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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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verächtlich, als sie eine Woche später Judith besuchte und über die Familie Valcour herzog.
    »Er liebt sie wirklich sehr, er betet sie geradezu an«, erwiderte Judith.
    Aber Mrs. St. Clair, deren Tochter mit Harry Purcell verlobt war, wollte davon nichts hören. »Sie hat ihre eigenen Kinder zugunsten eines Glücksjägers beraubt!«
    Judith hielt ihr entgegen, daß die jungen Purcells wirklich Verschwender sein müßten, wenn sie nicht mit den großen Einkünften aus den Werften auskommen könnten. Sie bewunderte die Tüchtigkeit, mit der Louis Valcour mit Gervaises Geld Lagerhäuser baute. Er kam geschäftlich glänzend vorwärts, und Gervaise schien mit ihrer Lage durchaus zufrieden zu sein. Sie war auch die erste Dame in der Gegend, die sich nach der aufsehenerregenden neuen Mode kleidete, und erschien in weitausgeschnittenen Kleidern mit hoher Taille, die durch einen Gürtel betont wurde. Die Röcke fielen lang und gerade herab wie bei einem Nachtgewand und enthüllten jede Linie einer Gestalt schonungsloser, als es einer Frau von siebenunddreißig Jahren lieb sein konnte.
    Es dauerte nicht lange, dann flüsterten sich die Frauen heimlich zu, daß Gervaise sich allem Anschein nach überhaupt nicht mehr schnüre. Judith fragte sie danach und erhielt eine freimütige Antwort.
    »Natürlich tue ich das nicht, denn ich bekomme ein Kind. Das kannst du ihnen ruhig erzählen. Ich bin gespannt, was sie dazu sagen werden!«
    Judith lachte. Gervaise wußte es selbst nicht, aber seitdem sie mit einem Kreolen verheiratet war und fast immer Französisch sprach, nahm ihr Englisch wieder diesen eigenartigen Akzent an, den sie sich früher mit allergrößter Mühe abgewöhnt hatte.

17
    D avid kam von Neuorleans zurück und war des Lobes voll über die vielen Entwicklungsmöglichkeiten, die der Anbau von Rohr bot. Ungeduldig wartete er darauf, daß die erste Ernte reifen sollte. Philip war erfreut über die Begeisterung seines Sohnes, obwohl er Judith heimlich seine Befürchtung eingestand, dieses Interesse möchte schwinden, bevor das Rohr geschnitten werden konnte.
    Judith war es nicht recht, daß er das sagte. Am nächsten Tag ging sie selbst aufs Feld hinaus und ermahnte David. Sie erinnerte ihn daran, daß dies sein erster selbständiger Versuch sei, an dem er beweisen müsse, ob er seine Aufgabe ernst nehme.
    »Ich glaube nicht, daß Vater dir ganz traut«, sagte sie warnend.
    »Ach, Vater ist furchtbar böse mit mir«, erwiderte David ironisch.
    »Wie meinst du das?«
    »Ach, hat er es dir nicht gesagt?« David strich über ein langes Rohrblatt. »Er denkt, ich habe in Neuorleans zuviel Schulden gemacht.«
    »Aber David!« rief sie vorwurfsvoll. »Du hattest doch versprochen, das nicht zu tun.«
    »Ja – aber wie konnte ich vorher wissen, daß das Geld, das er mir mitgab, nicht reichen würde? Ich mußte viele Geschenke für Mademoiselle Durand kaufen. Es würde dir doch auch nicht lieb sein, wenn ich einer jungen Dame aus Neuorleans den Hof machte, als ob ich nur ein armer Teufel wäre?«
    Judith seufzte. David hatte schon viel von der Schönheit und Anmut von Gervaises Nichte erzählt. Sie hoffte nur, daß er sich noch nicht ernstlich in das Mädchen verliebt hatte.
    »Wie stehst du denn zu Clélie Durand?« fragte sie.
    »Ach, Mutter, du mußt doch nicht gleich so anfangen! Sie ist ein nettes Mädchen, und sie gefällt mir, das ist alles. Vater hätte mich nicht auszuschimpfen brauchen, weil ich etwas mehr Geld ausgegeben habe.«
    »Nein«, gab sie lächelnd zu. »Das hätte er nicht tun sollen. Es waren deine ersten Ferien nach so langer Zeit. Soll ich darüber einmal mit ihm sprechen?«
    »Würdest du das tun?« fragte David. Er zeigte seine Erleichterung so offen, daß sie es versprach.
    Als sie zum Haus zurückgekehrt war, fragte sie Philip, ob David in Neuorleans verschwenderisch gelebt hätte.
    »Sieh her«, erwiderte er und legte einen Stoß Rechnungen vor sie hin. »Wenn er Einkäufe auf den Schiffen machte, mußte er es auf Kredit tun, denn er hatte das meiste Geld für Wetten bei den Hahnenkämpfen ausgegeben.«
    »Hahnenkämpfe?« fragte sie lachend. »Ist das alles? Wenn er nichts Schlimmeres getan hat als das, müßtest du eigentlich dankbar sein.«
    »Aber ich fürchte«, entgegnete Philip ernst, »daß er den Wert des Geldes nicht kennt. Das habe ich ihm auch gesagt. Er hat mir zwar versprochen, in Zukunft sparsamer zu sein, aber ich weiß nicht, wie lange dieser gute Vorsatz dauern wird.«
    Judith

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