Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Ihr überrascht.« Er beugte sich vor und stützte sich mit einer Hand neben ihr an der Mauer ab. Es war eine lässige Haltung, aber er war dennoch wachsam. »Glaubt Ihr etwa, das würde ich nicht merken?«
Sie schluckte, was ihr schwer fiel, da ihr Mund plötzlich so trocken war. Sie schmeckte ihn noch auf ihrer Zunge, roch ihn an ihrem Körper, und seine Hitze verwirrte ihre Gedanken. Verdammt sollte er sein! Wie konnte dieser Mann, dieser Lord, mit seinen schändlichen Plänen und seinem überheblichen Benehmen sie mit seiner Leidenschaft so bloßstellen? »Ihr habt versprochen...« Was hatte er versprochen? »Auf der Straße, da habt Ihr gesagt, dass Ihr die Schwierigkeiten kennen würdet, die mir als unverheirateter Lady bevorstehen, und Ihr habt versprochen, meinen Ruf nicht zu beschmutzen!«
»Das ist wahr. Ich habe versprochen, mich um Euren Ruf zu kümmern.« Das war eine etwas andere Formulierung, und der Unterschied war höchst aufschlussreich. »Ich habe nicht versprochen, dass ich nicht versuchen würde, Euch zu verführen.«
Er machte Clarice über alle Maßen zornig! »Würdet Ihr mir bitte den Unterschied erklären?«
»Ein Ruf besteht darin, was andere von Euch halten. Eine Verführung ist das, was Ihr wirklich tut... und zwar mit mir, wenn Ihr Glück habt.«
»Eingebildeter Lümmel!«
Er warf einen Blick aus dem Fenster und kniff plötzlich die
Augen zusammen. Dann schaute er wieder Clarice an. »Ich weiß, was ich wert bin.«
»Ihr seid eingebildet und... und..., und ich kann nicht zulassen... Ihr könnt mich nicht verführen! Ich bin eine Prinzessin. Ich muss eine dynastische Ehe eingehen!«
Wieder schaute er aus dem Fenster. »Selbst einer Prinzessin sollte es vergönnt sein, ab und zu etwas Vergnügen zu empfinden.« Sein Blick schien sich auf etwas, auf jemanden zu richten, der sich draußen befand..., und er vergaß Clarice vollkommen. Mit einem Schlag konzentrierte er sich nicht mehr auf sie, worüber sie sehr froh war. Denn sein Blick wurde kalt. Er sah aus, als könnte er jetzt... töten, als hätte er schon getötet, und das ohne einen Gedanken an die Konsequenzen. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte sie gegen die Mauer. »Bleibt hier stehen!«
Clarice überlief es kalt, als sich Hepburn so plötzlich vom Liebhaber zum Henker verwandelte, aber als sie antwortete, war ihr Ton kühl und gefasst. »Was habt Ihr denn, Mylord?«
Er ignorierte sie, ging zu dem Kerzenhalter und blies die Kerze dicht am Fenster aus. Jetzt wurde der Korridor nur noch vom Mondlicht und den Kerzen erleuchtet, die weiter entfernt waren. Dann trat er ans Fenster und verschwand hinter den Vorhängen.
Clarice hielt den Atem an, als sie sein merkwürdiges Verhalten beobachtete. War das ein Beweis für seinen Wahnsinn?
Aber nein. Denn sie sah vor dem Fenster eine Baumreihe auf einem Hügelkamm hinter dem Herrenhaus, und dort schlich ein Mann in den Schatten umher. Er bewegte sich auf die erleuchtete Fassade von MacKenzie Manor zu. Es könnte ein Lakai sein, der von einer Verabredung mit seinem Mädchen zurückkehrte, oder einer der Arbeiter, die auf dem Heimweg waren... Doch die Gestalt bewegte sich geschickt
und heimlich wie die eines Mannes, der sich in der Finsternis und Abgeschiedenheit heimisch fühlte.
Als er plötzlich zwischen zwei Bäumen hindurchlief, schien ihm das Mondlicht ins Gesicht. Einen Moment glaubte Clarice, dass sie ihn kannte. »Wer ist das?«, flüsterte sie und trat einen Schritt vor.
»Ich sagte, bleibt dort!« Hepburns Stimme traf sie wie ein Peitschenhieb. Lautlos glitt das Fenster auf. »Clarice, geht wieder zu den anderen!«
»Soll ich jemanden...?«
»Nein.« Als er sie wieder anschaute, blieb ihr fast die Luft weg. Sein Ton verriet mehr als deutlich, dass er seine Pläne mit ihr keineswegs aufgegeben hatte. »Wir reden morgen weiter. Geht jetzt!« Er glitt wie eine Schlange auf das Fenstersims und ließ sich auf der anderen Seite zu Boden fallen.
Clarice gehorchte ihm nicht. Sie war fest davon überzeugt, dass er sich verletzt hatte - nicht dass sie das gekümmert hätte, natürlich nicht, aber sie hastete trotzdem ans Fenster und schaute hinab.
Sie konnte jedoch nichts sehen, ja, nicht einmal etwas hören. Hepburn war weg.
Dann blickte sie zu dem anderen Mann hinüber. Er war ebenfalls verschwunden wie eine Erscheinung.
Beide Männer waren von der Nacht verschluckt worden, als hätte es sie nie gegeben.
Der Fremde hörte ein Geräusch, als etwas oder
Weitere Kostenlose Bücher