Lotterie der Liebe
Amy aufgebracht.
“Ah ja! Natürlich würde ich das”, entgegnete der Earl mit einem eigenartigen Unterton. “Aber vielleicht kann ich doch behilflich sein. Haben Sie alle Dienstboten gefragt, ob sie sich an Glücksspielen beteiligen? Vielleicht würde einer von ihnen, wenn er dreißigtausend Pfund bekäme, zugeben, dass er spielt?”
“Keiner von ihnen hat an der Lotterie teilgenommen, und das Los gehört keinem von Richards Gästen, mir nicht, meinem Bruder nicht und auch nicht meiner Mama. Lady Amanda hat gemeint, es könne vom Wind ins Haus geweht worden sein, oder ein Vogel hätte es durch den Kamin fallen gelassen.”
“Wie einfallsreich von ihr, und wie bequem.” Jonathan lächelte. “Es wäre zweifellos einfacher, wenn sie recht hätte.”
Amy seufzte resigniert. “Ich sehe nicht, was ich jetzt noch tun könnte.”
“Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann vergessen Sie die Angelegenheit und verwenden Sie das Geld für sich. Oder überlassen Sie es Ihrem Bruder, damit ich es ihm beim Spiel abnehmen kann.”
“Ganz gewiss nicht!” Amy bedachte Seine Lordschaft mit einem vorwurfsvollen Blick. “Wenn ich es behalten muss, werde ich es für gute Zwecke verwenden.”
Jonathan seufzte. “Müssen Sie das tun? Wie langweilig. Können Sie sich nicht ein bisschen korrumpieren lassen?”
“Nein! Sie sind albern!” Sie nahm sich zusammen. “Da ist noch eine Kleinigkeit.”
“Ja?”
“Ich möchte, dass Sie niemandem von meinem Gewinn erzählen. Ich habe nicht die Absicht, sehr viel in der Gesellschaft zu verkehren, und werde das Geld für Mildtätigkeit ausgeben. Ich könnte es nicht ertragen, wenn die Leute sich zutuscheln, ich sei die Lotteriegewinnerin, oder mir sonst irgendeinen lächerlichen Beinamen geben.”
“Natürlich.” Flüchtig bedeckte Jonathan Amys Hand mit seinen Fingern. “Nun habe ich eine Frage, Miss Bainbridge.”
“Ja?” Ihre Stimme klang ihr selbst unsicher in den Ohren. Die kurze Berührung hatte etwas in ihr entflammt. Sie rückte einen Schritt von Seiner Lordschaft ab. “Was?”
“Haben Sie sonst noch jemanden über den Grund für Ihre Fragen aufgeklärt? Ich meine, haben Sie das, was Sie mir soeben berichtet haben, Mr. Hallam oder Dainty oder Seiner Gnaden auseinander gesetzt?”
“Nein.” Sie zögerte. “Ich habe versucht, diskret zu sein, und wollte nicht, dass sonst noch jemand Bescheid weiß.”
“Warum haben Sie es dann mir erzählt?”
Stille trat ein. Amy wollte die Frage nicht beantworten. Sie wusste nicht, wieso. Sie kannte Albert Hallam seit Jahren und vertraute ihm wie einem Bruder. Aber dennoch hatte sie ihm die Wahrheit nicht erzählt, sondern nur dem Earl of Tallant.
“Ich bin mir nicht sicher”, sagte sie.
“Aber Sie haben sich mir anvertraut.”
“Ja.” Sie erinnerte sich daran, dass die Mutter gesagt hatte, es würde einen Skandal geben, wenn bekannt wurde, sie habe in der Lotterie ein Vermögen gewonnen. Jetzt hatte sie sich Seiner Lordschaft ausgeliefert.
“Nun, ich verspreche Ihnen, dass Ihr Geheimnis bei mir gut aufgehoben ist. Zweifellos wollen Sie all den Glücksrittern aus dem Weg gehen, die Ihre Hand, Ihr Herz und Ihr Geld für sich haben wollen”, sagte Jonathan, und durch den leichten Ton, in dem er gesprochen hatte, fiel die Anspannung etwas von Amy ab. “Ich befürchte nur, dafür könnte es jedoch schon ein bisschen zu spät sein. Ihre Mutter hat bereits, natürlich sehr diskret, mit Ihrem Vermögen geprahlt. Wie ich hörte, hat sie allerdings angedeutet, Sie hätten eine betagte Verwandte beerbt.”
Amy stöhnte auf. “Das habe ich mir gedacht. Ich hatte sie gebeten, den Mund zu halten.”
“Unmöglich!” Jonathan legte sich Amys Hand in seine Armbeuge. “Für eine Mutter wäre es zu viel verlangt zu schweigen. Lady Bainbridge hat es Mrs. Vestey erzählt, die dann wieder Lady Bestable informierte, und die hat es der Hälfte der heute Abend Anwesenden erzählt. Es ist das neueste Gerücht. So, kommen Sie jetzt und tanzen Sie mit mir, Miss Bainbridge. Sie werden feststellen, dass das Leben als vermögende Frau nicht so schlecht ist.”
Nach dem Tanz überließ Jonathan Miss Bainbridge dem eifrigen Viscount Truscote und schlenderte zu den Terrassentüren, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Er beobachtete die Paare auf dem Parkett und sah Amy mit Truscote tanzen. Sie war zwar sehr zierlich, aber perfekt proportioniert. Zuversichtlich lächelnd schaute sie den Viscount an und schien dessen
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