonit. Wenn er in der Nähe war, konnte man regelrecht dabei zusehen, wie ihr der IQ Punkt für Punkt förmlich zu den Ohren raussprudelte. Anita war hinter ihm her seit jener Sportstunde, als er ihr einen Volleyball direkt ins Gesicht gedonnert hatte. Sie ging zu Boden, und aus ihrer Nase sprudelte das Blut nur so hervor. Als sie wieder zu Bewusstsein kam, hatte Ryan sich über sie gebeugt. Deswegen hielt sie ihn für ihren Retter und Helden. Ihr schien völlig entfallen zu sein, dass er derjenige gewesen war, der den Ball überhaupt erst an ihre Nase gepfeffert hatte. Während Anita Ryan mochte, mochte Ryan es, von Anita gemocht zu werden. Er hatte eine Art sechsten Sinn, über den er spürte, wenn sie kurz davor war, das Interesse zu verlieren. Dann fing er immer wieder ganz unvermittelt an, mit ihr zu flirten. Nie wurde mehr draus, aber das hielt Anita nicht davon ab, erneut zu hoffen.
»Ich dachte, du wolltest das alles hier so gerne sehen«, rief ich ihr in Erinnerung.
»Das tu ich. Echt. Es ist nur vielleicht nicht das optimale Wochenende. Ich könnte doch auch ein andermal kommen.«
»Dick und meine Mom regen sich aber immer auf, dass dies hier kein Hotel sei. Sie können es nicht ab, wenn jemand einfach spontan vorbeikommt. Darum haben wir das ja auch von langer Hand geplant.« Ich wusste genau, wie quengelig ich klang, aber das war mir egal. Sie hatte versprochen zu kommen.
»Dick ist ein Arsch.«
»Glaub mir, das ist für mich nichts Neues. Ich muss ihn ja auch rund um die Uhr ertragen.« Ich seufzte. »Ich rede mit Mom und frag sie, ob ich vielleicht zu dir fahren kann. Sie ist ganz versessen darauf, dass wir gemeinsam Zeit als Familie verbringen, aber ich wette, sie lässt mich ausnahmsweise fahren. Sie weià genau, wie sehr ich mich auf das Wiedersehen mit dir gefreut habe. Vielleicht kann deine Mutter mich ja von der Fähre abholen.«
»Ãh, also, da gibt es ein Problem.« Ich spürte, wie meine Ohren knallrot wurden. Ich kaute an der Innenseite meiner Backe herum. »Du willst also nicht, dass ich zu dir komme? Hast du etwa Angst, dass ich dir die Sache mit Ryan vermassle?«
»Nein.« Sie zögerte. Ich wette, Sharon, diese dumme Kuh, hatte ihr geraten, sich Ryan an den Hals zu werfen. »Meine Mom gibt eine Wohltätigkeitsparty, auf der sie für das Footballteam meines Bruders sammeln will.«
»Na und? Ich war doch früher auch immer bei euch zu Hause. Deine Mom hat sogar vorgeschlagen, ich könne bei euch wohnen.«
»Ich wiederhole nur, was sie gesagt hat. Sie will keine anderen Leute mehr dabeihaben.«
»Andere Leute. Na toll. Jetzt gehöre ich also schon nicht mehr dazu. Ich hoffe, du und Kat, ihr habt viel Spaà auf der Party.«
»Das ist nicht fair. Erwartest du etwa von mir, dass ich alleine herumhocke? Du bist doch diejenige, die wegziehen musste.«
»Ich bin nicht freiwillig weggezogen. Meine Mom ist weggezogen und hat
Weitere Kostenlose Bücher