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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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hinter ihm her.
    »Bleib, wo du bist!« sagte er über die Schulter.
    Aber sie folgte ihm die Stufen hinunter und den Weg entlang. Josh lief auch hinter ihr her. Mit langen Schritten ging Caleb auf sein Pferd zu und sprang in den Sattel. Keuchend stürzte die Amme auf ihn zu.
    »Massa Caleb, bitte, Massa Caleb, kleine Kind nicht fortnehmen!« Ihre Stimme klang schrill vor Furcht.
    »Halte deinen verdammten schwarzen Mund und laß meinen Steigbügel los!«
    »Aber Massa Caleb, ich dürfen Kind nicht geben – ich Dienerin von Massa Philip – er mir nicht sagen, daß ich Ihnen Baby geben sollen!«
    »Schweig!« befahl Caleb barsch. »Und du, mache, daß du aus dem Wege gehst«, wandte er sich an Josh. »Sonst bekommst du mit der Peitsche ein paar über den Rücken! Fort von hier!«
    Er schlenkerte mit dem Fuß, so daß die Amme den Steigbügel loslassen mußte, und trieb das Pferd an.
    Die Schwarze schluchzte verzweifelt. Der kleine Roger wachte nun ganz auf und begann heftig zu schreien, aber Caleb sah sich nicht um und ritt schnell davon.
    An demselben Nachmittag noch kamen Philip und Judith nach Silberwald, aber Caleb blieb unnachgiebig und ließ nicht mit sich reden.
    »Wenn du sie sehen könntest«, sagte Philip schließlich, »würdest du mehr Mitleid mit ihr haben.«
    Caleb antwortete nicht.
    »Weißt du auch«, wandte Judith sich erregt an ihn, »daß du sie beinahe getötet hast? Als du das Kind wegnahmst, stand sie aus dem Bett auf und versuchte, hinter dir herzulaufen. Angelique fand sie in der Halle. Dolores war noch zu schwach, um zu gehen, und wahr ohnmächtig umgesunken.«
    »Wollt ihr beide jetzt bitte gehen und mich in Frieden lassen?« rief Caleb. »Es ist mein Kind, und sie soll es nicht aufziehen, damit es nicht einen ebenso schlechten Charakter bekommt wie sie. Also, geht ihr jetzt?«
    Judith nahm ihre Handschuhe auf, aber Philip trat auf seinen Schwager zu.
    »Noch einen Augenblick, Caleb. Darf ich wissen, was du mit Dolores beabsichtigst? Sie ist immerhin deine Frau.«
    Caleb spielte nervös mit einem vorstehenden Rohrende an der Wiege des Kleinen. »Ja. Darüber möchte ich mit dir sprechen. Es war sehr freundlich von dir, daß du sie so lange bei dir behalten hast.«
    »Ich nehme an, daß du nicht mehr mit ihr zusammenleben willst, nachdem du ihr das Kind auf diese Weise fortgenommen hast?«
    »Du brauchst nicht zu befürchten, daß sie dir weiterhin zur Last fällt, Philip. Ich habe sie geheiratet, und ich werde für sie sorgen, wie es meine Pflicht ist. Ich hatte den Plan, ihr ein Haus in Dalroy zu kaufen oder in Neuorleans, wenn sie lieber dort wohnen will, und ihr eine vierteljährliche Rente auszusetzen. Das Haus kann sie bekommen, sobald sie kräftig genug ist, um Ardeith zu verlassen.«
    Philip zuckte die Schultern. »Nun gut«, erwiderte er kurz.
    »Caleb«, sagte Judith zornig, »du bist ein hochmütiger, selbstgerechter Pharisäer!«
    Dann verließ sie mit Philip das Haus.
    Caleb umgab das kleine Kind mit geradezu fanatischer Zärtlichkeit. Er hatte bisher nur wenige Menschen geliebt, aber an denen, die ihm teuer waren, hing er mit unverbrüchlicher Treue. Und nun schien alles, was er an zurückgehaltener Liebe und Zuneigung in sich trug, auf das Kind überzugehen. Seine Liebe grenzte fast an Verehrung, und das Gefühl, daß ihm dieses Kind gehörte, war so stark, daß er wünschte, er könnte Dolores vergessen, die Roger das Leben gegeben hatte. Aber das gelang ihm nicht, und unwillkürlich erinnerte er sich immer wieder an die begehrenswerte schöne junge Frau, die er nach Silberwald gebracht hatte, nicht an die Lügnerin mit dem nichtswürdigen Charakter, als die sie sich entpuppt hatte. Als er sich dabei ertappte, stieg seine Empörung aufs neue. Er verhärtete sein Gemüt und entschloß sich, den anderen zu zeigen, daß ihre Macht über ihn gebrochen war.
    Als zwei Wochen vergangen waren, konnte er sich das Haus kaum noch ohne den kleinen Roger vorstellen. Am Abend des vierzehnten Tages beobachtete er, wie die Amme alles vorbereitete, um das Kind zu Bett zu bringen. Er lächelte beglückt. Auf diesen Augenblick freute er sich den ganzen Tag. Er nahm den Jungen auf den Arm, ging mit ihm auf und ab und wiegte ihn, bis er eingeschlafen war.
    »Sie sein so lieb zu ihm wie eine Frau«, sagte die Amme, als sie ihr eigenes schwarzes Baby in die Wiege bettete, die in der Ecke stand.
    Caleb legte Roger behutsam unter die Decken, flüsterte gute Nacht und schlich auf Zehenspitzen quer

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