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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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zugegeben, daß sie nach dieser Gegend der Wasserfront ging, aber aus ihrer Erfahrung von Neuorleans her wußte sie, was sie in der Königstaverne finden würde. Sie hätte triumphierend auflachen mögen bei dem Gedanken, wie bestürzt Judith und Gervaise sein würden, wenn sie allein in eine solche Kneipe kämen und wie sicher sie selbst sich dort fühlte.
    Der vordere Raum war niedrig, aber sehr groß. Bierfässer lagen umher, und an den Wänden standen lange Tische mit Bänken. Ein pockennarbiger Mann und eine schlampige Frau bedienten hinter dem Schanktisch. Auf einer Reihe von Brettern hinter ihnen standen Weinflaschen und Platten mit Brot, Käse und Fleisch. Viele Fliegen schwirrten um die Speisen und den Schanktisch, auf dem Bier und Schnaps verschüttet waren. Gruppen von Männern saßen an den Tischen und tranken, darunter auch einige Frauen. Es waren noch nicht viele Gäste hier, denn es war noch nicht Mittagszeit. Am Abend würde der Raum bis auf den letzten Platz besetzt sein.
    Dolores ging zu dem Schanktisch und stützte die Ellbogen darauf.
    »Ich möchte ein Zimmer haben«, sagte sie zu der dicken Frau. »Für heute nacht. Aber ich will jetzt schon hineingehen.«
    »So?« fragte die Frau.
    Dolores hörte, daß ein Mann hinter ihr sie ansprach, aber sie kümmerte sich nicht darum.
    »He, du hübsches Ding!« sagte er.
    Sie zog die Geldbörse aus dem Ausschnitt. »Ich kann dafür zahlen«, sagte sie kurz. »Wieviel kostet es?«
    Als die Frau das Geld sah, war sie beruhigt. Sie forderte einen höheren Preis, als es üblich war, aber Dolores war zu erschöpft, um mit ihr zu feilschen. Als sie einen Schilling auf den Schanktisch legte, fiel ihr noch etwas ein.
    »Ein reines Bettuch für zwei Pence?«
    »Vier Pence.«
    »Ich gebe drei«, erklärte Dolores. »Hier sind sie. Aber ich habe gesagt, ich will ein reines Bettuch haben, nicht eines, auf dem schon jemand geschlafen hat und das wieder zusammengefaltet worden ist.«
    »Ist das Ihr Neger?« fragte die Frau und zeigte auf den Jungen, der die Kiste trug.
    »Ja. Er schläft aber nicht hier. Warten Sie einen Augenblick, ich will auch einen Schlüssel haben.«
    »Wozu brauchen Sie einen Schlüssel? Es ist doch ein Riegel an der Tür.«
    Aber diesmal war Dolores hartnäckig trotz ihrer großen Müdigkeit. »Ich muß ihn haben.«
    Die Frau wühlte in ihren Schürzentaschen und in verschiedenen Schubladen. Schließlich fand sie auch einen Schlüssel. Dolores gab ihr noch einen Penny für ihre Mühe, dann folgte sie ihr auf den Flur hinaus zu einem Schlafzimmer.
    Der Raum war dunkel, und es roch darin nach Zwiebeln, Tabak und Schweiß. Die Fensterläden waren geschlossen; eine zerbrochene Scheibe hatte man mit Lumpen zugestopft. An der Wand stand ein Bett mit einer schmutzigen Decke und einem unbezogenen Kissen, das nach dem Übernachten des letzten Gastes nicht einmal aufgeschüttelt worden war. Außerdem sah Dolores noch einen geflochtenen Stuhl, der aber durchgesessen war.
    »Geben Sie mir das Bettuch und den Schlüssel«, sagte sie. »Und hören Sie zu. Ich habe für dieses Zimmer bezahlt. Sorgen Sie dafür, daß niemand mich belästigt.« Dann wandte sie sich an den Jungen, der ihren Kasten auf den Boden setzte.
    »He, bringe mir noch einen Krug Wasser, dann will ich dich bezahlen und du kannst gehen.«
    Die dicke Frau versprach Dolores, daß sie ungestört bleiben sollte. Ein häßliches Grinsen ging über das Gesicht von Dolores. Sie hatte für alles bar bezahlt, und es war soweit gut gegangen. Aber wenn sie weiterhin so viel Geld ausgeben mußte, würde sie nicht nach Neuorleans kommen.
    Der Negerbursche brachte einen Zinneimer mit Wasser, erhielt seinen Lohn und ging fort.
    Dolores machte die Türe zu und drehte den Schlüssel von innen um. Sie sah eine Schabe, die über den Fußboden kroch, aber sie kümmerte sich nicht darum. Sie war zu müde, um sie totzutreten. Schnell kniete sie nieder, hielt das Gesicht über den Eimer und trank wie ein durstiger Hund. Das Wasser kühlte ihre Kehle.
    Als sie das Fenster öffnete, konnte sie auf den hinteren Hof sehen, auf dem sich Hühner und ein paar Schweine umhertrieben. Es spielten auch drei schmutzige Kinder dort, aber die Luft, die hereinkam, war besser als die abgestandene in der Kammer. Das saubere Bettuch lag auf dem Stuhl. Dolores warf die Decke auf den Boden und suchte die Matratze nach Wanzen ab. Als sie nur ein paar Ameisen fand, atmete sie auf. Das Bettuch war zwar grau, aber immerhin sauberer als

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