Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
schließen können. Aber sie brauchte die Gewissheit, dass sie mehr für Robert war als eine Kleiderpuppe und eine Betrügerin. Sie musste wissen, ob sie ihn ebenso anzog wie er sie. Und sie wollte seinen Kuss … alle seine Küsse.
Er trat dicht an sie heran, und seine Hitze durchrieselte sie. Sie fühlte, wie sich seine Lippen auf ihrer Haut öffneten und er sie schmeckte, als wäre sie aus Rahm und er eine Katze. Seine Lippen glitten an ihrem Rückgrat hinab, hielten bei jedem Wirbel inne, und es überlief sie heiß von Kopf bis Fuß. Sie schwankte vor Lust und fragte sich, wie dieser Mann sie so schnell auf seine Berührung hatte einstimmen können. Sie war wie ein Instrument, das misstönende Musik gespielt hatte, bevor sie Robert traf. Als seine Finger jetzt über ihre nackte Haut glitten, spielten sie eine Symphonie, und jede einzelne Note klang perfekt.
Er trat zurück, räusperte sich und knöpfte brüsk ihre Knöpfe zu. Dann packte er sie an den Armen, führte sie zu einem Sessel, drehte sie herum und schob sie hinein. Sie starrte ihn an, als er zurücktrat, weil sie seine abweisende Haltung nicht verstand.
Plötzlich sah sie ohne jede Vorwarnung eine Bewegung. Ein großer blonder Mann in der Livree eines Lakaien sprang Robert durch das geöffnete Fenster an und erwischte ihn an der Taille. Sie rollten über den Boden, und vor der erstaunten Clarice warf Robert den Angreifer über seinen Kopf hinweg zu Boden. Er landete auf dem Rücken, sprang mit einem lauten »Ha!« auf die Füße und stürzte sich wieder auf Robert. Er war jünger und größer als Hepburn, aber Robert rollte sich ab und landete einen Fausthieb gegen den Kopf des Mannes, der wie ein gedämpfter Gong klang. Doch der Kerl schüttelte sich nur unbeeindruckt und griff weiter an. Der Kampf war verbissen und lautlos, und die beiden Männer schienen nur ein Interesse zu haben, den Sieg.
Clarice zitterte vor Angst. Es war fast wie gestern. Würde dieser Kampf auch mit Blut und Tod enden? Sie stellte sich auf den Sessel, damit sie nicht im Weg war und, wenn nötig, Roberts Angreifer anspringen konnte.
Sie dachte an nichts anderes als an Roberts wilde Wut wegen der MacGees und an den Mann, der durch die Nacht geschlichen war und MacKenzie Manor ausspioniert hatte. Das musste er sein. Offenbar hatte er sich entschlossen, anzugreifen. Aber ein wütender Robert war ein Ehrfurcht einflößender Gegner, und Clarice machte sich Sorgen um den Angreifer. Robert würde ihn töten.
Doch zu ihrer Überraschung rollte der Angreifer Robert in einer blitzschnellen Bewegung auf den Bauch und hockte sich auf seinen Rücken. Er bog Roberts Arm zurück. »Tja, Junge« - sein Cockney-Akzent verriet seine niedere Herkunft -, »das war echt kein Kampf nicht. Du bist im Alter ganz schön schlapp geworden.«
»Meine Schulter«, stöhnte Robert. »Du hast mir die Schulter ausgerenkt.«
Clarice sprang auf den Boden, schnappte sich eine Vase und schwang sie hoch über den Kopf des Angreifers, um sie auf seinem Schädel zu zertrümmern und den Kerl außer Gefecht zu setzen.
Aber der Mann ließ Robert sofort los. »He, Mann, ich wollte dir doch nicht...«
Robert rollte sich herum, presste seinen Widersacher mit den Knien zu Boden, und bevor Clarice sich versah, saß Robert auf dem Fremden. »Alter und Gerissenheit werden immer über Jugend und Mitgefühl siegen.« Er bog den Arm des Mannes so stark um, dass Clarice zusammenzuckte. »Ergib dich!«, forderte der Earl von Hepburn.
Sein Angreifer knurrte, die Muskeln in seinem Hals traten deutlich hervor, und er hob den Kopf, um den Schmerz zu lindern. »Du dämlicher Blödmann, natürlich ergebe ich mich!«
Robert ließ ihn sofort los.
Der Fremde rollte sich auf den Rücken. Die beiden Männer starrten sich an. Clarice hielt den Atem an, während sie darauf wartete, dass die gegenseitigen Beschimpfungen anfingen.
Stattdessen begannen die beiden Männer zu lachen. Sie lachten!
Der Angreifer strahlte über das ganze Gesicht. »Du hinterlistiger Mistkerl, ich dachte, ich hätte dich erwischt!« Als er hochsah, bemerkte er Clarice, die immer noch mit der erhobenen Vase neben ihm stand. »Du hast da eine gute Frau, Robert. Sie ist sogar bereit, dich mit deinem kostbaren Steingut zu verteidigen.«
Robert lachte und sah Clarice an. Ihre Blicke versanken ineinander. Sein Lächeln erlosch, und Clarice nahm nichts anderes mehr wahr als ihn, groß und dunkel und so voller
Lachen und Wut und Trauer. Sie spürte seine
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