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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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du denn?« rief sie.
    Vom Bett her hörte sie einen sonderbaren Laut. Er war doch ein großer Junge, der nicht weinen würde, nur weil sie ihn ausgescholten hatte. Sie setzte den Leuchter auf den Tisch und schlug das Moskitonetz zurück. »Phil, wenn du eigensinnig bist, muß ich mich ja für dich schämen!«
    Er lag quer über dem Bett und hatte das Gesicht in die Kissen gedrückt. Ein unnützer Junge! Nicht einmal die Schuhe hatte er ausgezogen, so daß die Decke schmutzig geworden war. Als sie sich über den Jungen beugte, richtete er sich halb auf. Wieder kam ein unverständlicher Laut aus seiner Kehle. Mit einem leisen Schrei nahm Judith ihn in die Arme.
    Seine Augen waren blutunterlaufen, Lippen und Nase rot. Er wand sich vor Schmerzen und klammerte sich an sie, als ob sie ihn beschützen könnte. Sie fühlte, daß sein Gesicht fieberheiß war.
    »Ich habe immer nach dir gerufen«, sagte er heiser, »aber ich glaube, du hast mich nicht gehört.«
    Judiths Herz schlug wild. Sie legte vorsichtig seinen Kopf wieder auf das Kissen.
    »Nein, liebes Kind, ich habe dich nicht gehört. Nun lege dich und sei ein braver Junge. Ich werde dich ausziehen. Wie lange ist es her, daß du dich krank fühlst?«
    Sie konnte nicht verstehen, was er sagte. So schnell wie möglich kleidete sie ihn aus und zog ihm ein Nachtgewand an. Sie deckte auch das Bett auf, aber ihre Hände zitterten vor Schrecken. Es konnte doch nicht sein, daß er angesteckt war! Das gab es doch nicht bei Leuten, die sauber und vorsichtig waren und sich soviel Mühe mit ihren Kindern gaben! Als sie ihn zugedeckt hatte, legte sie die Hand auf seine Stirn. Sie dachte, daß selbst in dieser Hitze ihre Finger dem fieberheißen Kopf Kühlung bringen müßten.
    Ein Diener brachte ein Tablett mit Speisen herein. Sie ging zu ihm und wunderte sich, wie ruhig ihre Stimme klang, obwohl sie von einer namenlosen Furcht befallen war.
    »Suche Mr. Philip und sage ihm, er möchte so bald wie möglich kommen.«
    Wenige Sekunden später trat Philip ein.
    »Was ist denn geschehen, Judith?«
    Sie zeigte nach dem Bett. Philip hob das Moskitonetz. »Nun, was hast du für Schmerzen, mein Junge? Zuviel gegessen?«
    Aber schon das letzte Wort brachte er kaum noch heraus. Er setzte sich auf den Bettrand und nahm Philip in die Arme. Ein heftiges Zucken lief durch die Gestalt des Kindes von den Schultern bis zu den Füßen. »Oh, mein Gott«, sagte sein Vater.
    Der kleine Philip hob den Kopf und stöhnte. Gurgelnde Geräusche waren in seinem Körper zu hören. Wieder schrie er und wand sich vor Schmerzen, dann mußte er erbrechen. Ein schwarzer Strom quoll aus seinem Munde über die Kissen und die Decken. Wieder und wieder übergab er sich, dann sank er vollkommen erschöpft zurück.
    Sein Vater erhob sich. Einen Augenblick konnte er sich nicht rühren. Er stand bei dem Bett und sah Judith an. Sie fühlte, wie ihr Gesicht zuckte. Der kleine Philip hatte aufs neue Brechreiz und würgte, aber es kam nichts mehr heraus. Er stieß einen wilden Schmerzensschrei aus. Philip legte die Hände über die Augen und schauderte zusammen. Aber dann hob er den Kopf.
    »Wir wollen sofort das Bett säubern. Laß die Laken und Decken verbrennen.«
    Sie nahm frische Wäsche aus dem Schrank. Mechanisch ging sie hin, ohne ein Wort zu sagen. Später erinnerte sie sich an die hilflose Bewegung ihres Mannes, als er verzweifelt die Augen mit der Hand bedeckte. Erst dadurch war ihr voll zum Bewußtsein gekommen, wie entsetzlich das gelbe Fieber war.
    Um sechs Uhr morgens kam David aus dem Hauptgang und trat zu seinem Vater auf die Veranda.
    »Ich habe dafür gesorgt, daß die Mutter in ihr Zimmer gegangen ist. Sie – sie steht dicht vor dem Zusammenbruch.«
    »Ich will zu ihr gehen«, sagte Philip. Vor einer Viertelstunde hatte er das Krankenzimmer verlassen. Er hatte es nicht mehr länger ertragen können, sein Kind so furchtbar leiden zu sehen. »Heute reite ich nicht aufs Feld hinaus, David. Willst du dich einmal draußen umsehen?«
    »Ja. Kann ich sonst noch etwas tun?«
    »Sage den Sklaven, daß niemand die Pflanzung verlassen darf, ganz gleich aus welchem Grunde, wenn ich nicht den Befehl dazu gegeben habe. Und sage den Leuten in der Küche, daß sie nur verwenden dürfen, was hier auf der Plantage gewachsen ist. Sprich auch mit der Amme, bevor du fortreitest. Sie soll Rita in dem Kinderzimmer halten oder höchstens auf die hintere Veranda gehen lassen. Auf keinen Fall darf das Mädchen mit uns oder den

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