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Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe

Titel: Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren Jermyn die Gerüchte nur recht. Zufrieden darüber, dass seine Absichten Erfolg verhießen, zeigte er Amy nun die Sehenswürdigkeiten des Anwesens: die üppigen Gärten, die sauber angelegten Kieswege, die uralten Eichen und die Klippen, die den Landsitz zur Seeseite umgaben und steil abfielen. Als Amy nach der Geschichte des Landsitzes fragte, kam er der Bitte bereitwillig nach und begann zu erzählen.
    Doch in der Luft lag eine merkwürdige Stille, und vom Meer stieg ihnen ein Geruch in die Nase, der an Seetang oder alte Schiffswracks erinnerte. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Die Pferde spürten den Wetterumschwung und wieherten unruhig, sodass Milton sein ganzes Geschick aufbringen musste, um sie zu -bändigen.
    Jermyn sah wieder zum Himmel hinauf und verspürte ein eigenartiges Kribbeln am ganzen Leib. Die ersten, landeinwärts drängenden Wolken sahen dünn, seltsam gestreckt und zerrissen aus; dahinter schob sich eine dunklere Masse heran.
    Jermyn hatte manch einen Sturm an der Küste erlebt, aber die düstere Wolkenwand, die nun am Horizont heraufzog, suchte ihresgleichen.
    Amy hingegen schien nur die atemberaubend schöne Küste wahrzunehmen und achtete offenbar nicht auf die drohenden Gewitterwolken. »Wie sind deine Vorfahren bloß darauf gekommen, dem Ort den Namen Summerwind zu geben. Der Wind weht doch auch im Winter kräftig.« In der auffrischenden Brise lösten sich einige Haarsträhnen aus ihrer Haube und wehten Amy ins Gesicht.
    »>Year-round-wind< hört sich eben nicht so gut an«, erwiderte er mit einem Schmunzeln. Der Weg, der sich vom Cottage zum Landsitz schlängelte, verlief nun nah am Rand der Klippen. Die Wellen umspülten die Felsen und brandeten unter dem stärker werdenden Wind heftiger an Land. »Wir sind gleich da. Nur noch um die Biegung dort, und schon kannst du das Haus sehen. Und zwar so, wie es sich den Gästen präsentiert.«
    Amy beugte sich vor, als die Pferde dem Verlauf der letzten Wegbiegung folgten.
    »Summerwind Abbey hat ganz verschiedene Stilrichtungen«, erklärte er und betrachtete das Gebäude wie er es immer tat, wenn er die lange, gewundene Auffahrt nahm. »Die Grundmauern stammen noch aus dem Mittelalter, der Rest ist Tudor- und Stuartstil. Der Flügel dort ist der jüngste. Architektonisch gesehen ist das Haus furchtbar.«
    »Aber du liebst es«, erkannte sie.
    »Ja«, räumte er ein, »du hast recht. Ich habe nie darüber nachgedacht, aber während der einsamen Stunden, die ich an diese Kette gefesselt war, habe ich mir in Erinnerung gerufen, was in meinem Leben wirklich wichtig ist.« Er nahm ihre Hand und küsste Amys Finger. »Und was in meinem Leben wichtig ist, möchte ich auch mit dir teilen.«
    »Danke.« Doch sie löste sich von seinem Blick und schaute wieder auf den Landsitz.
    Er dachte ... er hoffte, sie habe die Frage Wie lange?  auf den Lippen. Denn dann würde er erwidern So lange du möchtest.
    Das Schweigen zog sich in die Länge, bis Amy kichern musste und sagte: »Du kannst mir wirklich dankbar sein, dass ich dich eingesperrt habe. Das hat deinem Charakter gutgetan.«
    Ihr Lachen war nicht völlig unbeschwert, und Jermyn befürchtete, dass es noch schwierig für ihn werden würde, Amy zu halten. Aber er erwiderte ihr Lächeln, wie sie es sich erhoffte. »Du sollst deinen Lohn noch erhalten. Warte nur ab.«
    Sie grinste ihn an und war offenbar erleichtert, dass ihr Gespräch einen anderen Verlauf nahm.
    Die Kutsche hielt vor der Freitreppe. Vor den Stufen hatten sich die Bediensteten dem Rang entsprechend aufgereiht, mit Walter und der Haushälterin vorn und den Spülmägden am Ende.
    »Da wären wir.« Jermyn tätschelte Amys Hand. »Kein Grund zur Unruhe. Walter ist ein Schuft, der mich noch kennenlemen wird, aber die übrigen Bediensteten werden erfreut sein, die zukünftige Herrin zu begrüßen.«
    Während Bill wieder die kleine Treppe ausklappte, bedachte Amy Jermyn mit einem ironischen Blick. »Unruhe? Ich bin nicht unruhig. Ich habe mich längst mit meiner Rolle abgefunden.«
    Er wusste nicht, was sie meinte, bis er aus der Kutsche stieg und Amy die Hand bot. Dann sah er, was sie damit gemeint hatte.
    Der unsichtbare Mantel ihrer adligen Herkunft hatte sich auf ihre Schultern herabgesenkt. Sie hatte ein verhaltenes Lächeln aufgesetzt. Anmutig entstieg sie der Kutsche und bedankte sich bei ihm mit warmer Stimme. Dann legte sie ihre Hand auf seine Armbeuge, ließ sich neben Jermyn von einem Bediensteten zum nächsten geleiten und

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