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Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ihr damit, sie hat Euch sitzen lassen? Sie kann doch nicht einfach verschwunden sein!«
    »Ich sag doch, dass sie weg ist«, erklärte Mistress Dubb.
    »Wohin denn? Wann?«, wollte Clarice wissen.
    Die Alten nickten.

    »Gestern. Aber sie hat mir nichts hinterlassen, also weiß ich keine Einzelheiten.« Mit ihrer fleischigen Hand drückte Mistress Dubb Clarice wieder auf den Stuhl zurück. »Gebt Euch nicht die Schuld daran!«
    Clarice starrte sie an und ließ sich widerstandslos auf den Stuhl drücken.
    »Glaubt nicht, dass sie in die Welt hinausgegangen ist und sich einen Mann sucht, weil Ihr sie hübsch gemacht habt.«
    »Oh.« Clarice stieß die Luft aus. »Das meint Ihr. Nein, ich habe nie gedacht...«
    »Aber es stimmt doch, hab ich Recht?« Mistress Dubb redete ohne Punkt und Komma weiter. Und ohne den geringsten Funken Verstand. »Hübsche Mädchen finden immer Männer. Als ich jung war, habe ich sie gefunden, vielmehr, die Männer haben mich gefunden. Ich habe gehofft, dass Ihr das auch für mich tun könntet, dass Ihr mich wieder hübsch und begehrenswert machen könnt...«
    Clarice konnte den Klang dieser Stimme einfach nicht mehr ertragen. Sie unterbrach die Näherin unhöflich. »Hat jemand gesehen, in welche Richtung sie davongelaufen ist?«
    »Nein.« Mistress Dubb nestelte einen Brief aus ihrer Bluse. Er war mit Wachs versiegelt, und sie reichte ihn Clarice. »Vielleicht erklärt sie das ja in dem Brief hier. Sie hat ihn für Euch dagelassen.«
    Jemand hatte sich an dem Siegel zu schaffen gemacht, aber es war nicht gebrochen. Clarice sah Mistress Dubb ungläubig an, und offenbar hatte ihr Blick noch eine gewisse königliche Ausstrahlung, denn die Näherin huschte schuldbewusst davon. »Hab ihn fallen lassen«, murmelte sie dabei. »Ich lasse Euch allein, damit Ihr ihn in Ruhe lesen könnt.«
    Clarice wog den Brief furchtsam in der Hand.

    Henry machte eine aufmunternde Handbewegung. »Nur zu. Lest den Brief.«
    Clarice brach das Siegel und überflog Amys schöne Handschrift.
     
    Liebste, teuerste, beste Clarice,
    ich habe dir ja gesagt, dass ich keine Prinzessin mehr sein will. Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber es stimmt trotzdem. Ich hasse es, darauf zu warten, dass mein Leben anfängt, und zu wissen, dass ich auf dieses Leben schlecht vorbereitet bin. Warum? Weil ich frei bin, in der Landschaft herumwandern, mit normalen Menschen sprechen und den Wert ehrlicher Arbeit sehen kann.
    Ich will die Art von Leben nicht mehr führen, die wir in letzter Zeit geführt haben. Also werde ich irgendwo hingehen, wo niemand mich kennt, wo ich lerne, wer ich wirklich bin und wozu ich fähig bin.
    Mach dir keine Sorgen. Ich weiß, du glaubst, du musst es tun. Aber gehe in dich. Sei gerecht. Du weißt, dass ich für mich selbst sorgen kann. Ich bin immer vor dir in die Städte gegangen. Ich habe immer eine regelmäßige Arbeit in einem ehrbaren Geschäft gefunden. Ich verspreche dir, dass ich vorsichtig und intelligent vorgehen werde, denn ich habe bei einem brillanten Lehrer gelernt. Bei dir, liebste Clarice.
    Ich bitte dich, versuche nicht, mich zu finden. Ich verspreche dir, sobald ich Fuß gefasst habe, werde ich eine Anzeige in die Zeitung setzen und dich über mein Wohlergehen informieren. Außerdem vertraue ich fest darauf, dass wir uns wiedersehen werden.
    Wenn du wirklich willst, dann wirst du deinen Weg
zurück nach Beaumontagne finden, einen Prinzen heiraten und glücklich bis an dein seliges Ende leben. Ich weiß, dass du glaubst, dass ich nichts weiß, weil ich deine jüngere Schwester bin ...
    »Das denke ich gar nicht!«, protestierte Clarice, aber sie musste sich selbst traurig eingestehen, dass es sich genauso verhielt.
    … aber wenn du mich fragst, bist du viel zu lebendig, um ein solches Schicksal auf dich zu nehmen. Also denke gut nach, bevor du dorthin zurückkehrst.
    Bis dahin, hoffe ich, stolperst du vielleicht über das, was du wirklich suchst. Leb wohl, liebste Schwester, gehabe dich wohl!
     
    In Liebe deine Schwester auf ewig, Amy Rosabel
    Aufgebracht zerknüllte Clarice den Brief und rang nach Atem, versuchte zu verstehen, was da gerade passiert war. »Amy«, flüsterte sie. »Amy.« Ihre kleine Schwester. Sie war ganz allein in der Welt, und suchte nach etwas, was es nicht für sie gab. Nach einer anderen Identität als der einer Prinzessin... So etwas war unvorstellbar. Amy konnte nicht so tun, als wäre sie ein normaler Mensch. Warum sollte sie überhaupt so sein wollen

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