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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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nichts gegen Schwule. Sein älterer Bruder Lorenzo war auch einer. Aber er
selbst fand keinen Gefallen an Männern. Dennoch würde er sich jetzt
interessiert zeigen, er wollte hier nicht auffallen.
    »Servus, Fremder. Ich kenn dich gar nicht. Zum ersten Mal hier?«,
säuselte der Schönling und neigte affektiert sein weißblondes Köpfchen zur Seite,
sodass sein Hals zum Biss freilag.
    »Auf Geschäftsreise«, antwortete Alberto, als er merkte, wie ihm
eine Hand in den Schritt fasste und ihm den Sack durch die Hose hindurch zu
massieren begann. Am liebsten hätte er dem dreisten Lüstling in die Fresse
geschlagen, aber er duldete den Zugriff und lächelte, so gut er es vermochte.
    »Spendierst du mir einen Drink?«, fragte der blonde Faun und suchte
mit geübten Fingern den Knopf von Albertos Hose. Mit einem schnellen Griff war
er seinem Gefängnis entsprungen, und die schlanke Hand machte sich auf den Weg
zum Reißverschluss. Auf halber Stelle hielt sie erschrocken inne.
    Alberto hatte seine Zähne in den Hals des Blonden geschlagen. Dem
Schönling glitt das Glas aus den Händen, und Alberto zerrte ihn, wie der Wolf
es mit einem gerissenen Lamm tat, mit festem Biss in eine dunkle Plüschecke.
Erst im Schummerlicht löste er seine Zähne aus dem Hals des Jungen. Der keuchte
und rang nach Atem. Dann versuchte er seinen Schrecken mit einem schlecht
gespielten Lächeln zu vertuschen.
    »Hu, du bist ganz schön wild. Ich weiß nicht, ob ich der Richtige
für dich bin.« Er strich sich das Hemd glatt und zog es über seine enge Jeans.
    »Schade. Du hättest mir gefallen. Falls du jemanden triffst, der es
gerne etwas härter mag, schick ihn vorbei, okay?«, sagte Alberto und schob
einen Zehner über den Tisch. Der Junge griff sofort zu, steckte den Schein in
die Hosentasche und trollte sich.
    Alberto nutzte den Moment, da er unbeachtet war, und drückte sich im
Schatten der Plüschnischen durch das Lokal. Wie ein Wolf, der Witterung
aufnahm, schlich er zwischen den Sesseln hindurch und spürte nach Valentina.
Aber sie war nirgendwo zu finden.
    * * *
    Vor den Fenstern versperrten eiserne Gitter die Flucht. Es gab
nur die eine Tür, durch die sie mit Amre hereingekommen war. Hier musste sie
auch wieder raus. Und zwar schleunigst, ehe Parizek angerückt kam.
    Nach langem Suchen hatte Valentina endlich eine Werkzeugkiste
gefunden. Sie riss die beiden Klappen des blechernen Kastens auf und fächerte
ihn auseinander. Ein Hammer und ein großer Flachschraubenzieher schienen ihr
für ihr Vorhaben am geeignetsten.
    Mit den Werkzeugen bewaffnet, ging sie zur verschlossenen Tür. Sie
schob die flache Spitze des Schraubenziehers zwischen Rahmen und Tür und
hämmerte vorsichtig auf den hölzernen Kopf des Werkzeugs. Der Schraubenzieher
glitt knarzend in die Fuge, dann begann Valentina zu hebeln. Das Schloss schien
nachzugeben. Noch einen Ruck, und der obere Teil des Schlosses wurde aus dem
Holz getrieben.
    Valentina lauschte, ob jemand auf das berstende Geräusch reagieren
würde. Durch die Tür hörte sie nur die letzten Takte von »Staying Alive«.
    Sie machte sich an den unteren Teil des Schlosses und hebelte auch
dort so lange, bis sich die Schraube aus dem Holz löste und die Tür geöffnet
war. Sie schnappte sich ihren Rucksack und schlich vorsichtig auf den dunklen
Korridor, der das Lager mit dem Lokal verband. Drei Pärchen drückten sich
lustvoll stöhnend gegen die Wände. Sie würden Valentina nicht bemerken. Geduckt
huschte sie an ihnen vorbei; Schraubenzieher und Hammer dienten ihr nun als
Waffen für den Notfall.
    Sie erreichte den Schanksaal. Hubertus stand eingeschneit hinter der
Theke und grölte aus vollem Hals mit Bonnie Tyler »It’s a Heartache«, die Meute
um den Tresen unterstützte ihn tatkräftig.
    Valentinas Blick wanderte hastig durch den Raum. Von Amre und
Parizek war keine Spur. Gut so. Der Koch brachte gerade zwei Teller Frankfurter
mit Kren aus der Küche. Vielleicht gab es in der Küche einen Ausgang auf den
Hinterhof? Valentina wartete ab, bis der Koch fast bei den Gästen war, für die
die Würstel bestimmt waren, und schlüpfte dann in die Küche.
    Es roch nach Bratfett, in der Fritteuse brodelten goldbraune Pommes,
und auf dem Grill warteten fünf Bratwürste darauf, gewendet zu werden.
    Sie entdeckte die Tür erst beim zweiten Hinschauen. Davor stand ein
Regal, auf dem sich Eimer mit Kartoffelsalat drängten. Sie steuerte darauf zu,
schob zwei Eimer zur Seite und untersuchte die Tür. Der

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