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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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sie war ein Anker, wenn man in
Duisburg aufgewachsen war. Aber die Regale der Kochbücher befanden sich zu nah
am Bistro. Also ließ Alberto seinen Blick über die Sportbücher schweifen.
    Er griff sich ein Buch, das ihm die ultimative Bauchmuskulatur
versprach, und packte sich unwillkürlich in seinen Speck, der sich als leichte
Schürze über der Stelle verteilte, unter der Alberto sein Sixpack vermutete. Es
war hoffnungslos. Wie sollte man in Form bleiben, wenn man ständig nur hinter
Leuten hertrottete, um sie zu beschatten oder umzulegen?
    Sein Blick wanderte über den Rand des Muskelbuchs zum Bistro
hinüber. Die Frau am Tisch neben Valentina sah zu ihm herüber und hielt seinen
Blick. Dann erhob sie sich und kam direkt auf ihn zu. Er durfte nicht
auffallen, Valentina durfte keinesfalls zu ihm herüberblicken. Rasch stellte er
das Buch zurück und machte zwei große Schritte zur Rolltreppe, die in den
obersten Stock führte. Er sah sich um. Wenige Stufen hinter ihm stand die Frau.
    Alberto verließ die Rolltreppe und landete in den Büchertürmen der
Philosophie und der Weltreligionen. Die Frau folgte ihm. Alberto flüchtete zu
den Fremdsprachen. Auch hier blieb er von der Frau nicht verschont. Sie kam
direkt auf ihn zu und lächelte ihn an.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich müsste da ran.« Sie deutete mit der
Hand auf das Regal, das Alberto versperrte.
    Alberto nickte irritiert und trat einen Schritt zur Seite. Die Frau
griff sich ein Buch mit dem Titel »Islam heute« und begann darin zu blättern.
    Alberto kam sich vor wie ein Volltrottel. Hätte er mehr Humor
gehabt, er hätte über sich gelacht. Valentina!, durchzuckte es ihn.
    Mit zügigem Schritt peilte er die Rolltreppe an, auf der er nach
oben gekommen war. Erst als er sie betreten wollte, bemerkte er, dass das so
nicht funktionierte. Sein Blick fand das Gegenstück, das ihn wieder nach unten
bringen sollte. Dafür musste er an den Buddhisten und Philosophen vorbei und
zwei Stoiker zur Seite schieben, die ihm im Weg standen.
    Alberto lief die Rolltreppe hinunter und ahnte es bereits. Er hetzte
an den Sportbüchern vorbei und fand seine Vermutung bestätigt. Valentina war
verschwunden.
    * * *
    Valentinas Blick wanderte über die Namensschilder der Klingelleiste.
Vergeblich suchte sie nach »Nicola Simon«. Einige Klingeln waren lediglich mit
»Top 1« oder »Top 17« versehen. Valentina trat einen Schritt zurück,
blickte auf den Zettel, auf den Adler Telefonnummer und Adresse geschrieben
hatte, und vergewisserte sich, dass sie hier richtig war. Anrufen konnte sie
nicht; sie war ohne Handy und ohne Geld geflohen.
    Ein Mann mit einem schwarzen Pudel kam zur Tür heraus. Er beachtete
Valentina nicht, sondern sprach mit seinem Hund, den er auf dem Arm trug. »Ferdl,
bleib ruhig. Du weißt ganz genau, dass du erst auf der Wiese auf den Boden
darfst. Und wenn du strampelst, geh ma sofort wieder nach oben. Hörst du?
Ferdinand! Net strampeln! So ist’s brav. Braves Ferdilein.«
    Der Mann verließ den Hauseingang mit dem Hund auf dem Arm und
überquerte die Straße.
    Valentina nutzte die Gelegenheit und stellte ihren Fuß zwischen die
wieder zufallende Haustür. In ihrem Rücken hörte sie das Quietschen von
Autoreifen, dann einen entsetzlichen Schrei: »Ferdl!«
    Valentina drehte sich um. Das Herrchen von Ferdl kroch unter einen
Müllwagen und zog den Pudel darunter hervor. Ferdl strampelte nicht mehr.
    Valentina überlegte kurz, wo sie auf Nicola warten sollte. Am
ungestörtesten wäre sie ganz oben. Aber wenn der Mieter der Dachwohnung sie vor
seiner Tür hocken sah, würde er womöglich Alarm schlagen. Man mochte keine
Fremden vor der Wohnungstür sitzen wissen. Also entschied sie sich, unten vor
den Briefkästen zu warten. Sie nahm einen Packen Werbeflugblätter, die in der
Ecke lagen, und stellte sich so, dass Eintretende glauben konnten, sie verteile
die Blättchen gerade.
    Die Haustür wurde geöffnet. Der trauernde Hundebesitzer kam
hereingeschlurft. Allein. Den Leichnam des Hundes hatte er nicht dabei. Er hob
den Kopf und blickte Valentina an.
    »Sie haben ihn gleich mitgenommen. Direkt hinten rein ham s’
ihn gschmissen, zum anderen Müll. Das wär am günstigsten, haben sie gesagt.
Dann kämen auf mich keine Kosten zu. So ein Begräbnis kostet ja auch. Ist schon
gut, wenn man in Zeiten wie diesen irgendwo was sparen kann. Hundefutter spar
ich jetzt ja auch und die Arztbesuche. Der Ferdl hat nämlich Magengeschwüre
gehabt. Ja, so was

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