Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Gefühle so deutlich, als wären es ihre eigenen.
Unerklärlicherweise traten ihr Tränen in die Augen. Sie hatte gedacht, er wäre in Gefahr. Ihr Herz pochte schmerzhaft in ihrer Brust, und ihr zitterten die Hände. Dabei war der Kampf nur ein Ringen zwischen Freunden gewesen.
Sie hatte Angst um ihn gehabt.
Sie ließ die Vase sinken.
Sie war eine Närrin.
Robert klopfte sich die Hände ab und half dem Fremden auf die Füße. Seine Förmlichkeit wirkte angesichts seines zerknitterten Aussehens seltsam deplatziert, als er sie vorstellte. »Prinzessin Clarice, ich möchte Euch den größten Taugenichts der ganzen Christenheit vorstellen, Cornelius Gunther Halstead Waldemar der Vierte, ehemals aus London, ehemals aus dem Newgate-Gefängnis, ehemals von der Iberischen Halbinsel und nach wie vor mein guter Freund.« Er lachte. »Mein sehr guter Freund.«
Irgendwie überraschte es Clarice nicht, dass Waldemar auch Newgate besucht hatte.
Waldemar verbeugte sich tief, und Robert fuhr fort: »Waldemar, ich möchte Euch Prinzessin Clarice von Beaumontagne vorstellen, die Zweite in der Thronfolge und die Lady, die Euch Eure Freiheit wiedergeben wird, bevor die Woche vorbei ist.«
Robert war ein bisschen sehr freizügig mit persönlichen Informationen, fand Clarice und sah ihn missbilligend an.
Waldemar nahm ihr vorsichtig die Vase aus den Fingern und küsste ihre Hand. »Ich weiß Eure Bemühungen zu schätzen, Hoheit, vor allem weil ich es nicht sonderlich mag, für Seine Aufgeblasenheit zu arbeiten. Aber als der kleine Colonel Euch als Señora Carmen Menendez zurechtgemacht herumspazieren
sah, hatte er so einen Schiss, dass ich mich zusammenreißen musste, um nicht laut herauszuprusten.«
»Hat er sie erkannt?«, fragte Robert gespannt.
»Sie erkannt?« Waldemar balancierte auf den Fußballen und grinste. »Das hat er, und wie. Er ist fast ohnmächtig auf deinen schicken Teppich geplumpst. Dachte wohl, er hätte Carmen gesehen, und das hat ihm gar nicht gefallen. Kein bisschen.«
»Hat er sie auch für Carmen gehalten, als sie den Kopf gewendet und hinaufgesehen hat?«, wollte Robert wissen.
»Robert, mach dir keine Sorgen.« Waldemar grinste immer noch. »Er war ganz grün im Gesicht.«
Robert sah Clarice an. »Ihr habt es geschafft, Ihr habt ihn düpiert.«
»Aus der Ferne jedenfalls«, erwiderte sie. »Wir werden sehen, wie es sich aus der Nähe anlässt.«
»Eine Frau mit Mumm«, meinte Waldemar. »Das gefällt mir. Eure Hochwohlgeboren, wenn Ihr jemals diesen faulen Kerl hier, diesen Hepburn, loswerden wollt, vergesst nicht, dass ich Euer Mann bin.« Er warf Robert einen Seitenblick zu. »Ich habe weit edlere Vorfahren.«
»Die du ausnahmslos erfunden hast.« In einer Zurschaustellung von gespielter Eifersucht, das nahm Clarice jedenfalls an, zog Robert ihre Hand aus der von Waldemar. »Sie wird niemals jemand anderen wollen als mich.«
Clarice fürchtete, dass genau das zutraf, aber Robert musste es ja nicht gleich jedem auf die Nase binden. Nachdrücklich zog sie ihre Hand aus der seinen und faltete beide Hände vor ihrem Bauch. »Eines verstehe ich nicht, Waldemar. Warum habt Ihr Robert angegriffen?«
Mit einer eleganten Verbeugung führte Waldemar sie zu ihrem Sessel und wartete, bis sie sich gesetzt hatte. »Er muss
wachsam bleiben. Hier ist sein Zuhause, und wenn ein Mann mit den Vögelchen und den Blümchen lebt, wird er schnell weich. Und unser Freund Robert kann es sich nicht leisten, weich zu werden. Nicht, solange der alte Plünderer in seinem Haus hockt.«
Zum ersten Mal lachten die beiden Männer nicht mehr, sondern starrten sich nur grimmig an.
»Ihr meint Colonel Ogley«, sagte Clarice. »Ist er denn nicht gefährlich?«
»Nein«, behauptete Robert.
»Doch«, bestätigte Waldemar gleichzeitig. Dann drehte er sich zu Robert herum. »Lüg das Mädel nicht an! Sie muss die Wahrheit über ihn erfahren!«
»Unwissenheit ist kein Segen«, bestätigte Clarice. Robert neigte zustimmend den Kopf. »Colonel Ogley ist nicht sonderlich intelligent.«
»Aber er ist verschlagen, und er ist hinterlistig, und er riecht Ärger auf Meilen Entfernung.«
Robert hockte sich auf die Tischkante. »Er ist selbstgefällig bis ins Mark und glaubt, dass ich so handeln würde wie er, wenn er an meiner Stelle wäre. Er ist der Meinung, dass ich ihn hierher eingeladen habe, um der Welt die Wahrheit zu sagen, nämlich wer der eigentliche Held auf der Halbinsel war, was mir in Wirklichkeit vollkommen egal
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