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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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passieren – nach all dem Unglück, das wir schon durchgemacht haben! Dann hätten wir ja auch in Pennsylvanien bleiben können!«
    Judith legte die Hand auf den Arm der zukünftigen Schwiegermutter Ritas. »Es wird vermutlich nicht viel Unterschied machen. Ein paar neue Paraden, sonst werden wir nicht viel davon merken.«
    Aber als die Gäste sich verabschiedet hatten und sie ein einfaches Kleid zum Nachtessen anlegte, fragte sie Philip, ob sich wohl wirklich jemand darüber freute, daß sie nun Amerikaner waren. »Wir haben hier Spanier, die natürlich am liebsten zu Spanien gehören möchten, Franzosen, die den Anschluß an Frankreich wünschen, und eine Menge Leute wie die Heriots –«
    »Und ebenso viele, die sich wie wir daran gewöhnt haben, keiner bestimmten Nation anzugehören, und sich keine weiteren Sorgen darüber machen«, entgegnete Philip. »Immerhin, meint Chris, es wäre gut für den Verkehr und Handel auf dem Strom. Die Amerikaner sollen sehr unternehmungslustig sein.«
    »Carl möchte sofort heiraten«, erzählte Judith unvermittelt, »aber Rita will die Hochzeit bis zum April verschieben, damit sie richtige Orangenblüten im Haar tragen kann.«
    »Du mußt ihr sagen, daß der Termin im April sehr gut paßt, denn Emily möchte David überreden, bis zum Juni zu warten, damit sie Kallablüten tragen kann. Aber jetzt wollen wir essen.«
    Ritas Wunsch, sich als Braut mit Orangenblüten zu schmücken, ging in Erfüllung. Sie wurde in dem großen Wohnzimmer von Ardeith unter einem herrlichen Bogen aus weißen Rosen getraut. Eine der neu angelegten Straßen in der Stadt führte durch das Eigentum der Familie Heriot, und Carl baute dort ein Haus. Es war nicht besonders groß, aber sehr gemütlich, und es stand in einem großen Garten.
    »Es kann ein recht hübscher Besitz werden, wenn wir alles angepflanzt haben«, sagte Rita. Das sollte heißen, wenn das Bau- und Feuerholzgeschäft sich so weit hob, daß sie sich einen Gartenarchitekten leisten konnten.
    Judith freute sich, daß Carl und Rita so zuversichtlich über ihre Zukunft dachten. Ein kleines Haus auf einem großen Grundstück zu errichten, war ein gutes Zeichen für die Hoffnungsfreudigkeit dieser Generation.
    Zwei Monate nach Ritas Hochzeit folgte Davids Trauung. Er und Emily verbrachten ihre Flitterwochen in Neuorleans, und im Juli brachte er seine junge Frau dann nach Ardeith.
    Judith stellte große Vasen mit Rosen in das Schlafzimmer und Schalen mit Gardenien auf den Tisch in Emilys Wohnzimmer. Wie ruhig es doch im Hause war, dachte sie, als sie die Blumen ordnete. In den letzten Wochen war sie zum erstenmal wieder mit Philip allein gewesen, seitdem sie in dem Blockhaus gelebt hatten. Als sie sich ausmalte, wie ganz anders Emilys Einzug in das eigene Heim sein würde als der ihre, überkam sie ein unerklärliches, sonderbares Gefühl von Stolz und Trauer.
    Sie vergewisserte sich noch einmal, ob alles bereit war. Emily sollte empfangen werden, wie es ihr als der jungen Frau gebührte. Alle standen vor dem Hauseingang – die Haus- und die Feldsklaven und die Aufseher –, denn es war ein Festtag für die ganze Plantage. Wie viele Menschen waren es doch! Drei- bis vierhundert Neger und zehn Aufseher mit ihren Familien warteten vor dem großen Herrenhaus, um ihrem jungen Herrn und seiner Frau ihre Ehrerbietung zu zeigen und ihnen den Willkommensgruß zu entbieten. Eines Tages würde ja das junge Paar die Herrschaft führen und sie alle regieren.
    Judith sah einen Wagen, der auf der Straße heranfuhr, trat eilig auf die obere Galerie hinaus und stieg dann die Treppe hinunter. Auf der unteren Veranda standen Philip, Caleb Sheramy, Roger und Martha, Rita und Carl, Christoph und Audrey.
    »Sie kommen«, sagte Judith zu Philip.
    Er trat zu den Stufen, die zur Haustür hinaufführten, und zog an dem Tau der großen Plantagenglocke. So selten wurde sie geläutet, daß ihr Klang eine fast orakelhafte Vorbedeutung hatte. Ihre Stimme ertönte nur bei feierlichen Gelegenheiten oder bei dringenden Notfällen, und wenn sie erscholl, mußte jeder auf der Plantage das Werkzeug oder das Gerät niederlegen und zum Herrenhause kommen.
    Die Glocke läutete, und Martha hielt sich die Ohren zu. »Das ist ja ein furchtbarer Lärm!« sagte sie. »Wie das Dröhnen des Schicksals.«
    Die Sklaven, die sich im Gras niedergelassen hatten, standen auf. Auch die Familie auf der Veranda erhob sich, und die Kapelle im Wohnzimmer begann leise zu spielen. Judith ging zu der

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