Lotterie der Liebe
wurde viel getrunken, aber es gab keine Limonade.
Mit der Aufforderung, Whist zu spielen, wurde Amanda Amy bald entzogen. Amy rettete sich hinter eine Säule, wo sie an ihrem Weinglas nippte und sich wünschte, zu Hause geblieben zu sein. Sie hatte Richard gesehen, doch er schien nicht geneigt zu sein, sich zu ihr zu gesellen und mit ihr zu reden, weil eine hinreißend aussehende Blondine ihm jedes Wort von den Lippen ablas. Amy fühlte sich unbehaglich und beschloss, keine Minute länger zu bleiben. Als sie sich jedoch zur Tür umdrehte, wurde sie von jemandem aufgehalten.
“Sie wollen schon gehen, Madam? Warum plaudern wir nicht etwas?”
Jemand hatte ihr die Hand auf den Arm gelegt. Sie drehte sich um und sah den betrunkenen Earl of Baverstock vor sich.
“Vielen Dank, aber ich erwarte jemanden”, antwortete sie und hoffte, dabei nicht zu unglaubwürdig geklungen zu haben.
“Ja, sie wartet auf mich”, hörte sie da den Earl of Tallant hinter sich behaupten. Ehe sie sich überrascht zu ihm umdrehen konnte, ergriff Seine Lordschaft sie am Arm und zog sie zu sich. “Ich entschuldige mich für mein schockierendes Benehmen, meine Liebe. Sie müssen die Dame nicht länger mit Ihrer Gesellschaft behelligen, Baverstock.”
Der Earl of Baverstock murmelte etwas und entfernte sich. Jonathan legte sich Amys Hand in die Armbeuge und führte sie in einen ruhigen Winkel, wo er sich mit ihr auf ein Sofa setzte.
“Ausgerechnet hier muss ich Sie antreffen, Miss Bainbridge”, sagte er vorwurfsvoll.
“Ich weiß!” Sie war ein bisschen erschüttert. “Ich glaube, dass ich, was diese Soiree angeht, etwas in die Irre geführt wurde.”
“An diese Leute darf man keine Ansprüche stellen”, erwiderte Jonathan verächtlich und schaute sich um. “Aber ich verstehe Sie, Miss Bainbridge. Vielleicht sollten Sie nach Hause fahren.”
Sie verrenkte sich den Hals, um irgendwo Amanda zu entdecken. “Ich bin mit Lady Amanda hier. Ich kann sie nicht einfach im Stich lassen.”
Jonathan lachte. “Bestimmt ist das Gegenteil der Fall. Soll sie nicht Ihre Anstandsdame sein?”
“Ja, aber ich brauche ihren Schutz nicht.”
Jonathan zog die Augenbrauen hoch. “Wirklich? Haben Sie Baverstocks Avancen genossen?”
Amy errötete. “Nein, keineswegs. Es tut mir leid, Mylord. Ich hätte mich bei Ihnen dafür bedanken müssen, dass Sie mich von ihm befreit haben.”
“Es war mir ein Vergnügen.” Jonathan lächelte. “Ich bringe jedoch Mitleid für ihn auf, denn Sie sind heute Abend wirklich sehr hübsch, Miss Bainbridge.”
“Wirklich, Mylord! Nicht einmal meine Mutter würde zulassen, dass mein Äußeres mehr als erträglich ist. In dieser Umgebung …” Amy wies auf die geschminkten Damen.
“Sie unterschätzen Ihren Charme. Gerade in solcher Gesellschaft sehen Sie frisch und unschuldig aus und heben sich von den anderen Frauen ab, Miss Bainbridge. Und was Ihre Mutter angeht, so hätte sie vielleicht mehr Zeit darauf verwenden sollen, Ihnen zu sagen, wie charmant Sie aussehen, damit Sie mehr Selbstvertrauen hätten.”
Schockiert schaute Amy Seine Lordschaft an. In seiner Stimme hatte ein Ton mitgeschwungen, den sie sich nicht erklären konnte. Ihrer beider Blicke trafen sich, und dann seufzte Jonathan.
“Ich bitte um Entschuldigung. Ich hätte das über Ihre Mutter nicht aussprechen dürfen.”
“Sie haben recht, aber ich begreife, dass Sie mir ein besseres Gefühl vermitteln wollten.”
“Nein!”, widersprach der Earl so scharf, dass Amy zusammenzuckte. “Das war nicht meine Absicht, Miss Bainbridge. Warum können Sie mich nicht für ehrlich halten?”
“Es tut mir leid.” Jetzt war sie noch verwirrter. Er hatte enerviert geklungen, doch sie ahnte, dass er verletzt war, und begriff nicht, weshalb. Bestimmt lag ihm nichts daran, dass sie eine gute Meinung von ihm hatte. Und warum sollte es für ihn von Bedeutung sein, ob sie glaubte, er bewundere sie? Nachdenklich kniff sie die Augen ein wenig zusammen und starrte den Earl an.
“Ich werde versuchen, Lady Amanda zu finden, Miss Bainbridge”, erklärte er abrupt. “Es ist unangebracht, dass Sie noch länger hier bleiben.”
Verwirrt schaute sie ihm hinterher, als er in den Spielsalon ging. Kurze Zeit später kehrte er mit ihrer Freundin zurück. Amy fragte sich, ob er sie mitten in einer Partie Whist unterbrochen habe. Es hatte diesen Anschein, doch Amanda schien nicht gewillt, den Ball zu verlassen.
“Ich weiß, dass du nach Hause willst, Amy”,
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