Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe
Hände. Die Knoten an den Handgelenken hatte er nicht eigens überprüft. Und das Taschentuch, das die Druckstellen mildern sollte, könnte sich sogar noch als hilfreich erweisen ...
Hastig stieß er die Tür auf.
Amy war mit dem Stuhl bis zum Bett gekommen. Ihre linke Hand war frei... sie hatte die Pistole ergriffen.
»Amy!« Unwillkürlich hielt er die Hände hoch. »Tu das nicht.«
»Wenn du mich nicht losbindest, schieße ich.« Kühl ruhte ihr Blick auf ihm. Ihre Stimme klang ruhig. Ihre Hand zitterte nicht.
Und die schwarze Mündung des Pistolenlaufs war genau auf seine Herzgegend gerichtet.
»Mylord, was ...?« Biggers erschien atemlos im Türrahmen. »Großer Gott!«
Jermyn entdeckte Genugtuung in Amys Miene. »So ist’s besser.« Weiterhin zielte sie mit der Waffe auf Jermyn. »Biggers, wenn Sie mich nicht losbinden, werde ich ihn erschießen.«
»Biggers, lassen Sie uns allein.« Jermyn kam maßvollen Schrittes auf sie zu. »Und machen Sie die Tür hinter sich zu.«
»Ich bitte Euch, Mylord, Mylady!« Biggers rang verzweifelt die Hände. »Tun Sie das nicht.«
»Biggers, Sie tun, was ich sage.« Amy bedachte den Diener mit einem drohenden Blick, ließ aber auch Jermyn keinen Moment aus den Augen. »Binden Sie mich los.«
»Gehen Sie, Biggers«, meinte Jermyn. »Gehen Sie zurück zum Haus. Entweder wird sie mich töten und immer noch hier sitzen, wenn Sie das Frühstück bringen, oder sie tut es nicht, und wir werden im Bett liegen. Was auch geschieht, Sie sind dafür nicht verantwortlich.«
»Biggers, Sie sind für seinen Tod verantwortlich, wenn ich abdrücke.« Amy klang gefasst und überzeugend.
Biggers straffte die Schultern. »Darf ich Mylady darauf aufmerksam machen, dass ich jederzeit bereit bin, auf Eure Wünsche einzugehen, aber als Kammerdiener bin ich zuallererst meinem Herrn zu Diensten.« Mit einer Verbeugung verließ Biggers das Cottage.
Amys wütender Blick wanderte zu Jermyn. »Weißt du noch, was ich dir sagte, ehe ich im Keller auf dich schoss? Ich sagte, ich würde dich wirklich sehr gern töten. Was, glaubst du, werde ich nun sagen, nachdem du mich vor dem ganzen Dorf erniedrigst, mich in die Ehe gezwungen und wie ein Tier festgebunden hast?«
»Ich nenne das Gleichstand« - er kam auf sie zu, obwohl er sah, dass sie ihm geradewegs ins Herz schießen würde -»wenn ich gewinne.«
»Du ...« Ihr Finger legte sich enger um den Abzug.
Er bereitete sich darauf vor, sich mit einem Hechtsprung zu retten.
Erst da sah er es. In der ansonsten schwarzen Öffnung des Laufs entdeckte er einen weißen Flecken.
Jemand hatte den Lauf zugepfropft. Wenn sie jetzt abdrückte, würde der Schuss nach hinten losgehen - und sie wäre tot.
Mit einem entsetzten »Nein!« auf den Lippen stürzte er sich auf sie.
Wie eine gehorsame Ehefrau warf sie die Waffe zur Seite - ohne den Abzug zu betätigen. Die Pistole prallte gegen die Wand und fiel mit lautem Scheppern zu Boden.
Er umarmte Amy samt Stuhl. »Du kleine Närrin!« Seine Hände zitterten, als er ihr Gesicht streichelte, sie dann bei den Schultern fasste und leicht schüttelte. »Du hättest dich beinahe getötet.«
»Wieso hätte ich mich getötet?« Ihre Stimme klang belegt. Ihr Blick war unscharf. »Ich wollte dich töten.«
»Ja, und wenn du geschossen hättest, wäre die Waffe in deiner Hand explodiert. Mein Gott.« Er küsste sie auf die Stirn. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. »Mein Gott«, wiederholte er schwer atmend und sprach ein leises Dankgebet.
Er liebte sie. Er war der Lady mit der verächtlichen Miene in Liebe zugetan, er liebte die rachsüchtige Amy, die Prinzessin Amy. Er liebte sie in all ihren Verkleidungen -und nun hätte sie beinahe sich und dadurch auch ihn getötet.
»Es wird Zeit, dass du lernst, das Leben zu lieben.« Mit diesen Worten zog er den kleinen Dolch aus dem Ärmel und trennte mit der scharfen Klinge ihre Kleidung auf. »Und ich bin der Mann, der dir das beibringen wird.«
20. Kapitel
J ermyn zückte den Dolch, den er sich an den Unterarm gebunden hatte. Die Klinge fuhr blitzend auf sie nieder, doch Amy zuckte nicht einmal zusammen.
Warum auch ? Sollte er sie doch töten. Sie hatte den Willen verloren , einen Mann zu richten , der den Tod verdient hatte.
Ganz gleich, wie sehr sie es wollte, sie konnte Jermyn nicht töten.
»Tut mir leid, dass ich das tun muss« - die Schneide durchtrennte den Kragen des Kleids »aber dieses Ding habe ich schon vom ersten Tag an gehasst, und nun
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