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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Nachbarin, auf die Kinder aufzupassen, und ging wieder auf die Docks, um Früchte zu verkaufen.
    Als Gideon vor Gericht gestellt wurde, war sie auch zugegen, fand aber, daß kaum einer von den Leuten klar sprechen konnte. Sie redeten alle durcheinander, englisch, französisch und spanisch zu gleicher Zeit. Gideon hatte Spanisch von seiner Mutter gelernt, und Esther hatte etwas Französisch auf den Docks aufgeschnappt. Aber die Leute bei Gericht drückten sich nicht mit den Worten aus, an die sie und Gideon gewöhnt waren. Einer der Richter verstand kein Wort Englisch, ein anderer konnte nicht spanisch sprechen. Einige Schreiber mußten dauernd übersetzen und rückübersetzen, bis Esther schließlich so verwirrt war, daß sie überhaupt nicht mehr wußte, worüber sie redeten. Sie verlangten, daß Gideon ein Schriftstück unterzeichnen sollte, aber der konnte nur verstört den Kopf schütteln. Er versuchte, ihnen klarzumachen, daß er nicht wüßte, wie er seinen Namen schreiben sollte.
    Dann verkündete ein Mann mit einer langen Nase, daß Gideon Upjohn ins Gefängnis zurückgebracht werden sollte. Er war des Mordes schuldig gesprochen und sollte deshalb gehängt werden. Drei Männer sprachen nacheinander und verkündeten das Urteil in drei verschiedenen Sprachen, und es war die einzige Darlegung, die Esther an diesem Tage deutlich verstand. Sie schrie laut auf, eilte zu Gideon, umarmte ihn und schluchzte laut.
    Aber ein Mann zog sie fort. »Seien Sie doch ruhig, junge Frau«, sagte er. »Nehmen Sie es nicht so schwer!«
    »Aber hören Sie doch!« rief Gideon. »Ich habe Ihnen doch gesagt –«
    Aber sie befahlen ihm, den Mund zu halten, und führten ihn ab.
    Esther schleppte sich nach Hause. Dort setzte sie sich auf den Boden und nahm ihre beiden Kinder in die Arme, aber sie hatte kaum noch Kraft zu weinen. Während sie noch bei ihnen saß, kam der Mann, der die Miete einsammelte. Er müßte das Geld jetzt haben, erklärte er. Drei Tage wäre sie schon im Verzug.
    »Ich habe nicht ein einziges Kupferstück«, erwiderte Esther düster. Sie hatte das Gefühl, als ob alles in ihr tot und erstorben wäre.
    Der Mann wiederholte, daß er nicht länger warten könne. Wenn sie jetzt die Miete nicht bezahle, müsse sie am nächsten Morgen aus der Wohnung heraus. Er würde schon in aller Frühe kommen, und wenn sie dann nicht ausgezogen sei, würde er sie und die Kinder auf die Straße setzen.
    Die Kleinen schrien, weil sie etwas zu essen haben wollten. In einem Sack fand Esther schließlich noch ein wenig grobgemahlenen Mais und kochte ihn für die Kinder. Dann legte sie sich auf ihr Lager und nahm die beiden in die Arme. Ihr Mann sollte also an den Galgen und sie selbst auf die Straße geworfen werden! Nein, das durfte nicht geschehen. Niemand durfte ihrem Mann und ihren Kindern das antun, solange sie noch lebte und handeln konnte. Gideon mochte sagen, was er wollte, morgen würde sie nach Silberwald gehen und sich eher umbringen lassen, als daß sie nicht Mr. Sheramy sagte, was sie ihm sagen wollte.
    Am nächsten Morgen stand sie frühzeitig auf, packte ihre Habe in ein Bündel und brachte es mit den Kindern zu Lulie. Als sie ihrer Schwägerin erzählte, daß sie keine Wohnung mehr hätten, erbot sich Lulie, die Kinder für diesen Tag bei sich zu behalten. Esther ließ sie ruhig denken, daß sie selbst zum Gefängnis ginge, um sich von Gideon zu verabschieden.
    Dann machte sie sich auf den Weg nach Silberwald. Es wurde glühend heiß, als die Sonne höher stieg. Sie hatte sich so sauber und gut wie möglich angezogen und trug auch ihre Schuhe, aber wenn die Wagen vorüberfuhren, wirbelten die Hufe der Pferde so viel Staub auf, daß sie schon schmutzig war, bevor sie nur eine Meile zurückgelegt hatte. Sie fühlte ein unerträgliches Jucken auf der Kopfhaut unter dem Hut, und die Hitze wurde immer qualvoller.
    Die Wege zwischen den einzelnen Pflanzungen waren ihr unbekannt, und sie rief einen Neger an, der auf einem Wagen durch die Baumwollfelder fuhr.
    »Wo ist Silberwald?« fragte sie.
    Er streckte die Hand mit der Peitsche aus. »Weiter Straße hinauf.«
    »Ist es weit?«
    »Ja, noch großes Stück.«
    Esthers Hände verkrampften sich. »Fährst du zufällig dorthin? Kannst du mich auf dem Wagen mitnehmen?«
    »Nein, ich fahren nicht dorthin, weiße Frau. Ich müssen mich um meine Arbeit kümmern. Haben keine Zeit, Leute spazierenzufahren.«
    Er schlug auf die Maultiere ein, und der Wagen fuhr weiter.
    Esther setzte

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