Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe
könnten wir diese Hexen dort buchstäblich in die Knie zwingen.«
Amy grinste die beiden Brüder schelmisch an, die so unterschiedlich und doch so freundlich waren. Jermyn hatte ihr die Herren als seine besten Freunde vorgestellt und die Brüder gebeten, sich um seine Verlobte zu kümmern, da er noch einige Dinge zu erledigen hatte. »Aber mir ist es gleich, wie ich mich kleide und ob ich diese Hexen in die Knie zwingen kann oder nicht. Ebenso wenig kümmert es mich, ob diese Lady Alfonsine meinen Verlobten besteigen will... oder ob Sie es wollen, Kenley. Keiner von euch hat das notwendige Stehvermögen.«
Kenley presste sich empört sein Brokattuch an die Lippen. »Prinzessin, wie schockierend!«
Aber sie glaubte, dass er insgeheim seinen Spaß hatte.
Lord Howland lachte aus vollem Halse. »Du bist nicht schockiert, Kenley. Es wurmt dich, dass du nicht selbst auf eine solche Antwort gekommen bist!«
»Ganz recht«, gab sein Bruder zurück. »Und doch finde ich es atemberaubend, dass eine Frau so verliebt ist, dass man sie nicht eifersüchtig machen kann.«
Amy wandte ihm ruckartig den Kopf zu. »So verliebt? Wie meinen Sie das?«
Die Brüder glucksten, als habe sie eine geistreiche Bemerkung gemacht.
Benahm sie sich wie eine verliebte Frau ?
Schließlich seufzte Kenley übertrieben. »Wie dem auch sei, mein Angebot gilt. Mit Ihrem Stil und meiner Weisheit könnte ich Sie zur elegantesten Dame der gehobenen Gesellschaft machen.«
Wie mochte sich eine verliebte Frau geben?
Sie wollte nicht darüber sprechen, was in den höheren Kreisen im Augenblick der letzte Schrei war. Viel lieber wollte sie von Kenley wissen, warum er gesagt hatte, dass sie verliebt sei. Sie war nicht verliebt. Sie hatte sich lediglich bereit erklärt, ein Jahr bei Jermyn zu bleiben. Dann würden sie entscheiden, ob sie sich kirchlich trauen lassen sollten ... es bedeutete nichts, dass womöglich ein Kind der heidnischen Zeremonie eine dauerhafte Gültigkeit verlieh. Wenn sie jemand fragen würde, würde sie sagen, dass sie sich über ihre Gefühle für Jermyn noch nicht im Klaren sei ... und nicht wisse, ob sie in ihm einen Seelenverwandten sah.
Beunruhigend aber war vor allem, dass sie keine Ahnung hatte, was er für sie empfand.
Er hatte nichts unversucht gelassen, sie in seine Gesellschaft einzuführen, und ihr ein Schlafgemach gegeben, das im anderen Flügel von Summerwind Abbey und dadurch weitab von seinem Zimmer lag. Natürlich waren die Räume durch einen geheimen Gang miteinander verbunden, und diesen Weg nahm Jermyn jede Nacht. Aber davon wusste niemand etwas, offensichtlich nicht einmal die Bediensteten.
»Biggers hat irgendeine französische Kammerfrau bestellt, die sich viel Mühe mit meinem Gewand gibt«, sagte sie so beiläufig wie möglich. »Sie wird das sicherlich sehr gut machen, aber Kenley, Sie müssen verstehen - ich werde keine kratzigen Spitzen tragen, keine Schleppe anlegen, über die ich womöglich dauernd stolpere, und ich werde keinen gewagten Ausschnitt wählen, bei dem mir mit jedem Tanzschritt etwas in unziemlicher Weise herausflutscht.«
Lord Howland lachte wieder lauthals.
Kenley blieb indes stehen und hielt sich mit einer Hand die Augen zu. »Herausflutschen? Flutschen ? In Anbetracht Ihrer schlanken Erscheinung nehmen wir einen solchen Begriff nicht in den Mund. Und ganz gewiss könnte es Ihnen nicht schaden, von Northcliffs immensen Ressourcen Gebrauch zu machen.«
»Northcliff hat mich doch schon vom ersten Tag an verwöhnt.« Den Gästen hatte er erzählt, er und Amy seien einander zum ersten Mal begegnet, als Amy die gute Miss Victorine Sprott auf der Insel Summerwind besuchte - was ja der Wahrheit auch recht nahekam ...
»Haben Sie denn wenigstens etwas Passendes, das sie für Northcliffs Geburtstagsball tragen können?«, fragte der Graf weiter.
»Das Kleid wird sehr schön«, versprach sie.
»Beschreiben Sie es mir«, drängte er sie.
»So genau weiß ich es nicht. Ich glaube, es ist rosa.« Sie versuchte sich zu erinnern, hatte aber bei all den Anproben den Überblick verloren. »Vielleicht auch blau.«
»Rosa oder blau«, wiederholte Kenley leise.
Da der Graf mit ihrer Beschreibung nicht zufrieden war, beschloss Amy, ihn fröhlich zu stimmen. »Ah, jetzt weiß ich es wieder. Es ist rosa.«
Flehentlich sagte er: »Sie geben jetzt den Stil vor, Madame. Sie sehen bezaubernd aus und haben das Herz des unnahbaren Lord Northcliff erobert. Und man erzählt sich, Sie seien eine
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