Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
wirklich ruhen.«
»Natürlich. Ich lasse Euch ein Tablett heraufbringen.« Mit einem kurzen Knicks verließ Lady Millicent das Zimmer.
»Das war etwas abrupt.« Brenda zog an seinen Fingern, die ihren Arm umklammerten.
Doch Ogley führte sie entschlossen in das Schlafzimmer und half ihr auf die Matratze. Er küsste ihre Stirn und sagte zu der Kammerzofe: »Sorgt dafür, dass Mylady ruht.« Dann verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Waldemar überwachte die Ankunft ihres Gepäcks. »Stell die Koffer dort neben die Tür, Junge. Ah, Mädel…« Er zwickte das Dienstmädchen in die Wange. »So ein hübsches Ding wie dich zu sehen, tut meinem Herzen gut.«
Der Lakai grinste, und das Dienstmädchen kicherte. Alle mochten Waldemar, mit seinem hellblonden Haar und seinem guten Aussehen. Seine gutmütigen blauen Augen funkelten unter den blonden Wimpern und Brauen, und seine Nase war von Sommersprossen übersät. Er sah aus wie das Ebenbild von Ehrlichkeit und Seriosität, solange niemand seine langen Diebesfinger und seinen schnellen, katzenartigen Gang bemerkte.
Waldemar war aus dem Dreck des Gefängnisses gezerrt worden. Man hatte ihm die Wahl gelassen: Für Mutter England kämpfen oder sterben. Er hatte natürlich die Reise auf die Halbinsel gewählt, aber kaum war er dort angekommen,
hatte er versucht, zu fliehen und seiner Pflicht aus dem Weg zu gehen. Er war störrisch und frech gewesen. Nichts, was Ogley unternommen hatte, weder die Prügel, noch die Einzelhaft, nicht einmal das Brandmarken hatten ihn verändern können.
Dann war Hepburn gekommen, der schneidige, mutige, vornehme Hepburn, und Waldemar hatte sich entschlossen, ihm zu folgen. Bis in die Hölle, wenn es sein musste.
Ogley hatte sich bemüht, dafür zu sorgen, dass Hepburn jede Minute eines jeden Tages in der Hölle schmorte, und das war ihm auch gelungen. Das zählte er zu seinen größten Erfolgen.
Jetzt räusperte Ogley sich.
Die Magd hörte auf zu kichern, und der Lakai ging eilig hinaus. Waldemar nahm eine militärische Haltung ein. Sein Lächeln erlosch, und er presste die Lippen fest zusammen.
»Und? Wie fühlt es sich an«, begann Ogley boshaft, »seinen alten Kommandeur wiederzusehen?«
»Ganz nett, Sir.« Waldemar ging zu dem Tisch und legte Exemplare von Ogleys Buch in einen Korb, den er später in den Salon mitnehmen würde.
»Er scheint keine unangenehmen Nachwirkungen von seiner Zeit auf der Halbinsel davongetragen zu haben.« Ogley rieb an der Vergoldung eines Bilderrahmens und überlegte, ob er ebenfalls einige Porträts kaufen und in seinem Schlafzimmer aufhängen sollte.
»Überhaupt keine, Sir.« Waldemar legte Ogleys Gurt und Säbel zurecht, die Orden und seine Epauletten.
»Bis auf diese Narbe auf der Stirn. Sie heilt nicht sonderlich gut. Ist dir das aufgefallen?« Ogley schenkte sich ein Glas Brandy ein und tat, als wäre ihm seine Gedankenlosigkeit peinlich. »Ach ja richtig. Seine Narbe stammt von derselben
Geschichte wie die auf deinen Armen, die du davongetragen hast, als du ihn aus diesem Feuer gerettet hast. Wie ist das noch mal passiert?«
Waldemar rührte sich nicht und hob auch nicht den Kopf. »Ich kann mich nicht daran erinnern, Sir.«
Langsam und genüsslich holte Ogley zum vernichtenden Schlag aus. »Dann solltest du es in meinem Buch nachlesen.«
Waldemar antwortete nicht. Er sagte kein Wort und war so stumm und ausdruckslos wie eine Puppe.
Ogley lachte. »Ich glaube, ich habe dich jetzt endlich zu dem Adjutanten gemacht, den sich ein Kommandeur nur wünschen kann.«
»Jawohl, Sir«, erwiderte Waldemar tonlos.
In Wahrheit jedoch hatte Ogley klare Beweise dafür gesehen, dass er zu guter Letzt doch den Mann gebrochen hatte, den Hepburn unerschütterlich genannt hatte. Waldemars Augen waren leer, und sein primitives, gemeines Gesicht war ausdruckslos. Er war fast langweilig geworden, aber Ogley würde trotzdem nicht aufhören, ihn zu quälen. Niemals. Waldemar gehörte ihm. Ogley hatte gewonnen, wo Hepburn niemals siegen konnte. Und er hatte vor, seinen Sieg Hepburn unter seine unerträgliche aristokratische Nase zu reiben.
»Ich kann mir vorstellen, dass du Hepburn und all die großen Abenteuer vermisst, die ihr beide miteinander erlebt habt«, spottete Ogley.
Waldemar hielt einen kurzen verräterischen Moment inne. »Ich kann mich an keine Abenteuer erinnern, Sir. Ich glaube, Ihr wart derjenige, welcher die Abenteuer erlebt hat.«
Ogley ging ans Fenster und schwenkte den
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