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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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Schlüssel steckte im
Schloss, sie würde also rauskommen.
    Sie warf einen schnellen Blick in den Gastraum; der Koch hatte
seinen Rückweg angetreten. Jetzt musste es schnell gehen.
    Vorsichtig zog sie das schwere Regal nach vorne, zwängte sich
dahinter und wollte den Schlüssel im Schloss drehen. Er klemmte.
    Valentina bewegte ihn behutsam hin und her. Sie fürchtete, dass er
abbrechen würde, wenn sie fester drehte. Bestimmt war er ebenso verrostet wie
das Schloss.
    Sie hörte ein Husten hinter sich, dann spie jemand Schleim in ein
Waschbecken und spülte mit Wasser nach. Der Koch war wieder in der Küche.
Valentina hielt den Atem an. Wenn er nicht genau hinsah, würde er nicht
bemerken, dass das Regal auf einer Seite leicht in den Raum verschoben stand.
    »Kuraz!«, fluchte es serbisch in
Valentinas Rücken. Und sie roch, worüber der Koch sich aufregte. Die Würstel
begannen zu kohlen. Das war ihre Chance. Der Fokus des Kochs lag auf der
Rettung des verwursteten Schweins. Energisch drehte sie den Schlüssel,
inbrünstig bittend, dass er nicht abbrechen möge. Es ruckte im Schloss, die Tür
sprang auf. Valentina drückte sie nur so weit auf, dass sie sich
hindurchzwängen konnte, dann zog sie sie wieder hinter sich zu und stand
zwischen einigen verlassenen Hortensien in einem klammen Hinterhof.
    Drei Seiten waren durch unbezwingbare Häuserwände zugesperrt, die
vierte wurde von einer drei Meter hohen Mauer gebildet, die den nächsten
Hinterhof abtrennte. Dort hinüber musste Valentina, wenn sie hier rauswollte.
Eine ehemalige Tür, die in den Flur des Hauses führte, war aus unerfindlichen
Gründen zugemauert worden.
    * * *
    Alberto hörte jemanden fluchen, als er sich der Küche näherte.
Er warf einen Blick in den qualmgeschwängerten Raum und sah den Koch mit
verbrannten Würsteln hadern. Eins nach dem anderen riss er mit bloßen Händen
vom Grill und schleuderte es gegen die Kacheln der Waschbeckenzeile. Den
Würsteln brach es beim Aufprall das Genick, und sie strauchelten ins
Waschbecken.
    Alberto ließ den Blick schweifen und hielt inne, als er das leicht
verschobene Regal entdeckte. Er glaubte, dahinter eine Tür zu erkennen. Langsam
ging er auf das Regal zu und zog es weiter in den Raum hinein. Tatsächlich.
Hier war ein Hinterausgang. Er drückte die Klinke. Die Tür war nicht
verschlossen. Er wollte sie gerade öffnen, da packte ihn von hinten eine Pranke
an der Schulter und wirbelte ihn durch den Raum, als wäre auch er ein
verbranntes Würstel.
    Er knallte mit dem Rücken gegen ein weiteres Regal, in dem
Gurkengläser klirrend gegeneinanderschlugen. Der Koch stand grimmig über ihm.
    »Hier hat keiner was zu suchen«, knurrte er.
    Alberto hatte keine Zeit für Verhandlungen. Wenn Valentina durch die
Hintertür abgehauen war, dann musste er ihr schnell hinterher, wollte er noch
eine Chance haben, sie zu erwischen.
    Er rappelte sich angeschlagener auf, als er es tatsächlich war, und
spielte obendrein Trunkenheit. Dann stieß er blitzschnell und ansatzlos den
Spann seines rechten Fußes in den Schritt des Kochs.
    * * *
    Zweimal war sie schon abgerutscht, jetzt musste sie es schaffen.
    Valentina hatte sich auf ein kleines Sims der rechten Hauswand
gearbeitet, um von dort auf den oberen Rand der trennenden Mauer zu springen.
Sie atmete tief durch, als ein schnarrendes Geräusch ihre Aufmerksamkeit zur
Küchentür zog.
    Valentina sah die Umrisse einer Gestalt. Sie konnte nicht erkennen,
wer es war, aber den Koch hatte sie größer in Erinnerung. Vermutlich einer von
Parizeks Leuten. Sie musste weg von hier.
    Valentina fokussierte wieder auf die Mauer. Sie ließ sich kurz in
die Hocke fallen, um mehr Schwung für den Sprung zu sammeln. Dann schnellte sie
hoch und drückte sich mit aller Kraft vom Sims ab. Sie flog weit. Und diesmal
erreichte sie den Rand der Mauer. Mit beiden Händen packte sie zu. Jetzt war
der riskanteste Augenblick. So wie sie an der Mauer hing, war sie selbst für
den schlechtesten Schützen eine dankbare Beute. Aber es schoss niemand. Es rief
auch keiner. Vielleicht hatte der Kerl an der Tür sie noch gar nicht bemerkt?
Rasch zog sie sich nach oben, schwang die Beine über die Mauer und glitt auf
der anderen Seite hinunter.
    * * *
    Alberto hatte sie sofort gesehen. Aber er war einen Schritt in
die Küche zurückgetreten, als sie zu ihm heruntergeblickt hatte. Wenn sie sein
Gesicht kannte, wäre er für den Auftrag tot.
    Jetzt trat er wieder einen Schritt hervor und spähte in

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