Losung Takalor
Moment erfolgten weitere Erschütterungen, durch die jeder, der ohne Gurt gewesen wäre, wie ein Spielball durch den Innenraum des Timetransmitters gewirbelt worden wäre.
Professor Goldstein hantierte mit fliegenden Händen an den Instrumenten, obwohl er doch wissen mußte, wie sinnlos das war. Er wurde von den Erschütterungen hin und her geworfen. Dabei vernahmen wir fast keine Geräusche. Lediglich die Aggregate des Würfels brummten etwas lauter als sonst. Wir konnte nicht sehen, was draußen war.
Ich streckte meine telepathischen Fühler aus und versuchte, das nebelhafte Dunkel, das uns alle umgab, zu durchdringen.
Es gelang mir nicht mit der gewohnten Klarheit. Draußen schien die Hölle zu sein. Ich vernahm die telepathischen Schreie von Menschen. Sie klangen kurz und schrill auf und schienen doch ganze Lebensjahre zu beinhalten. Freude und Entsetzen, Jubel und Trauer, Angst und Siegestaumel waren bunt gemischt um mich herum. Nichts aber war beständig, nichts war von Dau er. Alles raste an mir vorbei, als ob ich in einem Fahrzeug säße, das mit mörderischer Geschwindigkeit dicht über eine Menschenmenge hinwegflog. Die Eindrücke waren zu kurz. Ich konnte sie nicht festhalten.
Mir dröhnte der Kopf, und ich zog mich fast panikartig zurück. Erst danach wurde mir bewußt, daß es wieder ruhiger geworden war. Professor Goldstein blickte mich an.
»Was fehlt Ihnen, Sir?« fragte er verstört. »Sie haben geschrien.«
»Es ist nichts«, entgegnete ich abwehrend.
Ich sah die Augen Hannibals. Sie waren voller Sorge.
Du hast es versucht!
Seine telepathisch übermittelten Worte erschienen mir wie ei ne Anklage, obwohl sie das sicherlich nicht sein sollten.
Ich mußte wissen, was draußen ist , antwortete ich auf dem gleichen Wege. Aber ich habe es nicht erfahren.
Es geht nicht , stellte er fest. Du kannst nicht durch die Zeit hindurchgreifen. Auch nicht telepathisch.
Der Timetransmitter schien sich aufzubäumen. Plötzlich saßen wir nicht mehr in unseren Sesseln, sondern lagen auf dem Rüc ken. Für Sekunden fürchtete ich, daß der Würfel sich überschlagen würde, dann aber kippte er wieder nach vorn. Ich fühlte mich aus den Polstern gehoben. Wir stürzten in die Tiefe. Unwillkürlich krallten sich die Finger meiner Hand in die Haltegurte. Der harte Aufprall mußte kommen.
Er blieb seltsamerweise aus.
Der Zeitdeformator stabilisierte sich. Er sank weich nach vorn und kam zur Ruhe. Etwas Derartiges hatten wir noch nicht erlebt. Das Gerät konnte sich nur im Zeitstrom bewegen, nicht aber gleichzeitig auch räumlich. Eines von beiden war nur möglich.
Oder sollten wir uns geirrt haben?
»Sind Sie ganz sicher, daß Sie nicht versehentlich an den Schaltern herumgespielt haben, Professor?« fragte Hannibal argwöhnisch. Er löste seinen Gurt und brachte sein eingeschnürtes Bein endlich in eine bequemere Lage. Sein Verhalten zeigte mir, daß er glaubte, wir hätten alles bereits überstanden.
»Natürlich«, antwortete Goldstein. Er war verärgert, zumal ihn der Vorfall selbst auch außerordentlich beunruhigt hatte. Selbstverständlich kannte er sich mit dem Zeitdeformator nicht so gut aus, daß er ihn hätte nachbauen können. Ganz im Gegenteil. Wir waren froh, daß er ihn einigermaßen sicher bedienen konnte. Wir wußten, welche Tasten wir drücken mußten, aber wir waren uns nicht darüber klar, welche technischen Vorgänge wir damit einleiteten. Jede Störung jagte uns daher einen eiskalten Schauer über den Rücken, konnten wir doch nie sagen, welche Konsequenzen sie haben würde.
»Könnte es nicht sein, daß wir zufällig eine weitere Eigenschaft dieses Zeitschlittens entdeckt haben?« forschte
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