Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
Vom Netzwerk:
Nicola griff es
und trank gierig. Dabei kleckerte sie wie ein dreijähriges Kind. Sie fühlte das
Nass, blickte an sich herab und kicherte.
    Parizek bekam Zweifel, ob er aus ihr etwas herausholen konnte. Aber
er setzte an.
    »Was ist passiert, bevor Sie sich die Pulsadern aufgeschlitzt
haben?« Es war nicht seine Art, lange drum herumzureden.
    Nicola schien ihn nicht zu hören, spielte mit dem nassen Nachthemd
und goss noch mehr Wasser darauf, was sie wohl als lustig empfand, denn sie
kicherte erneut.
    »Valentina Fleischhacker«, setzte Parizek mit fester Stimme nach.
Die Faxen gedachte er durch einen megafonartigen Frageton zu durchbrechen. Es
schien zu wirken. Nicola sah zu ihm auf.
    »Valentina ist auch hier? Ich will sie nicht sehen. Sie ist eine
Hexe. Sie bringt Unglück.«
    »Wissen Sie, wo sie sich gerade aufhält?«
    »Sie ist hier. Hier drin. Im Zimmer. Sehen Sie sie nicht?« Nicola
deutete zur Decke, wo die Schemen des Mobiles im Kerzenschein tanzten. »Sie ist
der Schatten eines Schmetterlings.«
    Die hat es aber richtig erwischt, dachte Parizek und rätselte, was
die Ärzte ihr gespritzt hatten. Hier war wohl nichts zu machen. Er stand auf
und ging, ohne sich zu verabschieden, zur Tür.
    »Heute hätte ich ins Theater gehen können. Ich war lange nicht mehr
dort. Ich hatte Freikarten fürs Burgtheater, stellen Sie sich vor«, sagte
Nicola, auf einmal merkwürdig klar. »Sie haben plötzlich in meiner Jackentasche
gesteckt. Ich dachte erst, Adler hätte sie mir heimlich hineingeschoben, weil
er sich nicht traut, mich offiziell einzuladen. Er ist sehr schüchtern, und ich
bin seine Studentin, wissen Sie. Er ist nicht wie Sie. Sie glauben, dass Sie
sich alles nehmen dürfen. Er wagt noch nicht einmal, danach zu greifen, wenn es
nackt vor ihm auf dem Tablett liegt.«
    »Theaterkarten? Für heute Abend?«, fragte Parizek, der bereits die
Klinke in der Hand hielt.
    »Ja, für ›Dantons Tod‹. Da rollen die Köpfe. Sogar in der
Führerloge«, kicherte Nicola. »Aber die Karten waren gar nicht von ihm.
Vermutlich hatte sie mir der Entführer in die Jacke geschoben, hat Adler
gesagt. Glauben Sie so etwas? Ich glaube eher, dass Adler sich nicht zu sagen
getraut hat, dass sie von ihm waren. Er traut sich nicht. Sie trauen sich was.
Kommen Sie her und küssen Sie mich. Sie können mich auch ficken, wenn Sie
wollen. Und das wollen Sie doch, hab ich recht?«
    Parizek drückte die Klinke hinunter und verließ das Zimmer. Er hatte
es eilig.
    * * *
    »Wollen wir uns das wirklich noch weiter antun?«, fragte
Adler, als sie die Treppen ins Foyer hinunterstiegen.
    »Mir gefällt es«, sagte Valentina und blieb dann auf der Treppe
stehen. »Ich bin wohl völlig verrückt.«
    »Wenn dir die Inszenierung tatsächlich gefällt, kann ich das
unterschreiben.«
    »Ich laufe hier herum, als wäre ich eine ganz normale Besucherin.
Ich kann doch jetzt nicht einfach im Foyer herumspazieren. Das Stück hat mich
völlig durcheinandergebracht. Ich warte in der Loge.«
    »Ich muss etwas trinken. Ohne Betäubung ertrage ich den zweiten Teil
nicht«, sagte Adler.
    »Du musst nicht bleiben. Du kannst auch gerne gehen, wenn es dir
dermaßen zusetzt.«
    »Deine Gegenwart macht den Dünnschiss der Theaterleute mehr als
wett. Ich stehe das durch. Mit dir und einer Flasche Sekt schaffe ich das.«
    Adler tänzelte die Treppe hinunter, Valentina stieg die Stufen
wieder empor und ging in die Loge.
    Sie erschrak, als ein Mann sich von der roten Tapete löste und die
Tür hinter sich schloss.
    »Buona sera« , sagte er leise und mit
freundlicher Stimme. »Signorina Fleischhacker?«
    »Ja«, antwortete Valentina. Sie wollte nicht Italienisch sprechen.
Es bedeutete für sie ein Zugeständnis, an wen auch immer. Nur mit ihrer Mutter
sprach sie noch Italienisch, aber das waren bloße Floskeln und abgedroschene
Ritualphrasen.
    »Mi chiamo Claudio Ciacci. Sono di Roma. Lavoro
per la Polizia di Stato. Vorrei che Lei lavorasse con noi.«
    Er streckte ihr eine Visitenkarte entgegen. Valentina nahm sie, sah
kurz drauf und steckte sie dann ein.
    »Noi sappiamo che Lei non ha ucciso nessuno« ,
lächelte er aus dem Halbdunkel. »Cerchiamo Il Cervello. E non
vogliamo perdere una donna come Lei. Stia attenta. Non si fidi di nessuno.
Neanche di me.«
    Die letzten Worte hatte er gehaucht, und Valentina hatte die Ohren
spitzen müssen, um jedes Wort zu verstehen.
    »Sono sempre vicino« , versicherte er und
verschwand aus der Loge.
    Valentina musste sich erst

Weitere Kostenlose Bücher