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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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nicht anzusehen, daß sie sich deswegen irgendwie aufgeregt hatte. Sie sah auch nicht aus wie eine Frau, die vor sechs Monaten ihren Mann verloren hatte. Sie hatte die Trauerkleider bereits abgelegt und trug ein hübsches Kleid von rosenroter Farbe. Außerdem hatte sie das schwarze Haar mit einem feuerroten Band zurückgehalten. Ihr Gesicht hatte einen fast übermütigen Ausdruck, als ob sie sich heimlich über etwas freute.
    »Das war lieb von David, daß er Babette besuchte. Aber kommen Sie herein und trinken Sie ein Glas Wein mit mir! Der Himmel weiß, ich brauche eine kleine Stärkung. Meine lieben Kinder führen Krieg mit mir und möchten mich am liebsten in Stücke zerreißen«, sagte sie lachend. »Hat Emily es Ihnen schon erzählt?«
    »Ja, sie sagte, drinnen gäbe es Streit«, erwiderte Philip und lachte auch.
    »Er ist noch in vollem Gange, aber kommen Sie doch bitte herein.« Sie faßte ihn am Arm und schob die Vorhänge zurück. Ihre beiden älteren Söhne standen im Wohnzimmer und sahen düster drein. Sie begrüßten Philip, aber sie machten ein Gesicht, als ob sie ihn tausend Meilen fortwünschten. »Ich verheirate mich morgen wieder«, erklärte Gervaise, »und Harry und George tun so, als ob ich ihnen angekündigt hätte, daß ich ein Kontor berauben wollte.«
    Sie nahm eine geschliffene Glasflasche vom Tisch und schenkte Wein in die Gläser, während Philip ihre Söhne betrachtete. Harry war ungefähr so alt wie David, George ein paar Jahre jünger.
    »Hast du Mr. Larne aber auch alles erzählt?« fragte Harry.
    »Nein, mein lieber Junge«, entgegnete Gervaise unbefangen und reichte Philip ein Glas. »Das kannst du ja tun.«
    »Mr. Larne«, rief George aufgebracht, »vielleicht können Sie Mutter wieder zur Vernunft bringen. Was halten Sie davon?«
    Philip nahm das Glas in die Hand und verneigte sich vor Gervaise. Natürlich war er erstaunt, aber um sein Leben konnte er nicht begreifen, warum die Jungen über die Absicht ihrer Mutter so empört waren. »Offen gestanden«, sagte er zu ihnen, »geht mich die Sache ja nichts an. Da Sie mich aber um meine Meinung gefragt haben, möchte ich Ihnen aufrichtig sagen, daß es auch Sie nichts angeht.«
    Gervaise lachte laut, aber die beiden Purcells sprachen zu gleicher Zeit auf ihn ein.
    »Mr. Larne, er ist sechs Jahre jünger als sie –«
    »Und er hat keinen Pfennig Geld –«
    »Und Vater ist doch erst im vorigen August gestorben –«
    »Er kann weiter nichts als tanzen und das Klavichord spielen –«
    »Ich glaube, unsere Mutter hat den Verstand verloren!«
    Philip lachte nun auch. Die ungestüme Aufregung der beiden wirkte lächerlich gegen die heitere Ruhe, die Gervaise zeigte. Die kleine Emily verstand natürlich die Schwierigkeiten der Lage nicht, aber sie kicherte, als ob ihr die hitzige Unterhaltung Spaß machte.
    »Meine lieben Kinder, warum sagt ihr denn nicht die Wahrheit? Nun gut, ich werde es selbst tun.« Mit einer Handbewegung brachte Gervaise die beiden zum Schweigen. »Also hören Sie zu, Philip –«
    »Ja, Madame?«
    »Ich heirate einen wirklich sehr netten, liebenswürdigen jungen Mann. Er heißt Louis Valcour und kam voriges Jahr von Neuorleans nach Dalroy. Harry hat nicht ganz recht, wenn er behauptet, daß Valcour keinen Pfennig besitzt. Das stimmt nicht. Er hat etwas Geld, wenn auch nicht viel. Und da mein guter Mann nicht wünschte, daß ich jedesmal Harry um Erlaubnis fragen müßte, wenn ich ein paar Einkäufe machen wollte, vermachte er mir einen bedeutenden Teil seines Vermögens, und wenn ich heirate, nehme ich meinen Anteil mit. Das ist der eigentliche Grund für den Widerstand meiner Söhne, aber sie tun so, als ob es ihnen nicht paßte, daß er Klavichord spielt.«
    Sie goß sich selbst ein Glas Wein ein und stützte den Ellbogen auf die Stuhllehne, während sie trank. Das feuerrote Band stand wunderbar zum Schwarz ihrer Locken. Sie sah wirklich wie eine junge Frau aus, nicht zaghaft und unerfahren, sondern beherrscht und ruhig. Sie war sicher, daß sie erhielt, was sie sich wünschte, und dieses Bewußtsein erfüllte sie mit stiller Freude.
    Philip dachte daran, daß man Gervaise als junges Kreolenmädchen von vierzehn Jahren einem Farmer aus Neuengland übergeben hatte, dem sie eine treue, gehorsame Frau und Haushälterin sein sollte. Gervaise war in ihrer Ehe nicht unglücklich geworden. Walter Purcell, ein aufrechter und ehrlicher Charakter, hatte ihr gegenüber seine Pflicht erfüllt, und sie hatte die ihre

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