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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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anderen, die in Phils Zimmer gewesen sind, in Berührung kommen.«
    »Jawohl«, erwiderte David. Seine Stimme klang leise. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er das gelbe Fieber gesehen, und es hatte ihn furchtbar erschreckt, so daß sein Selbstvertrauen erschüttert war. Deshalb war er froh, daß jemand ihm bestimmte Anweisungen gab, was er tun sollte. Er ging ins Haus, und Philip eilte zu Judith. Die ganze Nacht hatte sie den kleinen Philip mit unerbittlicher Ruhe gepflegt und nur ein- oder zweimal entsetzt das Gesicht verborgen, wenn seine Schmerzensschreie so qualvoll wurden, daß sie es nicht mehr ertragen konnte.
    Er öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Judith hatte sich auf das Bett geworfen und schluchzte in das Kissen. Philip setzte sich neben ihr nieder, zog ihre Schuhe aus und lockerte ihr Kleid.
    »Willst du nicht versuchen, ein wenig zu schlafen, Judith? Christine sorgt für ihn.«
    »Ich kann nicht.« Zitternd klammerte sie sich an ihn und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. »Ach, Philip, wenn er doch sterben muß, warum muß er dann so schrecklich leiden?«
    »Liebe Judith, er muß nicht sterben.« Philip versuchte, überzeugt zu sprechen. Sie sollte nicht erfahren, wie wenig Hoffnung er selbst noch hatte. »Die Krankheit verläuft nicht immer tödlich. Wenigstens die Hälfte der Menschen, die vom gelben Fieber befallen werden, kommt durch!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber er nicht«, sagte sie verzweifelt. »Philip, erinnerst du dich denn nicht, was ich ihm angetan habe?«
    »Judith!«
    Aber sie ließ sich nicht trösten. »Ich habe ihn in meiner Seele getötet. Gott hat noch elf Jahre gewartet, um mir zu zeigen, was ich getan habe. Die ganze Nacht mußte ich daran denken.«
    Vom Krankenzimmer her hörten sie schwach das Schreien des Jungen. Philip schauderte zusammen, und Judith legte die Hände über die Ohren. Aber dann erhob sie sich mühsam. »Laß mich zu ihm zurück!«
    Er versuchte sie zurückzuhalten. Sie sah wirklich aus, als ob sie jeden Augenblick zusammenbrechen müßte, wie David gesagt hatte, und die Dienerinnen hatten versprochen, sie zu rufen, wenn es schlimmer werden würde und man sie brauchte. Aber sie bestand darauf.
    »Ich kann ihn wenigstens halten, wenn die schweren Anfälle kommen. Die anderen verstehen das nicht so gut. Das kann nur eine Mutter.«
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, er mußte sie gehen lassen. Am Nachmittag fiel der kleine Philip in einen unruhigen Schlaf. Judith legte sich auf einer Matratze nieder, die sie in das Krankenzimmer hatte bringen lassen. David kam zur Tür und rief seinen Vater heraus.
    In den Negerhütten waren drei Leute am gelben Fieber erkrankt, berichtete er. Er hatte die Schwarzen sofort zu dem Krankenhaus der Plantage bringen lassen und allen anderen verboten, in ihre Nähe zu gehen. Philip schickte Christoph nach Silberwald, um bei Caleb anzufragen, ob Rita dort bleiben könnte.
    Als Christoph zurückkehrte, meldete er, daß in der ganzen Gegend das gelbe Fieber ausgebrochen sei. Zwei der Haussklaven in Silberwald waren am Morgen krank geworden. Von dort war er nach Lynhaven geritten. Er wollte Gervaise bitten, Rita bei sich aufzunehmen, aber dort erfuhr er, daß Walter Purcell mit furchtbaren Kopfschmerzen und blutunterlaufenen Augen von der Werft zurückgekehrt war, den Anfangszeichen des gelben Fiebers.
    In der Nacht regnete es, und am nächsten Tage war die Luft unerträglich feucht. Wasserpfützen standen überall auf dem aufgeweichten Boden. Am Mittag brachen vier Neger auf den Indigofeldern bei der Arbeit zusammen. Philip hörte kaum, was David ihm berichtete, denn er fürchtete für seinen Sohn, der überhitzt und mit dunkelrotem Gesicht von den Feldern zurückgekommen war. Unwillkürlich faßte Philip nach seinem Puls, um zu sehen, ob er fieberte, aber David beruhigte ihn.
    »Ich bin nicht krank, Vater. Das kommt nur von dieser entsetzlichen feuchten Schwüle – hast du schon jemals solches Wetter erlebt?«
    »Nein. Hast du gehört, wie es Walter Purcell geht?«
    »Schlechter, soviel ich weiß. Und Mrs. Durham ist heute morgen in ihrem Garten ohnmächtig umgefallen.«
    Philip schüttelte den Kopf. David setzte sich nieder und ließ die Reitpeitsche auf den Boden fallen.
    »Vater, die Sklaven auf den Feldern sind vollständig demoralisiert. Die Neger fürchten sich zu arbeiten und in den Hütten zu bleiben. Niemand tut auch nur das geringste.« Er schien zu hoffen, daß sein Vater ihn ermutigen sollte. Aber Philip sagte nur

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