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Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe

Titel: Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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befriedigt es mich, es zu entfernen.«
    Dabei wollte sie ihn wirklich am liebsten umbringen. Obwohl sie noch am Nachmittag, als sie den Schuss hörte, geglaubt hatte, an Kummer, Zorn und ihrem Schuldgefühl zu sterben. Binnen Sekunden hatte sie dann seine Täuschung durchschaut, und sofort waren die Karten neu gemischt. Ihr erster Impuls war, Jermyn zu töten.
    Mit ruhiger Hand schlitzte er die Ärmel auf und riss den Stoff an den Nähten weiter auf.
    Und dann hatte er seine Schandtaten noch dadurch gesteigert, indem er Amy heiratete. Wenn sie an diesem Abend den Abzug betätigt hätte, wäre die Welt von dem betrügerischsten Mistkerl befreit worden, der je gelebt hatte.
    Stattdessen hatte sie die Waffe beiseitegeworfen. Da sie ... es nicht ertragen konnte, ohne ihn in dieser Welt zu leben.
    Gütiger Himmel, sie liebte ihn doch nicht etwa?
    Das Kleid war bald zerschnitten und nicht mehr als eine dunkle Erinnerung. Mit einem durchtriebenen Grinsen schaute er auf die Stofffetzen. »Ich glaube, ich habe noch nichts so sehr genossen wie den Augenblick, als ich dieses schreckliche Kleid zerschneiden konnte.« Dann schaute er zu ihr auf. Immer noch war sie an den Stuhl gefesselt und konnte es offenbar selbst nicht glauben, dass sie sich nicht getraut hatte, den Schuss abzufeuern. Er ließ den Blick über ihren Leib wandern, der nur noch von dem alten Hemd, den langen Strümpfen und soliden Schuhen bekleidet war, doch da sie mit seiner aufflammenden Leidenschaft gerechnet hatte - nach der sie sich, sehr zu ihrer Schande, sehnte —, wurde sie enttäuscht, denn das Einzige, was in seinen Augen aufblitzte, war Zorn.
    »Ich lasse dich nur kurz allein, muss dir Arme und Beine fesseln, und dennoch versuchst du, mich umzubringen.« Er entfernte sich einige Schritte, fuhr sich in einer Geste großen Unmuts durchs Haar und machte auf dem Absatz kehrt. »Muss ich dich an meine Seite binden? Habe ich jeden Tag, jeden Moment zu befürchten, dass du mich verlässt?«
    Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte. Wenn sich die Gelegenheit böte, würde sie dann fortlaufen?
    »Nein, denn du willst ja Miss Victorine nicht allein lassen«, ahmte er ihre Wortwahl nach. »Ich werde Miss Victorine nichts antun. Im Gegenteil, ich werde dafür sorgen, dass sie es in Zukunft besser hat. Das ganze verfluchte Dorf soll es fortan besser haben, aber in der Zwischenzeit« - er gestikulierte nun heftiger - »bin ich mit einer Frau verheiratet, die lieber auf offener Straße lebt.« Er hob das Ende des Seils auf und löste erst den einen und dann den anderen Knoten an ihren Knöcheln. Schnell wickelte er es an Taille und Armen ab und warf es achtlos zur Seite.
    Wollte er ihr eine Entscheidung abnötigen?
    Langsam erhob sie sich. Sie streckte die Arme aus.
    »Ich kann mit dieser dauernden Ungewissheit nicht leben. Du musst dich jetzt entscheiden.« Er löste die Fesseln an ihren Handgelenken. »Dort ist die Tür. Du kannst gehen und wärst binnen eines Jahres von jeglichen Verpflichtungen mir gegenüber befreit. Oder du bleibst und bist meine Frau. Meine offizielle Gemahlin. Du hast die Wahl.«
    Sie blickte auf die gelockerten Seile, die immer noch lose um ihre Handgelenke hingen, und schaute dann zu ihm auf.
    In seiner Miene lag Gleichgültigkeit, aber Amy wusste es besser. Dieser stolze Mann, dieser edle Marquess hatte beschlossen, sie zu heiraten, obwohl er nicht einmal wusste, wer sie wirklich war oder was sie in der Vergangenheit getan hatte. Wenn ihre Vermutung richtig war, stellte dieser Schritt für ihn die erste aus dem Bauch getroffene Entscheidung dar - seit dem Tag, an dem seine Mutter verschwunden war.
    Amy machte sich selbst nichts vor. Wenn dieser Mann seinem eigenen Wesen so zuwiderhandelte, dann musste er wahrlich viel für sie empfinden. Vielleicht handelte es sich nur um Leidenschaft, aber Amy beging nicht den Fehler, Jermyns Verlangen - oder auch ihr eigenes - als unbedeutend abzutun. Ihr eigenes Verlangen überwältigte sie, schlich sich in ihre Gedanken, Gefühle und womöglich auch in ... ihre Seele.
    War er der Mann, von dem ihr Vater gesprochen hatte? Sie und Jermyn, sie hatten so viele andere Dinge gemein -den Verlust der Eltern, das Misstrauen gegenüber der Welt, die Treue gegenüber den Freunden und eine tiefe Abneigung gegen Ungerechtigkeiten jeglicher Art. Aber bedeutete das alles auch, dass sie seelenverwandt waren?
    In ihrem Leben hatte sie bislang kaum Gelegenheit gehabt, über das Verliebtsein nachzudenken, aber wenn

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