Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
striegelte.
Dann schlenderte sie zur Bierschänke, und lächelte die fünf alten Männer an. Sie hatten ihre ganze Aufmerksamkeit verdient.
Sie erhoben sich mühsam, als Clarice sich ihnen näherte, und verbeugten sich. »Hamish MacQueen, Henry MacCulloch, Gilbert Wilson, Tomas MacTavish, Benneit MacTavish«, begrüßte sie einen nach dem anderen.
»Eure Hoheit, Ihr erinnert Euch an unsere Namen!« Henry war erstaunt. Er sprach immer viel zu laut, daran erinnerte sie sich noch von ihrer ersten Begegnung.
»Aber natürlich.« Sie erwischte Gilbert gerade noch am Arm, als der bei seiner Verbeugung beinahe wieder vornüber gefallen wäre. »Ich lege sehr viel Wert darauf, die Namen von gutaussehenden Gentlemen zu behalten, die ich kennen lerne.«
Sie strahlten.
»Seid Ihr für ein Spielchen Dame gekommen?«, wollte Tomas wissen.
Sie half ihm auf seinen Stuhl. »Ich glaube nicht. Ich bin heute etwas abgelenkt und wäre sicher eine schlechte Gegnerin.«
Tomas rieb sich die Hände, so dass seine pergamentene Haut knisterte. »Umso besser.«
Sie lachte und drohte ihm mit dem Finger. »Ihr seid ein schrecklicher Mann!« Sie mochte ihre Stimmen. Sie klangen rau vom Alter und warm durch den schottischen Akzent. Irgendwann würde sich Robert auch so anhören, und sie fragte sich, ob sie wohl bei ihm sein und es erleben würde.
»Ihr seht traurig aus, Hoheit.« Hamish fummelte an dem Ärmel seines amputierten Armes herum. »Was habt Ihr denn?«
Die Nadeln hatten sich gelöst, und sie sah, wie peinlich
ihm dieser Umstand war. Sie blickte ihm in die Augen. »Mr. MacQueen«, sagte sie ruhig, »Euer Ärmel hat sich gelöst. Darf Ich Euch helfen, ihn wieder zu richten?« Ohne auf eine Antwort zu warten griff sie zu den losen Nadeln und steckte sie wieder durch den Stoff, um die Öffnung zu schließen. »Wenn Ihr mir Eure Hemden bringt, dann nähe ich Knöpfe und Knopflöcher an Eure Ärmel, damit Ihr nicht diese dummen Nadeln benutzen müsst.«
»Eine Prinzessin sollte mir nicht die Knöpfe annähen!«, sprudelte Hamish verlegen heraus.
Sie fragte ihn nicht, wer das sonst tun sollte. Soweit sie wusste, hatte er seine ganze Familie überlebt. »Ich nähe gern«, erklärte sie einfach, »und ich mag Euch. Das macht meine Arbeit doppelt einfach.«
»Wie?« Henry hielt sich die Hand hinter das Ohr und beugte sich zu Benneit.
»SIE SAGT«, brüllte ihm Benneit ins Ohr, »DASS SIE HAMISH DIE HEMDEN NÄHEN WIRD.«
Henry stürzte sich wie ein Falke auf diese Neuigkeit. »Also bleibt Ihr auf MacKenzie Manor, Hoheit?«
Sie überlegte, was sie antworten sollte. Würde Robert sie bitten zu bleiben? Schließlich konnte sie jedoch nur den Kopf schütteln. »Ich weiß es nicht.«
Die Alten sahen sich vielsagend an.
Sie hätte gern gewusst, worüber sie vorher gesprochen hatten.
Mit gezwungener Gelassenheit setzte sie sich auf den Stuhl vor dem Damebrett. »Ich würde uns gern ein Bier bestellen. Wo ist die Besitzerin der Bierschänke?«
Tomas lachte erstickt und schaukelte mit seinem Stuhl so weit zurück, dass Clarice fürchtete, ihn gleich wieder auffangen zu müssen.
»Sie wird in letzter Zeit unerwartet viel... beansprucht.« Gilbert legte verschwörerisch einen Finger auf die Lippen.
Clarice entnahm dieser Geste, dass die Alten diskret sein wollten.
Doch bevor sie die Männer drängen konnte, ihr die Gerüchte zu verraten, begann Hamish: »Eure Hoheit, eine starke Bö aus Osten.«
»Wie?« Unwillkürlich drehte sich Clarice in die Richtung um und sah Mistress Dubb, die aus ihrem Schneiderladen getreten war und jetzt über den Anger auf sie zukam.
Clarice’ Herz hüpfte vor Freude. Amy wollte sie sehen.
Aber das war doch närrisch! Mistress Dubb würde niemals Botengänge für Amy übernehmen.
Als die Schneiderin Clarice erreichte, machte sie einen tiefen Knicks. »Euer Hoheit, welch eine Freude, Euch hier in Freya Crags wiederzusehen. Seid Ihr gekommen, um mein altes Gesicht zu behandeln?«
»Das bin ich«, versicherte Clarice ihr. »Aber zuerst hoffte ich, mit Miss Rosabel sprechen zu können.«
Mistress Dubb keuchte wie ein Teekessel. »Dieses schreckliche Ding. Ich will nicht über sie reden!«
Clarice stand beunruhigt von ihrem Stuhl auf. »Warum denn nicht?« Was hatte Amy denn jetzt wieder angestellt?
Mistress Dubb zog ein langes Gesicht. »Sie hat mich einfach mit einem halben Dutzend Bestellungen sitzen lassen. Ich habe keine Ahnung, wie ich sie erfüllen kann.«
Panik erfasste Clarice. »Was meint
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