Losung Takalor
Plymouth waren Abwehrstellungen errichtet worden. Sie waren mit Scheinwerfern ausgestattet, die die Wolken abtasteten. Für einen kurzen Moment konnte ich einen Doppeldecker erkennen, der durch die Wolken nach oben stieg. Obwohl die Kanonen von Plymouth feuerten, hörten wir das harte Schlagen der beiden Flugzeug-MG.
»Jetzt hat es ihn erwischt«, sagte Oberst Reg G. Steamers.
Über den Wolken flammte etwas auf. Blutrote Flammen schienen über uns hinwegzuschießen, aber das war eine Täuschung, die durch die Reflexion des Lichtes in den Wolken entstand.
Dieses Mal blieb der Doppeldecker der Sieger. Beim zweiten Angriff auf die Hafenstadt scheiterte der Zeppelin. Wir sahen ihn durch die Wolken abstürzen. Er brannte vom Bug bis hin zum Heck. Wie eine riesige Fackel stürzte er ins Meer, wo er nur langsam unterging.
Ich atmete unwillkürlich auf. So erschütternd die Kämpfe für uns auch waren, sie waren unabänderlich. Sie waren Geschichte, in die wir nicht eingreifen durften. Wir konnten nur froh sein, daß der Zeppelin so weit von uns entfernt vernichtet worden war und nicht direkt über uns. Nicht auszudenken, was hätte geschehen können, wenn er hier aufgeschlagen wäre. Wir hätten mit umfangreichen Suchtrupps der Briten rechnen müssen.
Ich kehrte zu Goldstein, Allison und Kiny zurück.
»Wie sieht es aus?« fragte ich.
Framus drehte sich um. Er schüttelte den Kopf.
»Verdammt schlecht«, erwiderte er.
Das hatte ich befürchtet.
»Schaffen Sie es?«
»Darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben, Thor. Ich weiß es nicht. Und nun fragen Sie mich nicht, wie lange wir noch brau chen. Auch das kann ich Ihnen nicht sagen, vielleicht eine Stun de, vielleicht ein Jahr. Alles ist möglich.«
Ich ließ mich in einen Sessel sinken und trank einen Schluck Wasser. Die Lage wurde kritisch, denn auf eine solche Situation waren wir nicht vorbereitet. Es befand sich absolut nichts an Bord, was in diese Zeit paßte. Wir hatten alle möglichen Ausrüstungsgegenstände bei uns, aber nichts, was wir hier brauchen konnten. Es war nicht einmal eine modeentsprechende Kleidung dabei. Wie hätten wir aber auch damit rechnen sollen, daß wir in dieser Zeit strandeten?
Es wäre unmöglich gewesen, sich auf derartige Pannen vorzubereiten, denn dann hätten wir alle Jahrhunderte berücksichtigen müssen. Es war nichts als ein Zufall, daß wir gerade in der Zeit zwischen 1914 und 1918 herausgekommen waren. Die Jahre 813, 1204 oder 1498 wären nicht weniger wahrscheinlich gewesen.
Ich trat zur Seite und versteckte mich hinter dem Stamm einer Buche, als auf dem Pfad ein britischer Landpolizist auf einem Ungetüm von Fahrrad erschien. Mühsam arbeitete er sich den Weg hoch.
Der Tag war noch jung und die Farben frisch. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, diese Zeit nicht aus der Distanz wie im Film zu beobachten, sondern mittendrin zu sein. Dieser Mann vor mir war wirklich, und eine Begegnung mit ihm konnte in der Zukunft eine Katastrophe auslösen.
Ich hatte den Timetransmitter allein verlassen, als ein Silberstreif am Horizont den neuen Tag angekündigt hatte. Hannibal mußte bei den anderen bleiben, da eine Entdeckung und damit ein Angriff auf den Zeitwandler nicht ausgeschlossen war.
Ich blickte in das rote Gesicht des Konstablers. Ein dichter Bart überwucherte die Oberlippe und verdeckte den Mund. Wahrscheinlich war dies ein völlig unwichtiger Mann, der nie etwas Bedeutendes in seinem Leben geleistet hatte. Sollte er jedoch Kinder gezeugt haben, so hatte er bereits Einfluß auf die Entwicklung in der Zukunft genommen.
Weiß der Teufel, vielleicht war er der Vater von Winston Churchill oder sonst einem Mann, der in den kommenden Jahrzehnten
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