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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Schiffe den Fluß heraufkommen und ihnen schöne Schuhe von Neuorleans bringen! Sie haben so viel Geld, daß sie selbst im heißesten Wetter Schuhe tragen. Und dieser Roger Sheramy ist doch dein eigener Bruder!«
    »Um Gottes willen, hör auf! Im Juni wird das Wasser wieder niedriger sein.«
    »Gewiß«, sagte Esther, »aber ich werde das Kind schon im Mai haben.«
    »Aber ich schwöre dir, Esther, diese Leute haben keine Ahnung, wie es uns geht, wenn der Fluß Hochwasser führt. Meine Mutter hat doch selbst auf Silberwald gelebt, und die wußte es genau. Sie hat immer gesagt, wenn man viel hat, so hat man doch immer noch etwas, worüber man sich sorgt.«
    »Ich verstehe nicht, daß man sich noch Sorgen machen kann, wenn man so reich zu leben hat«, antwortete Esther müde.
    Bei der zweiten Geburt starb sie beinahe. Lulie kam zu ihr und pflegte sie, und die Frauen aus der Nachbarschaft brachten ihr Reis und Früchte, damit sie wieder zu Kräften kommen sollte, obwohl sie für ihre eigenen Familien kaum genug hatten. Das Kind war winzig und verrunzelt, und Gideon wunderte sich, daß es überhaupt am Leben blieb, denn Esther hatte keine Milch. Aber drei andere Frauen in der Straße, die auch Kinder nährten, wechselten miteinander ab und gaben ihm zu Anfang die Brust, so daß es wenigstens nicht verhungerte. In solchen Zeiten konnte man wirklich sehen, wie gut die Menschen doch im Grunde waren, dachte Gideon manchmal. Wenn es nicht soviel Kummer und Elend gäbe, würde man das niemals erkennen.
    Schließlich gelang es ihm, Zimmermannsarbeit zu bekommen. Die Purcells nützten die Zeit des geringen Warenverkehrs aus, um ihre Lagerschuppen zu reparieren. Es fiel Gideon schwer, denn er war nicht an solche Tätigkeit gewöhnt, und er verstand auch nicht viel davon. Aber er war doch glücklich, daß er überhaupt Beschäftigung gefunden hatte, während so viele andere arbeitslos waren. Es sah so aus, als ob das Hochwasser überhaupt nicht mehr heruntergehen würde. Anstatt daß es zu einem Höchststand und einer Überschwemmung der Plantagen an den Ufern kam, stieg der Fluß nur bis nahe an den oberen Rand der Ufer. Verheerende Überflutungen traten nicht ein, aber die Strömung blieb so stark, daß sie die Schiffahrt verhinderte. Noch niemals war das Frühjahr so bitter und hart für die Dockarbeiter gewesen.
    Gideon machte sich manchmal Gedanken, ob er überhaupt so weiterleben könnte. Er mühte und plagte sich, bis ihn der Rücken schmerzte, und doch konnte er nicht genug verdienen, um seine Familie zu unterhalten. Immerhin fand er es noch erträglicher, sich auf dem Dock aufzuhalten, als nach Hause zu gehen. In dem Zimmer war es heiß, und es roch immer nach abgestandenem Essen und Windeln, die zum Trocknen aufgehängt waren. Der kleine John wimmerte und weinte auf seinem Bett, und Gardy lief überall umher und sah schmutzig aus, weil sie so oft auf die Erde fiel. Und Esther war so gereizt, daß er kaum wagte, sie anzusprechen. Er machte ihr keine Vorwürfe, denn er wußte, daß es für sie ebenso schwer war wie für ihn, vielleicht noch viel schwerer. Aber eines Abends verlor er doch jede Selbstbeherrschung, als er nach Hause kam und Esthers Vater in der Wohnung fand.
    Er wollte ihm nichts tun, aber als er den Alten sah, drehte sich alles um ihn. Der kleine John lag winselnd auf dem Bett, und Gardy schrie vor Schrecken, als der Alte Esther an den Schultern schüttelte und sie anbrüllte: »Ich weiß, daß du einen Mann hast, der viel Geld verdient! Du mußt mir etwas geben, daß ich mir Whisky kaufen kann.«
    Als Gideon die Tür öffnete, lief Gardy auf ihn zu, um bei ihm Schutz zu suchen. Dabei stolperte sie über den Fuß des Alten, und der stieß nach ihr. Gideon geriet außer sich vor Wut, packte das Fleischmesser, das auf dem Tisch lag, und stach den Alten in die Kehle.
    Als er wieder zur Besinnung kam und Esthers Vater in einer großen Blutlache auf dem Boden liegen sah, fühlte er keine Reue.
    Aber die Tür stand offen, und eine Frau in der Gasse schrie entsetzt auf. Sie lief zum nächsten Haus, und wenige Sekunden später drängten sich in Gideons Stube die Leute. Die Frau rief laut, die beiden Männer hätten einen Streit miteinander gehabt, und der Junge hätte den Alten umgebracht. Darauf nahmen sie Gideon mit und brachten ihn zur Wache.
    Esther glaubte bestimmt, man würde ihn gehen lassen, wenn sie den Leuten beim Gericht erklärte, wie alles gekommen war. Aber inzwischen mußte sie etwas tun. Sie bat eine

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