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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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diese Dinge in den Schoß gelegt hatte. Sie besaß ein wunderschönes Haus, hatte eine große Anzahl von Sklaven, prächtige Kinder und einen Mann, der sie verehrte. Bevor sie einschlief, betete sie zu Gott, er möchte sie so gut machen, daß sie dieser Schätze auch wert wäre, und sie bat, er möchte Caleb verzeihen, der in seiner Unvernunft und Hartnäckigkeit nicht wußte, was er tat.
    Am nächsten Morgen ritt Philip in der Frühe auf die Indigofelder hinaus. Als er gegen Mittag zurückkehrte, wartete Judith ängstlich auf ihn.
    »Philip, sie ist bis jetzt noch nicht aus ihrem Zimmer gekommen – glaubst du nicht, daß ich einmal hineingehen soll?«
    »Mach die Tür einen Spalt auf und sieh hinein, ob sie wach ist. Es ist ja möglich, daß sie die ganze Nacht keine Ruhe gefunden hat und erst gegen Morgen eingeschlafen ist. Aber wenn sie noch weint, tut ihr etwas Mitgefühl sicher gut.«
    »Das dachte ich auch.« Judith ging durch die Halle zu dem Zimmer ihrer Schwägerin. »Dolores?« fragte sie leise durch die Tür.
    Als keine Antwort kam, klinkte sie die Tür behutsam auf, um kein Geräusch zu machen. Dabei merkte sie, daß diese nur angelehnt war.
    »Philip, Philip, komm her!« rief sie erschreckt.
    Er eilte zu ihr. »Was gibt es denn?«
    »Sie ist fort, Philip! Und sie hat alles mitgenommen!«
    Er trat hinter ihr ins Zimmer.
    Das Bett war nicht aufgedeckt, aber die Steppdecke zerknittert, und das Kissen glich einer formlosen Masse, als ob jemand es umarmt, dann mit Fäusten geschlagen und darauf wieder umarmt hätte. In dem Raum herrschte so große Unordnung, als ob jemand in aller Eile aufgebrochen wäre. Ein Strumpf, ein Stück Spitze und ein buntes Seidenband lagen auf dem Fußboden, Schubladen waren aufgezogen und geleert. Das Licht, das auf dem Tisch gestanden hatte, war vollkommen ausgebrannt. Philip warf einen Blick auf das Fenster. Die Läden waren weit geöffnet. Das Haus war nicht besonders hoch gebaut; eine Kiste aus dem Fenster hinunterzulassen, daraufzutreten und nach unten zu klettern, mußte einer so gewandten jungen Frau wie Dolores nicht schwergefallen sein.
    Judith faßte ihn am Arm.
    »Glaubst du, daß sie nach Silberwald gegangen ist?«
    »Ich weiß es nicht. Warte einen Augenblick.« Er ging hinaus. Judith sah sich im Zimmer um und entdeckte eine umgestoßene Whiskyflasche auf dem Boden, die zum Teil ausgelaufen war. Kurz darauf kam Philip zurück.
    »Meine Pistolen und Schießwaffen sind alle an ihrem Platz. Aber ich habe Josh den Auftrag gegeben, ein Pferd zu satteln und in Silberwald nachzufragen, ob sie dort etwas von ihr gesehen haben.« Er lächelte ironisch. »Ich glaube aber nicht, daß sie sich dorthin gewandt hat.«
    »Warum denn nicht?«
    »Sie hat das Geld genommen, das in der Schreibtischschublade im Gewehrzimmer lag.«
    »Um Himmels willen! War es viel?«
    »Vier oder fünf Pfund. Jedenfalls genug, daß sie damit nach Neuorleans zurückkommen kann.«
    »Sie hat auch meine silberne Pomadendose mitgenommen«, rief Judith empört. »Alles, was ihrer Meinung nach genug Wert hatte, um es zu verkaufen, hat sie fortgeschleppt!«
    »Die arme Frau. Ich bedaure sie.«
    »So etwas verstehe ich nicht«, sagte Judith erregt. »Das ist nun die Belohnung dafür, daß man versucht hat, gut und freundlich zu sein. Du hättest ihr doch das Reisegeld nach Neuorleans gegeben, wenn sie dich darum gebeten hätte – das hätte sie wissen sollen.«
    »Verstehst du denn nicht, daß es ihr leichter fiel, das Geld zu stehlen, als noch einmal um eine Wohltat zu bitten?«
    »Ach, ich weiß nicht. Was soll denn jetzt aus ihr werden?«
    »Meiner Meinung nach wird sie es uns danken, wenn wir sie in Ruhe lassen und uns nicht bemühen, es herauszufinden.«
    Josh kehrte von Silberwald mit der Nachricht zurück, daß man dort nichts von Dolores gesehen und gehört hatte. Judith war inzwischen in immer größere Aufregung geraten, denn Dolores hatte auch die Börse mit dem Wirtschaftsgeld genommen, außerdem drei kleine Silberbecher mit Goldrand, die zu einem für teures Geld aus Frankreich eingeführten Satz gehörten. Auch einige goldene Zahnstocher aus dem Speisezimmer und verschiedene andere Dinge von geringerem Wert waren verschwunden.
    Judith rief Philip zu, daß dies eine Strafe für ihn wäre, weil er den Grundstock seines Vermögens von einem Piratenschiff gestohlen hätte.
    Er zuckte nur die Schultern und sagte, das könne wohl so sein.

9
    F lachboote und Fahrzeuge mit scharfen Kielen lagen

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