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Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
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getrennt hatte, aus Sicherheitsgründen. Oder letztes Jahr, als sie die Nachricht bekam, dass ihr Vater bei den Kämpfen ums Leben gekommen war.
    Amy merkte nichts von Clarice’ finsteren Grübeleien, sondern plapperte unbekümmert weiter. »Joyce und Betty gehören uns. Wir haben sie mitgebracht.«
    Clarice tätschelte Amys Hand in dem warmen Handschuh.
»Sie gehören uns nicht. Aber ich wünschte, wir hätten mit ihnen sprechen können, bevor wir... gegangen sind.« Sie schüttelte sich. Amy und sie konnten nicht hier draußen wie Bettlerinnen stehen bleiben. Je weiter der Morgen dämmerte, desto kälter wurde es. Die wenigen Kleider, die sie rasch hatten einpacken können, lagen zusammengeknüllt in einer armseligen Gobelintasche vor ihren Füßen. Und ihre Samtmäntel und hübschen Hauben würden sie nicht vor dem Regen schützen, der bald einsetzen würde.
    Vorsicht und Sehnsucht kämpften in Clarice. »Ich glaube, wir müssen nach Hause gehen. Wir müssen Sorcha finden und nach Hause gehen. Wir haben keine andere Wahl. Wir können nirgendwo anders hingehen, und vielleicht... braucht Großmutter uns ja.« Sie zog Amy über den Rand der Landstraße weiter. »Wir haben zwar kein Geld« - nicht einen Penny -, »aber wir werden in der Herberge in Ware um Aufnahme bitten.«
    »Und wenn sie uns nicht aufnehmen?«
    »Das werden sie«, antwortete Clarice mit einer Zuversicht, die sie selbst nicht empfand.
    »Und wenn nicht?«, meinte Amy hartnäckig. »Weißt du noch, wie wir diese Kinder in dem Arbeitshaus gesehen haben? Sie waren zerlumpt und schmutzig und hager, und dieser eine Junge hatte seinen gebrochenen Arm in Fetzen gehüllt. Weißt du noch? Wenn sie uns nun dorthin schicken?«
    Natürlich konnte sich Clarice daran erinnern. Wie hätte sie das vergessen können?
    Doch eine vertraute Stimme bewahrte sie davor, eine Antwort geben zu müssen. »Bitte, Eure Hoheit, wartet!«
    Clarice drehte sich um und sah Beatrice. Sie lief über
den Rasen, so schnell ihr mächtiger Leibesumfang es erlaubte. Sie trug weder einen Umhang noch eine Kappe, und die Reisetasche, die sie umklammerte, schlug heftig gegen ihre Knie.
    »Betty!« Clarice war sehr erleichtert und streckte die Hände durch die Gitterstäbe. Sie umfing die kalten Hände ihres Dienstmädchens. »Dem Himmel sei Dank! Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Bist du reisefertig? Sind das deine Sachen?«
    »Nein, Eure Hoheit.« Betty schaute über die Schulter zurück, als fürchtete sie sich davor, entdeckt zu werden. »Es sind Eure Dinge. Eure Cremes und Salben von Königin Claudia, und noch mehr Kleidung und auch welche für die kleine Prinzessin!«
    »Gehst du nicht mit uns?«, wollte Amy wissen.
    »Das darf ich nicht. Die Mistress erlaubt es mir nicht, und Joyce auch nicht. Mistress sagte, wir... wir sollten uns nützlich machen und den anderen Mädchen helfen. Um... die Kosten zu verdienen, die Ihr beide verursacht hättet, als... als das Geld nicht mehr kam.« Betty verstummte verlegen.
    »Was soll das heißen, das Geld kam nicht mehr?«, verlangte Clarice zu wissen.
    Betty senkte die Stimme. »Das war vor etwa sechs Monaten. Die Dienstboten haben darüber getuschelt.«
    »Warum hast du es mir nicht gesagt?« Sie hätte mit Mrs. Kitling reden und ihr erklären können, dass... Was hätte sie ihr erklären sollen? Sie wusste es nicht. Aber ihr wäre bestimmt etwas eingefallen.
    »Ihr seid eine Prinzessin. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie Euch hinauswerfen würde«, erklärte Betty kläglich.

    »Aber sie kann dich nicht zwingen zu bleiben, keinen von euch. Kommt mit uns«, drängte Clarice.
    Betty schaute auf die Tasche in ihrer Hand und schob sie dann plötzlich durch das Gitter. »Euer Hoheit, ich habe ... Ich kann nicht.« Leise setzte sie hinzu: »Ich habe Angst.«
    Clarice wich zurück. »Ach so.« Das verstand sie nur zu gut, denn sie hatte auch Angst.
    »Ich will nicht verhungern oder erfrieren oder...« Als Betty sie ansah, erkannte Clarice das Elend in ihren Augen. »… etwas für Geld tun, das moralische Frauen nicht tun sollten.«
    Amy verstand nicht, was Betty meinte.
    Clarice verstand es sehr wohl. Nur zu gut. Und bei dem Gedanken, dass ihre kleine Schwester in der Kleidung einer Prostituierten über die Straßen flanierte, zog sich ihre Brust so schmerzhaft zusammen, dass sie kaum Luft bekam. Sie, Prinzessin Clarice von Beaumontagne, hatte noch nie in ihrem ganzen Leben die Verantwortung für sich übernommen. Und jetzt musste sie auch noch

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