Lost on Nairne Island
spürte der Geist ja, dass ihm die Sache mit dem Kontaktieren widerstrebte. Soviel ich wusste, waren Geister ziemlich empfindlich, wenn es um solche Dinge ging. »Ich sag dir doch, an dem Abend, als wir die Pyjamaparty hatten, hat dieses Ding funktioniert.« Ich stupste das Brett ein wenig an, sodass es über den Boden rutschte.
»Vielleicht hat dieser Geist ja nicht viel mehr zu sagen.«
»AuÃer eins, zwei, drei? Ich brauch aber ein bisschen mehr Informationen als das. Was soll ich denn mit diesen Zahlen anfangen? Will er mir sagen, dass er bis drei zählen kann?« Ich zuckte zusammen, sobald die Worte über meine Lippen waren. Wenn hinter dem Geist tatsächlich seine Schwester steckte, dann hatte ich sie soeben ziemlich beleidigt. Evie hatte ein Problem damit gehabt, richtig zu kommunizieren: Vermutlich gab sie bereits ihr Bestes.
»Was hast du sonst noch, abgesehen von den Zahlen?«
»Nun, da wären ein paar Muscheln und eine Scherbe von dem zerbrochenen Spiegel.« Ich schüttelte den Kopf. »Es klingt verrückt, nicht?«
»Hol alles her, dann sehen wir uns das noch mal zusammen an.«
Ich stand auf, holte die Muscheln und die Scherbe hinten aus meiner Unterwäscheschublade und legte alles in die Mitte des Ouija-Bretts. Nate nahm die Spiegelscherbe zur Hand und drehte sie ein paarmal hin und her. Ich versuchte, ihm das Fragment des Gesichts zu zeigen, doch da nur der Augenwinkel und ein Teil der Wange zu sehen war, war mir klar, dass er es nicht erkennen würde. Er meinte, es handle sich vielleicht nur um eine Beschädigung an der silbernen Beschichtung auf der Rückseite des Glases. Ich schubste die Muscheln auf dem Brett umher, bis mir etwas auffiel.
»Das ist ja komisch.« Ich hatte die Muscheln zu drei Haufen zusammengeschoben. Eine Muschel, zwei Muscheln, drei Muscheln. »Die Zahlen gehen auf.«
»Oder aber sie ergeben einen Haufen von sechs Muscheln«, meinte Nate und schob sie wieder zusammen.
»Warte mal, da war noch was.« Ich stand wieder auf und trat an mein Bücherregal. Dann zog ich einen Harry-Potter -Band heraus und suchte nach der zerrissenen Zeichnung, die ich in meiner ersten Nacht hier im Haus angefertigt hatte. Die Fetzen flatterten zu Boden, und Nate setzte sie wie Puzzleteile zusammen, bis das Bild der Fensterbank wieder vollständig war.
»Wenn da ein Hinweis drinstecken soll, seh ich ihn nicht«, meinte Nate.
»Wir übersehen bestimmt was.« Ich schob die einzelnen Teile noch näher zusammen, um die Lücken zu schlieÃen.
Nate betrachtete das Bild. »Das ist Evies Zimmer, so wie es aussah, als sie noch am Leben war. Sie saà die ganze Zeit auf dieser Fensterbank und sah sich Bücher an. Meine Mom hat ihr immer aus dem da vorgelesen.« Nate deutete auf das Buch, an dem Mr Stripes auf dem Bild lehnte. »Das ist Moms Ausgabe von Alice im Wunderland . Als Kind war das ihr Lieblingsbuch, deshalb hat mein Dad ihr zur Hochzeit eine Erstausgabe geschenkt. Einmal ist er total ausgerastet, als er Evie damit erwischt hat, weil sie mit Marmelade an den Fingern darin blätterte. Meine Mom sagte, das wäre nicht weiter schlimm, weil Bücher so ähnlich wie Stofftiere funktionierten; es war besser, wenn man sie lieb hatte â dann waren sie echter, lebendiger. Sie las Evie die ganze Zeit daraus vor. Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher, wie viel Evie von alledem verstanden hat, aber meiner Mutter gefiel es zumindest sehr.«
»Vielleicht gibt es da noch eine andere versteckte Zahlenbotschaft.« Ich glitt mit dem Finger über die Bücherregale auf der Zeichnung. »Auf diesem Bild sind zwölf Bücher zu sehen. Zwölf lässt sich durch eins, zwei und drei teilen.«
»Nimm mir das bitte nicht übel, aber ich glaub, du interpretierst da zu viel rein. Meine Schwester war geistig erheblich zurückgeblieben; dass sie sich irgendwelche Zahlenrätsel oder Geschichten ausdenkt, ist unwahrscheinlich.« Er klang genervt.
»Tja, wenn es das nicht ist, vielleicht hast du ja eine andere Idee, was all das zu bedeuten hat. Oder hast du überhaupt kein Interesse mehr an der Sache?«
»Also gut, ich will das hier nicht tun. Die ganze Sache fühlt sich irgendwie nicht richtig an.«
»Ich versteh ja, dass dich das aufwühlt, wenn du an deine Mom und deine Schwester erinnert wirst.«
»Dann vergessen wir die Sache doch.« Nate stand auf und
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