Lotterie der Liebe
meinen Bruder inakzeptabel! Was machen wir jetzt?”
Richard gesellte sich zu Amy und hockte sich neben ihr hin. “Ich finde, du solltest mit dem Einsatz einverstanden sein, Amy”, sagte er. “Schließlich handelt es sich um eine Ehrenschuld, die zu akzeptieren du dich nicht weigern kannst. Natürlich hängt alles davon ab, was Tallant dazu zu sagen hat.”
“Was soll ich wozu sagen?”
Ein Raunen ging durch den Raum. Amy drehte sich um. Der Earl of Tallant war mit dem Duke of Fleet in den Spielsalon gekommen. Er trug bereits seinen Mantel, als sei er im Begriff gewesen zu gehen, als die Nachricht seiner Schwester ihn erreichte. Von ganzem Herzen wünschte sich Amy, er hätte nicht so getrödelt. Einen Moment lang traf ihr Blick seinen, und sie sah einen Ausdruck in seinen Augen, der vielleicht Überraschung war, oder eigenartig mitfühlend. Rasch wandte sie den Blick ab, und das Herz klopfte ihr zum Zerspringen.
Lady Juliana erklärte ihrem Bruder die Situation. “Natürlich könntest du das Geld für mich auslegen, aber ich finde es viel amüsanter, auf dich zurückzugreifen, um meine Spielschuld zu begleichen. Du musst mindestens zweihundertvierzig Guineen wert sein. Wenn ich Miss Bainbridge also verspreche, dass du ihr eine Woche lang zur Verfügung stehst, würdest du das dann für mich tun?”
Unbehaglich regte Amy sich im Sessel. Es schien, als ließe Lady Julianas Wunsch den Earl of Tallant vollkommen ungerührt. Sie hielt den Atem an, während sie darauf wartete, dass er seiner Schwester die Bitte abschlug. Sie wollte nur noch fort. Die ganze Situation war ihr unerträglich.
“Was hat Miss Bainbridge dazu zu sagen?”, fragte Jonathan. Er richtete den Blick auf sie, und ihr stockte das Herz. Seine Miene war unergründlich.
“Sie will meinen Einsatz nicht akzeptieren”, sagte Lady Juliana und seufzte bekümmert. “Sie findet dich inakzeptabel.”
Jonathan neigte den Kopf. Amy sah einen belustigten Ausdruck in seinen Augen, und seine Lippen amüsiert zucken. Dann hatte er sich jedoch gleich wieder in der Gewalt.
“Ich verstehe.”
“
Ich
finde Sie mehr als akzeptabel, Mylord”, warf Mrs. Wren säuselnd ein. “Ich biete an, die Schulden Ihrer Schwester zu übernehmen.”
Amy sah, dass der Earl die Augen verengte. Seine Miene hatte etwas Herausforderndes.
“Ich bedaure, Miss Bainbridge, aber Sie müssen das Angebot meiner Schwester annehmen. Da es sich um eine Ehrenschuld handelt, wäre eine Ablehnung eine große Beleidigung.”
Das Geplauder im Raum verstummte, und Stille trat ein.
“Sie sind also mit der Idee Ihrer Schwester einverstanden, Tallant?”, fragte Richard Bainbridge.
“Ja”, bestätigte Jonathan, ohne die Augen von Amy zu wenden. Es kam ihr vor, als würde sein Blick sie versengen. “Es ist mir ein Vergnügen.”
“Amy, ich glaube nicht, dass du dich weigern kannst”, wandte Richard sich an sie.
Sie schaute zwischen ihm und dem Earl hin und her. “Ich verstehe. Ich nehme Ihr Angebot an, Lady Juliana.”
Lord Tallants Schwester lächelte triumphierend, während die Umstehenden anzügliche Bemerkungen machten, die Amy die Röte in die Wangen trieben.
“Das kleine Ding wird in einer Woche genug gelernt haben, um ihre Sache in Mutter Walshs Nonnenkloster gut zu machen”, hörte sie Lady Juliana Mr. Massingham zuraunen.
Sie stand auf und wehrte Seine Lordschaft ab, als er sie stützen wollte. In ihren Augen glänzten Tränen. Sie hatte gespielt und gewonnen, war dabei ihren Prinzipien untreu geworden und hatte sich obendrein auch noch lächerlich gemacht. Und was den Earl of Tallant anging … Sie warf ihm einen gekränkten Blick zu, während sie aus dem Raum hastete. Er hatte stillschweigend geduldet, dass sie zum Gespött geworden war. Was sie getan hatte, war unverzeihlich, aber ganz gewiss würde sie auch ihm nicht verzeihen.
“Der Earl of Tallant möchte Sie sprechen, Miss Amy. Ich habe ihn in den Empfangssalon gebeten. Er hat gesagt, es handle sich um eine dringende Angelegenheit.”
Amy zuckte zusammen. Bis jetzt hatte sie es geschafft, Lady Julianas unerhörten Vorschlag zu verdrängen. Nun aber war sie gezwungen, sich damit zu befassen, und diese Aussicht war unerfreulich. Sie hatte gehofft, der Earl würde nicht mit dem Handel einverstanden sein. Die Vorstellung, ihn wiederzusehen, noch dazu unter solchen Umständen, behagte ihr ganz und gar nicht.
Sie versuchte sich einzureden, Seine Lordschaft sei nur hergekommen, um die Spielschuld seiner
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