Lotterie der Liebe
sagte sie bedauernd, nachdem Lord Tallant sich von ihnen entfernt hatte, “aber ich möchte noch einige Runden spielen. Bitte! Und wir brauchen eine vierte Person, nur für diese Partie. Oh, bitte, sag, dass du teilnimmst!”
Amy stöhnte auf. Sie hatte nicht den Wunsch, ihrer liebsten Freundin die Bitte abzuschlagen, aber Whist zu spielen, nicht einmal für einen nominellen Einsatz, entsprach nicht ihrer Vorstellung von guter Unterhaltung. Sie war erhitzt und wollte nach Hause. Sie bedachte Amanda mit einem enervierten Blick. “Du weißt, dass ich nie spiele, Amanda. Warum fragst du nicht Lady Bestable, ob sie mitmacht? Sie ist eine von Mamas Busenfreundinnen, und ich weiß, dass sie Whist liebt.”
“Sie spielt bereits”, sagte Amanda. “Wir brauchen dich. Bitte, Amy! Ich weiß, dass du Glücksspiele verabscheust, aber wir setzen nur ganz geringe Beträge. Und beim Kartenspiel hattest du immer Glück. Das weißt du genau!”
“Das tut hier nichts zur Sache”, entgegnete Amy. Sie fühlte sich schwach werden und bemühte sich um Standhaftigkeit.
Amanda ergriff sie am Arm, zog sie auf die Füße und drängte sie zum Spielsalon, in dem es noch heißer als im Ballsaal war. Sie wurde den Damen vorgestellt und nahm Platz. Eine Weile spielte sie mit Amanda als Partnerin. Als man jedoch zu Siebzehnundvier übergehen wollte, lehnte sie eine Teilnahme ab und bekam von Mrs. Wren zu hören, sie benähme sich genau wie ihr Vater, der beim Spiel nie Durchhaltevermögen gezeigt hätte. Amy ärgerte sich und blieb aus lauter Zorn dabei, obwohl es jetzt um weitaus höhere Einsätze ging als beim Whist. Lady Juliana Myfleet gewann dauernd.
“Du hast teuflisches Glück”, beschwerte sich Emma Wren. “Gib uns eine Chance. Ich begreife nicht, warum du und dein Bruder Jonathan so viel Erfolg beim Spiel habt.”
Amy zuckte zusammen. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass der Earl of Tallant und Lady Juliana Myfleet verwandt waren.
“Ihr Bruder, Miss Bainbridge, hat längst nicht so viel Fortune wie Lady Juliana”, bemerkte Mrs. Wren. “Er ist auch nicht so reich.”
Lady Juliana lachte. “Lass Miss Bainbridge in Ruhe, Emma. Sie hat einfach weniger Routine ich.”
Der Einsatz sollte auf sechzig Guineen erhöht werden. Amy wollte gehen. Aber sie hatte die sechzig Guineen und noch mehr, sehr viel mehr, seit sie die dreißigtausend Pfund besaß.
“Ich glaube, die kleine Miss Bainbridge möchte nicht weiterspielen”, sagte Lady Juliana.
“Oder vielleicht kann sie es sich nicht leisten”, meinte die Gastgeberin, “obwohl ich wunderbare Dinge über ihre finanzielle Situation gehört habe. Können Sie nicht einen Teil Ihres Vermögens an uns abtreten, Miss Bainbridge?”
Amy hatte selten jemanden so verabscheut wie Mrs. Emma Wren. Es war nicht anständig und noch weniger vernünftig, die Dame demütigen zu wollen, aber Amys Kampfgeist war plötzlich erwacht.
“Ich werde spielen”, sagte sie. “Ich glaube jedoch nicht, Madam, dass ich mein Geld an Sie verliere.”
Und das war auch nicht der Fall. Sie gewann, unter dem Beifall der Zuschauer, die sich mittlerweile im Spielsalon eingefunden hatten.
Am Ende war Lady Juliana wütend. Sie hatte zweihundertvierzig Guineen an Amy verloren und konnte ihr das Geld nicht sofort geben.
“Nehmen Sie einen Schuldschein an, Miss Bainbridge?”
Amy kannte die Regeln zu gut, um die Frage abschlägig zu bescheiden. “Natürlich, Madam.”
“Oh nein, ich habe eine bessere Idee, Miss Bainbridge. Ich biete Ihnen meinen Bruder als Ersatz an.”
Die Zuschauer schwankten zwischen Befremden, Erheiterung und Verblüffung.
“Sie können ihn schlecht verkaufen, Lady Juliana”, meinte Mr. Massingham.
Lady Julianas Lächeln wurde breiter. “Oh, ich weiß nicht, Clive. Wenn Captain Gramond seine Schwester beim Pharo hat einsetzen können, warum sollte ich jetzt nicht das Gleiche mit Jonathan tun? Aus dem einen oder anderen Grund lässt er sich vielleicht dazu überreden, mir behilflich zu sein. Sie da!”, fügte sie gebieterisch hinzu und sah einen Lakaien an. “Holen Sie Lord Tallant her! Wir werden sehen, ob er mir zu Hilfe kommt.”
Amy wurde heiß. Die Umstehenden lachten und waren gespannt, wohin Lady Julianas ungewöhnlicher Vorschlag führen würde.
“Ich bin nicht damit einverstanden”, sagte Amy ein wenig verzweifelt. “Das entspricht nicht unserer ursprünglichen Abmachung.”
Spöttisch zog Lady Juliana die Augenbrauen hoch. “Ach, herrje! Miss Bainbridge findet
Weitere Kostenlose Bücher