Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe
herrichtet?«
»Weil ich letzte Nacht, als du mein wurdest...«
»Pst! Das stimmt doch gar nicht!«, unterbrach sie ihn.
»Also gut, als ich dein wurde ...«
Wieder war sie sich sicher, Poms Glucksen zu hören.
»Weil ich letzte Nacht beschlossen habe, dass es sich um eine dauerhafte Inbesitznahme handelt, die jedes Gelübde mit einschließt, das den Menschen bekannt ist.« Jermyns ebenmäßige Zähne blitzten wieder im Mondlicht auf. »Auch wenn man bisweilen mit einem Seil nachhelfen muss.«
Die Klippen von Jermyns Anwesen schoben sich drohend näher.
»Genau aus diesem Grund habe ich heute Früh Miss Victorines Haus verlassen. Ich wollte, dass Pom eine Nachricht zu Biggers bringt. Ich hätte dich nicht allein gelassen, wenn ich gewusst hätte, dass Unheil in Gestalt dieses hinterhältigen Schurken auf zieht.« Jermyn holte die Ruder ein. Er beugte sich vor und umschloss Amys Finger. »Glaub mir, ich habe nicht vor, dich jetzt zu verlieren.«
Galant hob Jermyn Amy auf seine Arme und trug sie über die Schwelle des Cottage. Mit der Ferse gab er der Tür einen Schubs, sodass sie wieder ins Schloss fiel - und zum ersten Mal seit der heidnischen Hochzeit war Amy sprachlos.
So etwas konnte man sich also mit einem Vermögen leisten. Hohe weiße Wachskerzen, die noch nicht lange entzündet waren, da noch keine Tropfen an den Seiten heruntergelaufen waren, erhellten den Raum. Frische Blumengestecke zierten Porzellanvasen und erfüllten die Luft mit dem Duft des Frühlings. Ein Feuer prasselte im offenen Kamin. Die Mitte des Wohnraums vereinnahmte ein herrlicher orientalischer Teppich in weißen, goldenen und blauen Farben. Zwei polierte Holzstühle waren für ein vertrauliches Gespräch vor dem Kamin arrangiert, daneben war auf einem Tisch mit blütenweißer Decke ein köstliches kaltes Büfett angerichtet. Goldfarbene Vorhänge bauschten sich vor den Fenstern, und weiter hinten in einer Ecke stand ein breites Bett, dessen Decke einladend zurückgeschlagen war und an dem man weitere goldfarbene Vorhänge zuziehen konnte, um das Liebesnest perfekt zu machen. Das alles erblickten sie in Jermyns kleinem Landhaus.
Hätte Amy eine romantisch-schwärmerische Veranlagung gehabt, wäre sie in entzücktes Seufzen verfallen. Stattdessen sagte sie verbittert: »Fehlt nur noch das Liebesgedicht.«
Jermyn setzte sie in einen der Stühle beim Feuer. »Ich werde veranlassen, dass man dir Tinte und Federkiel bringt.«
Wie gut er sich doch darauf verstand, den Spieß umzudrehen! Demonstrativ hielt sie die zusammengebundenen Hände hoch und sagte: »Binde mich los.«
»Noch nicht, meine Liebe. Ich muss erst noch ein paar Worte mit Biggers wechseln ...«
Jermyn wollte sie allein lassen? Die aufkeimende Vorfreude wusste sie zu unterdrücken.
»... und ich fürchte, ich kann dir nicht vertrauen, dass du auch hierbleibst.« Mit einem Griff unter den Tisch holte er ein aufgerolltes Seil hervor.
Entsetzt starrte sie ihn an. Das verhieß nichts Gutes.
Er trat hinter den Stuhl und fesselte sie an die Lehne. Das Seil wurde auf Taillenhöhe verschnürt, sicherte ihre Arme und drückte ihren Rücken gegen die Lehne.
Zu spät erwachte sie aus ihrer Erstarrung und trat um sich.
Genauso gut hätte man sie für eine Bühnenschauspielerin halten können, die auf Kommando ihre Rolle spielte. Seelenruhig verknotete er das Seil, legte es ihr dann um die Fußknöchel und befestigte es an den Stuhlbeinen.
Augenblicke später hatte er sie ganz in seiner Gewalt.
Die Knoten saßen mehr als fest.
»Glaubst du, du hast mich gut genug gefesselt?«, fragte sie in sarkastischem Tonfall.
»Bei einer gewöhnlichen Frau würde ich diese Maßnahme als übertrieben bezeichnen, aber bei dir, meine Prinzessin« - er verlieh seiner Stimme ein geheucheltes Einfühlungsvermögen -, »kann man nie wissen, denn du bist keine gewöhnliche Frau.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Biggers wartet auf mich. Ich verspreche dir, dass ich gleich zurück bin.«
Er schritt hinaus in die kühle Nachtluft.
Ihr giftiger Blick haftete an der geschlossenen Tür.
Sie hätte warten sollen mit ihrer Flucht.
Schon als sie ihm die eiserne Fessel um den Knöchel legte, hätte ihr klar sein müssen, dass es ihm Spaß machen würde, sie festzubinden.
Wenn sie doch nur früher die Pistole neben dem Bett gesehen hätte ... rasch hatte sie sich im Raum umgeschaut und ihren Fluchtweg fest im Blick: über den Dielenboden, weiter über den Teppich und dann zum Bett. So
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