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Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
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jung war. Sie hatte sie in den vielen Jahren auf der Straße gewonnen, und von vielen schlechten Erfahrungen. »Er will dich, und er bekommt meistens, was er will.«
    Clarice wusste, was Amy meinte. Immerhin, hatte er ihr nicht die Hand geküsst, noch bevor er ihren Namen kannte? Aber nur weil er weiche Lippen hatte, musste sie noch lange nicht zugeben, dass sie misstrauisch war. Amy hatte ihr Unbehagen über ihre Arbeit bereits eingestanden, und wenn sie jetzt auch noch von Clarice’ Besorgnis erfuhr, würde sie darauf drängen, dass sie abreisten. Clarice hatte zu viel in der letzten Stadt verloren. Da sie überstürzt abreisen mussten, hatte sie das Geld nicht einsammeln können, das die Leute ihnen für ihre Cremes schuldeten.
    In Zeiten wie dieser, wenn das Desaster in jeder Ecke lauerte, erinnerte sich Clarice kaum noch daran, wie es war, in einem Palast zu leben, wo man sie verwöhnt und sich um sie gekümmert hatte und sie von der Welt nur das wusste, was Großmutter ihr erzählt hatte. Jetzt wünschte sich Clarice nichts sehnlicher, als in den Palast nach Beaumontagne zurückkehren und wieder diese verwöhnte Prinzessin sein zu können.
    Das war närrisch! In den letzten fünf Jahren hatte Clarice sehr wohl erfahren, was fromme Wünsche wert waren. »Es ist am besten, wenn man gründlich vorgewarnt ist«, erwiderte sie daher. »Also, erzähl mir alles, was du über den verrückten und gefährlichen Lord Hepburn weißt.«

    BEAUMONTAGNE
    Elf Jahre zuvor
     
    Die Königinwitwe Claudia tippte nachdrücklich mit ihrem Krückstock auf den glänzenden Marmorboden des Thronsaales des königlichen Palastes in Beaumontagne, und wie ein schlanker, alter, herrschsüchtiger Windhund blaffte sie ihre Enkelinnen an. »Kinn hoch! Schultern zurück!«
    Der fünfzehnjährige Kronprinz Rainger von Richarte stand auf dem Thronpodest stramm und beobachtete sie bei der Inspektion der drei Prinzessinnen.
    Er wusste, dass er bald an der Reihe war.
    Missbilligend betrachtete er die alte Lady. Durch ihre bloße Anwesenheit beherrschte sie den gewaltigen Saal. Sie war dürr und bösartig, hatte eine scharfe Zunge und blaue Augen, welche die Sünden eines Mannes erkannten, noch bevor er sie beging. Rainger wusste das so genau, weil sie seine Patentante war, und sie nutzte diese Ehre weidlich aus und stellte ihn zur Rede, wann immer es ihr beliebte.
    Jetzt marschierte sie vor den Prinzessinnen, die wie die Orgelpfeifen vor ihr auf dem Podest standen, auf und ab. Die Sonne schien durch die hohen Fenster und erhellte den langen, eleganten, von Gold strotzenden Raum. Und umschmeichelte die drei Schwestern. Die Mädchen waren alle gleich gekleidet. Sie trugen weiße Gewänder mit rosa Satinschleifen an ihren Taillen und ebensolchen Schleifchen im Haar. Angeblich waren sie hübsch, jedenfalls für Prinzessinnen.
    Raingers Vater, König Platon, behauptete das. Ihr eigener Vater, König Raimund, strahlte vor Stolz, wenn er sie
sah. Alle am Hof flüsterten von ihrer Sittsamkeit und ihrer Anmut. Rainger nahm an, dass dieses Gemunkel von ihrer Schönheit wohl stimmte. Doch er war, seit er denken konnte, einmal im Jahr nach Beaumontagne gekommen, und für ihn waren die Mädchen gelegentlich fröhliche Spielkameraden, meistens jedoch nur eine Plage. Denn sie neckten ihn ohne jeden Respekt vor seinem Alter oder seinem hohen Rang.
    »Heute heißen wir den Botschafter von Frankreich willkommen. Das ist eine offizielle Gelegenheit, und alle Augen werden auf Euch gerichtet sein, die königlichen Prinzessinnen von Beaumontagne.« Königin Claudia trug ihr weißes Haar zu einem Knoten im Nacken geflochten, aus dem sich kein einziges Haar zu lösen wagte. Auf ihren Kopf hatte sie sich eine Tiara gesetzt, in der die Diamanten und die Saphire nur so funkelten. Ihr himmelblaues Samtkleid passte perfekt zu ihren Augen.
    Rainger vermutete, dass sie mindestens hundert Jahre alt sein musste, vielleicht sogar hundertfünfzig. Ihre Haut war zwar runzlig, wies jedoch keinerlei Altersflecken oder geplatzte Äderchen auf. Einige Menschen behaupteten hinter vorgehaltener Hand, sie wäre eine Hexe, und Rainger wies diese Vorstellung keineswegs von sich. Sie hatte jedenfalls eine lange, schmale Nase, und alle wussten, dass sie in der Küche des Palastes geheime Tränke braute. Sie forderte Perfektion, von sich selbst und von allen anderen um sich herum. Und sie bekam sie auch.
    Er selbst hatte sein Galagewand sorgfältig inspiziert, bevor er sein Zimmer verlassen

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